Beisetzung im kleinen Kreis
Das Ende von Business ByDesign
In Redwood im Bundesstaat Kalifornien, USA, wurde dieser Tage über lautes Gelächter aus der Zentrale eines großen Softwareherstellers berichtet. Ein gewisser Larry E. konnte dort seine Häme nur schwer verbergen. Kurz zuvor hatte SAPSAP - fast nebensächlich- erklärt, dass man Entwicklerressourcen neu allokieren werde, und zwar in Richtung SAP Hana. Übersetzt heißt das, dass die Entwicklung des einzigen Hoffnungsträgers Business ByDesign eingestellt wird. Lediglich die Wartung wird fortgeführt. Wie lange noch, ist allerdings unklar. Alles zu SAP auf CIO.de
Dass diese Nachricht keine Schockwellen ausgelöst hat, hat drei Gründe:
1. Es gibt kaum Kunden die geschockt sein könnten.
2. Die Vertriebs- und Entwicklungspartner haben schon Großteils resigniert.
3. Der Finanzmarkt hat das Produkt als Umsatzhoffnung schon längst abgeschrieben.
Trotzdem stellt sich jetzt für die Kunden, die Business ByDesign eingeführt haben die drängende Frage nach einer Exit-Strategie. Denn Sie sollten auf keinen Fall den Beteuerungen von SAP Glauben schenken. SAP-Sprecher Daniel Reinhardt: "ByDesign ist und bleibt Teil der Produktpalette und wird als solche weiterentwickelt." Das klingt sehr verdächtig nach Sätzen wie: "Verteidigungsminister zu Guttenberg genießt mein vollstes Vertrauen". Das Ende in diesem Fall ist bekannt. Kunden von Business ByDesign sollten also schnell handeln.
Gründe für das Scheitern
Warum aber ist SAP mit Business ByDesign gescheitert? Entgegen vieler Mutmaßungen war und ist das Produkt technologisch nicht schlecht. Es ist für eine ERP-SaaS-Lösung sogar ziemlich gut. Das Problem ist aber einfach, dass es dafür einfach keinen Markt gab und gibt. SAP hat also einen Kardinalsfehler in der Produktstrategie begangen, man hat einfach keine, oder zumindest keine gute Marktanalyse gemacht. In dieser hätte nämlich jeder Marktbeobachter und Kenner niedergeschrieben, dass Unternehmen oberhalb einer gewissen Größe einfach nicht bereit sind, ihre Kernprozesse über einen solchen Standard abzubilden. Das ist heute so und das wird auch in naher Zukunft nicht anders sein.
Und Unternehmen, die dazu bereit sind, sind sehr klein und verfügen nur über die notwendigste IT. Ausgaben von über 100 Euro im Monat pro Arbeitsplatz und Einführungskosten von schnell über 10.000 Euro schrecken diese ab.
Kurzum Anbieter, Produkt und Kunden haben einfach nicht zusammengepasst. Das gibt es in der Wirtschaftsgeschichte immer wieder. Gerade erst hat Aston Martin angekündigt die Produktion seines Cygnet - ein leicht überarbeiteter Toyota IQ für 40.000 Euro - mangels Nachfrage einzustellen. Keine Schande also.
SAP sollte allerdings den Mut und die Größe haben einen sauberen Schnitt zu machen und offen zu kommunizieren. Es gibt wohl keinen Stakeholder der dies nicht goutieren würde. Die Salami-Taktik, die derzeit gefahren wird führt nur zu Verunsicherung.
Ist SAP jetzt also im Cloud-Business gescheitert? Nein, gewonnen ist aber auch noch nichts.