Offshoring
China holt nur langsam auf
Und schließlich ist der mangelnde Schutz geistigen Eigentums in China ein Problem. Schätzungen von BSA (Business Software Alliance) und IDC zufolge wurden mehr als 80 Prozent der in China verwendeten Software nicht regulär erworben (Indien: 69 Prozent). Das ist nicht gerade ermutigend für Firmen, die ihre Anwendungsentwicklung nach China verlegen wollen.
Die Lohnkosten in China und Indien haben sich in den letzten Jahren stark angenähert. Auch die Lohnsteigerungsraten sind mit zuletzt 14 bis 15 Prozent auf ähnlichem Niveau. Laut DB Research liegt der Durchschnittslohn im Bereich IT-Services und Softwareentwicklung in China bei 6000 Euro pro Jahr. Und das ist für dortige Verhältnisse noch viel: Der Durchschnittslohn über alle Branchen hinweg beträgt nur 2100 Euro. Allerdings gibt es sehr große regionale Unterschiede. So variiert das Jahresgehalt eines IT-Spezialisten von 2100 Euro in der Provinz Gansu bis mehr als 10.000 Euro in Shanghai und Peking. Auf der anderen Seite sind Lohnkostenvorteile nicht alles, auch die Produktivität eines Standorts muss in die Wagschale geworfen werden. So sind vergleichsweise teuere Städte wie Shanghai, Peking und Dalian als Offshore-Standorte vor allem bei anspruchsvolleren Services sehr beliebt. Sie profitieren davon, "dass Offshoring zunehmend die Wertschöpfungsleiter aufsteigt und damit reine Lohnkostenarbitrage in den Hintergrund tritt", schreiben die Experten.
Ob sich China zu einem wichtigen Offshore-Standort entwickeln kann, wird auch von der Fähigkeit zur Spezialisierung abhängen, so die Analysten von DB Research. Auch in dieser Hinsicht sei Indien weltweit unerreicht. Zwar sei auch Chinas Spezialisierung seit 2000 um gut 16 Prozent gestiegen, der Ausgangswert war hier jedoch wesentlich geringer. Eine besondere Dynamik zeigen in diesem Zusammenhang die Philippinen, deren Exportspezialisierung sich von weniger als einem Prozent im Jahr 2000 auf 2,5 Prozent 2007 vervielfacht hat. Laut DB Research befinden sich die Philippinen noch in einem sehr frühen Entwicklungsstadium, das heißt, die Faktorkosten sind niedrig. Gleichzeitig ist das Bildungsniveau vergleichsweise hoch und Englisch ist eine Amtssprache.