15 Millionen-Etat
Daten-Projekt: Aktenberge für die Forschung
Patientenakten dienen häufig nur der aktuellen Nutzung, und dann verschwinden sie irgendwann in den Tiefen der Archivierungskeller und -systeme. Die EU und die Innovative Medicines Initiative (IMI); eine Kooperation der Europäischen Kommission, und der europäische Dachverband der Pharmaindustrie European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA) wollen diese Aktenberge nun der medizinischen Forschung zur Verfügung stellen.
Durch das Projekt soll in den nächsten Jahren ein europaweites System aufgebaut werden. Ziel ist es, die Masse der Patientendaten aus Krankenhäusern für die klinische Forschung besser nutzbar zu machen. Das Institut für Medizinische Informatik der Universität Münster ist für die Koordination der Pilotphase in mehreren Ländern zuständig. Der Initiative hat man den Namen "EHR4CR“ gegeben (Electronic Health Record Systems for Clinical Research; Elektronische Patientenakten-Systeme für die klinische Forschung).
Fleur Fritz, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Medizinische Informatik in Münster, erläutert das europäische Projekt: "In den elektronischen Patientenakten der Krankenhäuser liegen viele Daten vor, die für die klinische Forschung wichtig sind. Die neue Plattform ermöglicht eine übergreifende Nutzung der Informationen aus bisher isolierten, unterschiedlichen Systemen und entlastet dadurch das medizinische Personal.“ Der Nutzen liege auch in der verbesserten Planung von Studien, der Gewinnung von Probanden für Reihen-Untersuchungen und damit auch der Entwicklung von Medikamenten durch die Pharmaindustrie.
EHR4CR ist für einen Zeitraum von vier Jahren geplant. Die EU stellt ein Budget von mehr als 15 Millionen Euro zur Verfügung. Es handelt sich laut Uni Münster dabei um eine "öffentlich-private Partnerschaft mit mehr als 30 kooperierenden Einrichtungen“. Darunter befinden sich Hochschulen, Krankenhäuser und Pharma-Unternehmen.