Blockchain
Das neue Business Collaboration Tool
Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Datenbank statt Transaktionsgebühren
Die meisten Zahlungssysteme werden von Finanzinstituten administriert. Wenn zwischen Unternehmen Geld fließt, ist das für gewöhnlich mit Gebühren verbunden - insbesondere für kleine, mittlere und mittelständische Unternehmen.
Großunternehmen kamen - dank ihres Kapitals und ihrer Einflussmöglichkeiten - bislang hingegen in den Genuss der Vorteile des globalen Marktes, konnten Transaktionsgebühren absorbieren oder reduzieren und den Schutz geistigen Eigentums durchsetzen. Mit Hilfe der Blockchain-Technologie sollen nun gleiche Bedingungen für alle geschaffen werden. Gleichzeitig sollen KMUs befähigt werden, auf globaler Ebene in den Markt einzutreten.
Der B2B-Payment-Service Veem beispielsweise nutzt Blockchain, um seinen KMU-Kunden - systemintern - gebührenfreie Transaktionen anbieten zu können. Zum Vergleich: Größere US-Banken verlangen eine Gebühr von circa 50 Dollar - pro Überweisung.
Veem-CEO Marwan Forzley sieht Blockchain als Chance,um den Mittelsmann bei internationalen Transaktionen zu eliminieren. Denn dieser nimmt direkten Einfluss auf die Zahlungsvorgänge an die Vertragspartner, was deren Timing und die Gebühren, die dafür anfallen, angeht. Also direkten Einfluss auf das, was am Ende für die KMUs unter dem Strich steht."
Mehr Sicherheit für Patienten-Daten
Die elektronische Erfassung von Patientendaten hat ohne Zweifel dabei geholfen, zentralisierte Systeme aufzubauen, über die diese Informationen - intern - ausgetauscht werden können. Das Problem dabei: Diese Systeme und Plattformen sind nicht für einen externen Austausch ausgelegt und verhindern einen standardisierten Organisations-übergreifenden Austausch. Allerdings könnte die Healthcare-Branche auf die dezentralisierte Blockchain-Technologie zurückgreifen, um das Teilen von Patientendaten vorab zu autorisieren.
Bereits im letzten Jahr haben das MIT Media Lab und das Beth Israel Deaconess Medical Center einen Modellversuch gestartet, bei dem die Medikationen von Patienten über eine Blockchain-basierte Datenbank namens "MedRec" geteilt wurden. Die technische Grundlage für "MedRec" bildete die Ethereum-Plattform.
Doch die Healthcare-Industrie wird auch von anderen Problemen - insbesondere wenn es um Krankenversicherungen und den damit zusammenhängenden Zahlungsverkehr geht. Gene Thomas, CIO des Gulfport Memorial Hospital bringt es auf den Punkt: "Wenn es einen Bereich in der Healthcare-Branche gibt, wo Blockchain wirklich etwas bewegen kann, dann hoffentlich im Bereich Kosten und Abrechnung."
Da passen die Erkenntnisse von Deloitte gut ins Bild: Die Healthcare-Branche hegt demnach die aggressivsten Blockchain-Deployment-Pläne: 35 Prozent der Befragten planen mit einer Ausrollung bis zum nächsten Jahr.
Microgrid statt Stromanbieter
Es ist eines der meistgenannten Beispiele, wenn es um die Einsatzmöglichkeiten der Blockchain in der Praxis geht: das "Brooklyn Microgrid" in New York. Dieses versorgt die Anwohner mit (erneuerbarer) Energie. Die Nutzer können aber auch Solarenergie-Überschüsse an ihre Nachbarn verkaufen, Dabei stehen alle Beteiligten auf der sicheren Seite - der Blockchain sei Dank.
Für die Installation des Microgrid zeichnet die Siemens Digital Grid Division verantwortlich. Es beinhaltet Network-Control-Systeme, Konverter, Smart Meter sowie StorageStorage in Form von Lithium-Ionen-Akkus. Dank letztgenannter Batterietechnik werden die Nutzer auch im Fall eines großangelegten Stromausfalls - wie etwa im Jahr 2012 nach Hurricane Sandy - weiterhin mit Energie versorgt. Alles zu Storage auf CIO.de
Ergänzt wird das Projekt von einer Blockchain-Datenbank, die vom Startup LO3 Energy realisiert wurde. Dabei handelt es sich um ein webbasiertes Buchhaltungssystem, das Kryptografie nutzt, um einerseits günstige Strompreise und andererseits Manipulationssicherheit zu gewährleisten. Abrechnung und Bezahlung erfolgen ohne zwischengeschalteten Versorger direkt zwischen Erzeuger und Empfänger. In diesem Szenario ist die Vermittlung über Stadtwerke, Energieversorger oder Strompreisvergleichs-Portale überflüssig.
Inzwischen nutzen circa 50 Parteien das "Brooklyn Microgrid" - darunter neben Privatpersonen auch eine Schule, eine Tankstelle, eine Feuerwehrwache und einige Fabrikanlagen. Alle teilnehmenden Parteien können untereinander kleine Mengen grüner Energie handeln. Die Preise werden dabei in automatisierten Auktionen festgelegt. Diese richten sich nach dem höchsten Arbeitspreis, den ein Energiekonsument zu zahlen bereit ist.
Nach dem Modell des Microgrid in Brooklyn könnten künftig auch Unternehmen operieren, die mithilfe der Blockchain-Technologie ihre Stromkosten reduzieren wollen.
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation computerworld.com.