PHARMA-FORSCHUNG

Das Gen-Google

Etzold dachte zunächst "nicht einmal im Traum" daran, seineerste Version, damals als Open-Source-Software freiverfügbar, eines Tages wirtschaftlich zu nutzen. Das SRS ausdem Jahr 1992 steht inzwischen im Antiquitätenschrank desEuropean Molecular Biology Laboratory in Heidelberg - derweltweit größten Herberge für biologische Datenbanken, ausder sich Etzold während seiner Doktorarbeit bediente. Vordrei Jahren war die Software reif für den Markt. DieHeidelberger Firma Lion Bioscience überzeugte Etzold, ausseinem Programm ein Geschäftsmodell zu entwickeln. Heutezahlen Hersteller wie die deutschen Pharma-Konzerne Bayerund Boehringer und die amerikanischenBioinformatikspezialisten von Celera oder Affymetrix für diesechste Version von SRS - je nach Anzahl der Nutzer -Lizenzgebühren zwischen 50000 und 500000 Euro.

Etwa achtzig Prozent der etwa 600 Gendatenbanken und dieHälfte der derzeit 400 Analyse-Tools lassen sich mit SRSdurchforsten. Der Leverkusener Pharma-Konzern Bayer vertrautdem Suchsystem: Im Forschungszentrum von Lion Bioscience inCambridge im US-Bundesstaat Massachusetts ist SRS ständig inAktion und sucht für Bayer Angriffspunkte für neueWirkstoffe im Menschen. 300 dieser Targets haben die 25Mitarbeiter in zweieinhalb Jahren aufgespürt, die erstenMedikamente auf den Weg gebracht. "Das Forschungszentrum istunsere Target-Pipeline", so Etzold, der als ManagingDirector für Lion Bioscience im englischen Cambridge dieSoftware weiterentwickelt und die 180 Lizenznehmerunterstützt.

350 neue Patente auf menschliche Targets

IT-Chefs in Pharma-Unternehmen haben aber die Wahl, denn esgibt alternative Angebote, die keine globalen, sondernmaßgeschneiderte Suchsysteme beinhalten. So testet derLeverkusener Pharma-Produzent Bayer neben Lions SRS auch einKonzept des Schweizer Bioinformatik-UnternehmensGenedata. "Wir nehmen die Datenbanken, die Unternehmennutzen wollen, und integrieren sie", erläutert Andreas Hohndie Individuallösung. Zudem soll ein Expertensystementstehen, in dem auch die Bedeutung einzelner Gene erfasstwird.

150 neue Angriffspunkte sind das Ergebnis von drei JahrenArbeit mit dem Target-Identifikationssystem Phylosopher vonGenedata. "Ziel war es, neue Angriffspunkte bei Bakterien zufinden, die gegen Medikamente resistent waren", sagtHohn. Targets im Menschen zu finden ist da einfacher:Schließlich ist das menschliche Genom mit zirka 30000 Genenetwa sechzigmal umfangreicher als das von Bakterien. 150Patente für wirkungsvolle Antibiotika sprechen jedenfallsfür das intelligente Datenbank-Management von Genedata.

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