Generalisten nicht gesucht
Cloud keine Gefahr für IT-Abteilungen
- Freie Ressourcen für Software Development, Information Management und Business Analytics
- 85 Prozent der Top Performer haben ihre IT-Teams ausgebaut
- Mehrheit der Cloud-Anwender setzt verstärkt auf Spezialisten
- Digitalisierung macht Integration immer wichtiger
Rein durch die Kostenbrille betrachtet taugtCloud ComputingCloud Computing als eierlegende Wollmilchsau: über kurz oder lang einfach alles in die Wolke verlagern und auf dieser Basis die eigene IT "gesundschrumpfen" oder gleich ganz eindampfen. In der doch komplexeren Wirklichkeit liegen die Dinge anders, sogar gegenteilig. Freeform Dynamics hat für die obige Logik einen schönen Vergleich zur Hand: "Das ist ungefähr so, wie wenn man sagt: Mache dir keine Gedanken mehr übers Finanzmanagement - denn das übernimmt deine Bank für dich!" Alles zu Cloud Computing auf CIO.de
Architektur und Security gewinnen an Wert
Die Analysten bringen diesen Vergleich in ihrer Studie "The Impact of Cloud on IT-Teams". Darin zeigen sie, dass der Aufstieg der Cloud keineswegs zu einem Abbau der internen IT-Abteilungen geführt hat oder derzeit führt. Wohl aber verändert sich die Gestalt der IT-Teams. Insbesondere Anwender, die die Cloud erfolgreich nutzen, setzen verstärkt auf Spezialisten und weniger auf Generalisten.
- Mehr Cloud-Befürworter
Der Anteil der Cloud-Befürworter steigt seit Jahren beständig an. - 50-Prozent-Schwelle durchbrochen
54 Prozent der befragten Unternehmen nutzen Cloud-Dienste. Gegenüber 2011 hat sich der Anteil fast verdoppelt. - KMUs holen bei Cloud-Nutzung auf
Während der Anteil der Cloud-Nutzer bei den Großunternehmen seit Jahren bei etwa 70 Prozent stagniert, machen sich immer mehr kleine und mittelgroße Firmen auf den Cloud-Weg. - ITK-Branche bleibt Cloud-Vorreiter
Die Nutzung von Cloud-Diensten ist quer durch alle Branchen verbreitet. Laut Umfrage gibt es keine Branche, die sich der Cloud komplett verweigert. - Durchbruch für dei Public Cloud
Vor allem Public-Cloud-Dienste scheinen stärker gefragt zu sein. Die Nutzung der Private Cloud stagniert dagegen. - Office und Groupware sind die Cloud-Killer-Apps
Rund ein Drittel der befragten Unternehmen bezieht branchenspezifische Dienste aus der Public Cloud. Experten werten diese Zahl als zeichen dafür, wie tief die Cloud bereits in der Unternehmens-IT verankert ist. - Sicherheitsbedenken bleiben das größte Hemmnis
Die Furcht, dass Unberechtigte auf sensible Daten zugreifen oder dass Daten in der Cloud verloren gehen, bleibt das größte Hemmnis, Public-Cloud-Dienste zu nutzen. - Sicherheitsvorfälle in der Public Cloud
15 Prozent der Public-Cloud-Nutzer berichteten, dass es im vergangenen Jahr Sicherheitsprobleme mit den entsprechenden Diensten gegeben habe. - Positive Erfahrungen mit Public Cloud
Gut vier von zehn Public-Cloud-Nutzern bezeichneten ihre Erfahrungen in der Wolke als durchweg positiv. Damit hat sich ihr Anteil gegenüber 2014 mehr als verdoppelt. - Mehr Flexibilität und geringere Kosten
Public-Cloud-Nutzer heben vor allem die gestiegene Flexibilität sowie Verfügbarkeit, Skalierbarkeit und Performance der IT-Leistungen hervor. Auch auf der Kostenseite bringt die Public Cloud wohl Vorteile. Allerdings sieht auch ein Drittel steigende Implementierungszeiten und mehr Administrationsaufwand. - Sorge um Compliance
Immer noch befürchten viele Unternehmen, dass mit der Nutzung von Cloud-Lösungen auch Compliance-Probleme einher gehen könnten. - Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Immer mehr Unternehmen schauen ihren Cloud-Providern genau auf die Finger. - Standort bleibt das wichtigste Kriterium
Das Cloud-Rechenzentrum muss ausschließlich in Deutschland stehen, fordern drei von vier befragten Unternehmen. Damit bleibt der Standort das wichtigste Kriterium für die Auswahl des Cloud-Anbieters.
Die Auslagerung von IT-Basisarbeit in die Wolke schaufelt also Ressourcen für Software Development, Information Management, Business Analytics und ähnliche Felder frei, die einen geschäftlichen Mehrwert bringen sollen. Wichtiger in den im Kontrast zur Vergangenheit komplexeren hybriden Umwelten werden zugleich Disziplinen wie Architektur und Security.
Mittelständler gehen verstärkt in die Cloud
Dieser Befund gilt, wie die Studie zeigt, insbesondere auch für mittelständische Firmen. Rund 500 kleine und mittelgroße Unternehmen zumeist aus Großbritannien wurden von Freeform Dynamics befragt. Eine Mehrheit der Befragten agiert nach eigenem Bekunden mittlerweile "in nennenswertem Umfang" in der Wolke. Der Einsatz von Cloud Computing respektive Hosting wächst in 56 Prozent der Unternehmen stetig, in weiteren 18 Prozent schnell.
Die Studienautoren filterten aus der befragten Menge etwa ein Viertel besonders erfolgreicher Top Performer heraus. Diesen gelingt eine Reihe von Punkten in aller Regel besser als dem Rest: Sie reagieren geschickter auf neue und sich verändernde Business-Herausforderungen, managen ihre IT-bezogenen Kosten und Risiken effektiver und nutzen ihre internen IT-Ressourcen besser.
IT-Abteilungen aufgestockt
Auffällig ist nun als erster Punkt, dass 49 Prozent aus dieser Gruppe vehement die wichtige Rolle von Cloud/Hosted Services beim Erreichen ihrer Business-Ziele betonen. Vom Rest der Befragten machen das nur 36 Prozent. Interessanter noch: 85 Prozent der Top Performer haben ihre IT-Teams in den vergangenen drei Jahren ausgebaut, immerhin 68 Prozent der übrigen Firmen ebenfalls.
45 Prozent wollen interne IT weiter ausbauen
Der zunehmende Einsatz von Cloud-Diensten wurden also offensichtlich nicht dazu genutzt, mit aller Macht die IT-Kosten zu drosseln - in besonderem Maße gilt dies nicht für die leistungsfähigsten Unternehmen. Freeform Dynamics prognostiziert indes, dass sich der personelle Ausbau der IT-Abteilungen in den kommenden Jahren etwas abschwächen wird. 45 Prozent der Befragten wollen hier weiter draufsatteln, die Klassenbesten übrigens in vergleichbarem Umfang wie der Rest.
Der Fokus der Unternehmen wurde mit der Adaption von Cloud Computing offenbar immer stärker auf wertschöpfende IT-Aktivitäten gelegt. "Sobald die Nutzung von Cloud-Diensten wächst, werden administrative Routinetätigkeiten an Service-Provider abgegeben, was den Bedarf an allgemeinen IT-Ressourcen reduziert", heißt es in der Studie. "Aber anstatt Personal zu verlieren, verschiebt sich die Skills-Basis hin zu spezialisierten Gebieten."
IT-Generalisten weniger gefragt
Diese Beobachtung wird in der Studie mit eindrucksvollen Zahlen unterfüttert. 69 Prozent der im Cloud- beziehungsweise Hosting-Feld sehr aktiven Unternehmen beschäftigen in ihrer IT nur oder mehrheitlich Spezialisten, 18 Prozent haben nach eigenen Angaben einen ausgewogenen Mix in ihrer Abteilung, nur 13 Prozent setzten vorwiegend auf IT-Generalisten. In gegenüber der Cloud skeptischen oder abstinenten Firmen ist das Verhältnis umgekehrt: 56 zu 11 Prozent zu Gunsten der Generalisten.
Die Studie zeigt überdies, dass diese Entwicklungen mit gestiegenen Ansprüchen an die Provider einhergehen. 89 Prozent der Top Performer - davon 39 Prozent in hohem Maße - schreiben Anbietern, die verschiedene Services in eine einzige integrierte Lösung packen können, eine Schlüsselrolle zu. 51 Prozent der Klassenbesten nutzen in signifikantem Ausmaß Converged Services. "Besonders Top Performer verstehen die Risiken von Integration, Management und Support und wertschätzen Provider, deren Angebote ein Mehr an Integration oder Konvergenz aufweisen", kommentiert Freeform Dynamics.
Die Kernaufgabe für die Zukunft
Zum Meistern der fortschreitenden Digitalisierung ist nach Einschätzung der Analysten eine Kombination aus internen und externen Skills und Ressourcen nötig. Eine der größten Herausforderungen für die IT in den kommenden Jahren werde deshalb der Umgang mit verstreuten Prozessen, Daten und damit verbundenen Verantwortlichkeiten sein. "Ein Kernziel muss vor diesem Hintergrund die Aufrechterhaltung von Integration und Harmonie sein", so die Autoren.
Das Fazit von Freeform Dynamics: Die Existenz interner IT-Abteilungen sei durch Cloud sowie Hosted und Managed Services nicht per se gefährdet, der Status Quo innerhalb der Teams aber sehr wohl. "Als IT-Führungskraft sollte man deshalb eine Transitionsstrategie parat haben", so die Autoren. Und zwar für die Veränderung des Skill-Mixes, der Funktionsweise und der Beziehungen zu Business und Partnern.