Aufstand im Büro

Chef-Mobbing

26.03.2019
Von Helene Endres und Klaus Werle

Gezielt gestreute Gerüchte

Mit zunehmender Größe eines Unternehmens nimmt die persönliche Verpflichtung ebenso ab wie die direkte Kommunikation: In Großkonzernen wird mehr sabotiert als in mittelständischen Familienbetrieben. Dazu kommen Angst um den Job und erhöhter StressStress - fertig ist ein gefährlicher Nährboden für Illoyalität. Alles zu Stress auf CIO.de

Wie sehr sich Firmen dessen inzwischen bewusst sind, zeigt die hohe Rate an Freistellungen. "Seit einigen Jahren werden 100 Prozent des Top-Managements und etwa die Hälfte der Mittel-Manager nach einer Kündigung sofort freigestellt. Vor 40 Jahren war so etwas die Ausnahme", sagt der Frankfurter Arbeitsrechtler Ulrich Fischer. Auch wenn es teuer kommt, einen Top-Manager bei vollen Bezügen in seiner unfreiwilligen Auszeit lieber golfen zu lassen, ist das gegebenenfalls der geringere Schaden. Denn ist ein Mitarbeiter erst einmal gekündigt, ist sein Rachebedarf groß. Und die Hemmungen sind niedrig: Angst vor Sanktionen hat er keine mehr - wen kratzt die Abmahnung, wenn er ohnehin schon gekündigt ist?

Es ist ja auch so einfach, der elektronischen Post sei Dank. Schnell sind Mails an den Vorgesetzten geschrieben, die pornografische Darstellungen von Kindern enthalten ("Hier sind die Bilder, um die Du gebeten hattest") oder in denen sich die Konkurrenzfirma für die vermeintliche Unterstützung großzügig bedankt: "Schauen Sie doch mal auf Ihr Konto - wir haben den Betrag ein wenig aufgerundet."

In der Regel beginnt der Reigen der Gehässigkeiten allerdings weniger dramatisch. Nämlich damit, erst mal gar nichts mehr zu machen - maximal Dienst nach Vorschrift. Wichtige Informationen werden nicht weitergeleitet, Kundentermine vergessen, das Handy bleibt aus.

Weiter geht es mit gezielt gestreuten Gerüchten quer durch die Branche. Da wird wie zufällig mal ein "Wenn Sie wüssten ... " fallen gelassen oder Sätze wie "Die Tage von Herrn Y sind ja ohnehin gezählt". Als Nächstes wechseln materielle und immaterielle Güter den Besitzer, vom Beamer bis zur vertraulichen Adressdatei.

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