Cloud Computing


Generalisten nicht gesucht

Cloud keine Gefahr für IT-Abteilungen

Werner Kurzlechner lebt als freier Journalist in Berlin und beschäftigt sich mit Rechtsurteilen, die Einfluss auf die tägliche Arbeit von Finanzentscheidern nehmen. Als Wirtschaftshistoriker ist er auch für Fachmagazine und Tageszeitungen jenseits der IT-Welt tätig.
Die verstärkte Nutzung von Cloud-Services hat nicht zu einem Wegschmelzen der internen IT geführt. Wie Freeform Dynamics zeigt, nutzen erfolgreiche Firmen die Möglichkeiten der Wolke aber für eine forcierte Spezialisierung ihrer Teams.
  • Freie Ressourcen für Software Development, Information Management und Business Analytics
  • 85 Prozent der Top Performer haben ihre IT-Teams ausgebaut
  • Mehrheit der Cloud-Anwender setzt verstärkt auf Spezialisten
  • Digitalisierung macht Integration immer wichtiger
Dunkelblau eingefärbt ist der Jobaufbau in den IT-Teams der vergangenen drei Jahre. Hellblau dargestellt ist der Ausblick auf die kommenden drei Jahre.
Dunkelblau eingefärbt ist der Jobaufbau in den IT-Teams der vergangenen drei Jahre. Hellblau dargestellt ist der Ausblick auf die kommenden drei Jahre.
Foto: Freeform Dynamics

Rein durch die Kostenbrille betrachtet taugtCloud ComputingCloud Computing als eierlegende Wollmilchsau: über kurz oder lang einfach alles in die Wolke verlagern und auf dieser Basis die eigene IT "gesundschrumpfen" oder gleich ganz eindampfen. In der doch komplexeren Wirklichkeit liegen die Dinge anders, sogar gegenteilig. Freeform Dynamics hat für die obige Logik einen schönen Vergleich zur Hand: "Das ist ungefähr so, wie wenn man sagt: Mache dir keine Gedanken mehr übers Finanzmanagement - denn das übernimmt deine Bank für dich!" Alles zu Cloud Computing auf CIO.de

Architektur und Security gewinnen an Wert

Die Analysten bringen diesen Vergleich in ihrer Studie "The Impact of Cloud on IT-Teams". Darin zeigen sie, dass der Aufstieg der Cloud keineswegs zu einem Abbau der internen IT-Abteilungen geführt hat oder derzeit führt. Wohl aber verändert sich die Gestalt der IT-Teams. Insbesondere Anwender, die die Cloud erfolgreich nutzen, setzen verstärkt auf Spezialisten und weniger auf Generalisten.

Die Auslagerung von IT-Basisarbeit in die Wolke schaufelt also Ressourcen für Software Development, Information Management, Business Analytics und ähnliche Felder frei, die einen geschäftlichen Mehrwert bringen sollen. Wichtiger in den im Kontrast zur Vergangenheit komplexeren hybriden Umwelten werden zugleich Disziplinen wie Architektur und Security.

Mittelständler gehen verstärkt in die Cloud

Dieser Befund gilt, wie die Studie zeigt, insbesondere auch für mittelständische Firmen. Rund 500 kleine und mittelgroße Unternehmen zumeist aus Großbritannien wurden von Freeform Dynamics befragt. Eine Mehrheit der Befragten agiert nach eigenem Bekunden mittlerweile "in nennenswertem Umfang" in der Wolke. Der Einsatz von Cloud Computing respektive Hosting wächst in 56 Prozent der Unternehmen stetig, in weiteren 18 Prozent schnell.

Die Studienautoren filterten aus der befragten Menge etwa ein Viertel besonders erfolgreicher Top Performer heraus. Diesen gelingt eine Reihe von Punkten in aller Regel besser als dem Rest: Sie reagieren geschickter auf neue und sich verändernde Business-Herausforderungen, managen ihre IT-bezogenen Kosten und Risiken effektiver und nutzen ihre internen IT-Ressourcen besser.

IT-Abteilungen aufgestockt

Auffällig ist nun als erster Punkt, dass 49 Prozent aus dieser Gruppe vehement die wichtige Rolle von Cloud/Hosted Services beim Erreichen ihrer Business-Ziele betonen. Vom Rest der Befragten machen das nur 36 Prozent. Interessanter noch: 85 Prozent der Top Performer haben ihre IT-Teams in den vergangenen drei Jahren ausgebaut, immerhin 68 Prozent der übrigen Firmen ebenfalls.

45 Prozent wollen interne IT weiter ausbauen

Der zunehmende Einsatz von Cloud-Diensten wurden also offensichtlich nicht dazu genutzt, mit aller Macht die IT-Kosten zu drosseln - in besonderem Maße gilt dies nicht für die leistungsfähigsten Unternehmen. Freeform Dynamics prognostiziert indes, dass sich der personelle Ausbau der IT-Abteilungen in den kommenden Jahren etwas abschwächen wird. 45 Prozent der Befragten wollen hier weiter draufsatteln, die Klassenbesten übrigens in vergleichbarem Umfang wie der Rest.

Der Einsatz der Cloud korrespondiert mit einem höheren Anteil von IT-Spezialisten in der eigenen Abteilung.
Der Einsatz der Cloud korrespondiert mit einem höheren Anteil von IT-Spezialisten in der eigenen Abteilung.
Foto: Freeform Dynamics

Der Fokus der Unternehmen wurde mit der Adaption von Cloud Computing offenbar immer stärker auf wertschöpfende IT-Aktivitäten gelegt. "Sobald die Nutzung von Cloud-Diensten wächst, werden administrative Routinetätigkeiten an Service-Provider abgegeben, was den Bedarf an allgemeinen IT-Ressourcen reduziert", heißt es in der Studie. "Aber anstatt Personal zu verlieren, verschiebt sich die Skills-Basis hin zu spezialisierten Gebieten."

IT-Generalisten weniger gefragt

Diese Beobachtung wird in der Studie mit eindrucksvollen Zahlen unterfüttert. 69 Prozent der im Cloud- beziehungsweise Hosting-Feld sehr aktiven Unternehmen beschäftigen in ihrer IT nur oder mehrheitlich Spezialisten, 18 Prozent haben nach eigenen Angaben einen ausgewogenen Mix in ihrer Abteilung, nur 13 Prozent setzten vorwiegend auf IT-Generalisten. In gegenüber der Cloud skeptischen oder abstinenten Firmen ist das Verhältnis umgekehrt: 56 zu 11 Prozent zu Gunsten der Generalisten.

Die Studie zeigt überdies, dass diese Entwicklungen mit gestiegenen Ansprüchen an die Provider einhergehen. 89 Prozent der Top Performer - davon 39 Prozent in hohem Maße - schreiben Anbietern, die verschiedene Services in eine einzige integrierte Lösung packen können, eine Schlüsselrolle zu. 51 Prozent der Klassenbesten nutzen in signifikantem Ausmaß Converged Services. "Besonders Top Performer verstehen die Risiken von Integration, Management und Support und wertschätzen Provider, deren Angebote ein Mehr an Integration oder Konvergenz aufweisen", kommentiert Freeform Dynamics.

Die Kernaufgabe für die Zukunft

Zum Meistern der fortschreitenden Digitalisierung ist nach Einschätzung der Analysten eine Kombination aus internen und externen Skills und Ressourcen nötig. Eine der größten Herausforderungen für die IT in den kommenden Jahren werde deshalb der Umgang mit verstreuten Prozessen, Daten und damit verbundenen Verantwortlichkeiten sein. "Ein Kernziel muss vor diesem Hintergrund die Aufrechterhaltung von Integration und Harmonie sein", so die Autoren.

Das Fazit von Freeform Dynamics: Die Existenz interner IT-Abteilungen sei durch Cloud sowie Hosted und Managed Services nicht per se gefährdet, der Status Quo innerhalb der Teams aber sehr wohl. "Als IT-Führungskraft sollte man deshalb eine Transitionsstrategie parat haben", so die Autoren. Und zwar für die Veränderung des Skill-Mixes, der Funktionsweise und der Beziehungen zu Business und Partnern.

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