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Datenintegration in die richtigen Bahnen lenken



Steffen Lorenz arbeitet als Principal Consultant für die Software AG Deutschland GmbH. Als Diplom-Wirtschaftsinformatiker beobachtet und bewertet er aktuelle Wirtschaftstrends, individuelle Kundenanforderungen und neueste Technologien. Als Experte schreibt Steffen Lorenz über Lösungsstrategien zur erfolgreichen Transformation in Richtung Digitales Unternehmen.
Unternehmen sollten darauf vorbereitet sein, dass immer mehr Services innerhalb der Cloud und mit der eigenen Organisation verbunden werden müssen. Grund genug, die Integrationsstrategie gesamtheitlich zu betrachten.
IT-Systeme müssen mit zunehmenden Datenquellen zusammenarbeiten. Hier ist Organisation gefragt.
IT-Systeme müssen mit zunehmenden Datenquellen zusammenarbeiten. Hier ist Organisation gefragt.
Foto: dencg - shutterstock.com

Im Bereich Integration, also der Synchronisierung von Datenbeständen, sind derzeit zwei große Entwicklungsrichtungen festzustellen.

Erstens eine zunehmende Zahl unterschiedlichster „Datenendpunkte“.
Mögliche Quellen dafür können sein:

Zweitens eine zunehmende Vielfalt an Deployment-Optionen.
Denn neben der klassischen Installation von Software im eigenen RechenzentrumRechenzentrum (on-premise) kommt vermehrt auch Cloud, Edge sowie jede beliebige Kombination dieser Optionen zum Tragen. Alles zu Rechenzentrum auf CIO.de

Für jede der genannten Varianten gilt, dass Daten von einem System zum anderen möglichst „seamless“ und „realtime“ übertragen werden sollen. Diese Entwicklung macht das Thema Integration für Organisationen zunehmend komplex.

Mittlerweile müssen sich Organisationen mit Multi-Cloud- bzw. Hybrid-Cloud-Umgebungen auseinandersetzen. Notwendig wird das, weil es nicht „die“ Cloud gibt, sondern in den meisten Organisationen Services aus unterschiedlichen Clouds genutzt werden.
Beispielsweise werden Kundendaten vom Vertrieb in der Salesforce-Cloud verwaltet, HR verwaltet Mitarbeiterdaten in der Workday-Cloud und Marketing führt Kampagnen mit der Marketo-Cloud durch. Cloud wird somit zum „New Normal“ und Hybrid Cloud zum Begriff, der dieses Nebeneinander verschiedener Cloud-Services ausdrückt.

Dadurch können folgende vier grundsätzliche Integrationsmuster entstehen, die alle zusammen und in beliebiger Kombination abgedeckt werden müssen:

  1. innerhalb der eigenen Organisation (on-premise)

  2. zwischen der Organisation und einer Cloud

  3. innerhalb einer Cloud (Intra-Cloud)

  4. zwischen verschiedenen Clouds (Inter-Cloud)

Diese Muster können sehr schnell zu einer erheblichen Komplexität führen.
Bringt zum Beispiel jede Cloud eine präferierte oder schon vorhandene Integrationsplattform mit sich, bedeutet dies überlappende Funktionalitäten, unterschiedliche Release-Stände und zusätzlich notwendige Skills der Mitarbeiter. Am Ende des Tages führt dies zu steigenden Kosten und mehr Komplexität.

Unterstützen kann bei der Integration der unterschiedlichen Quellen eine Hybride Integrations-Plattform (HIP), die ganz oder teilweise in der Cloud wie auch on-premise installiert sein kann und alle Integrationsmuster abdeckt. Laut Gartner entwickelt sich die HIP zunehmend zur Referenzarchitektur für die allumfassende Bereitstellung von Fähigkeiten für die Integration unterschiedlichster Datenendpunkte. Das Marktforschungsunternehmen rechnet damit, dass bis zum Jahr 2022 rund 65 Prozent aller großen und globalen Organisationen eine solche Plattform implementiert haben.
Dabei handelt es sich nicht um ein fertiges Produkt, sondern eine Art „Framework“ beziehungsweise eine Referenzarchitektur, die verschiedene Bausteine zusammenführt. Zu den wichtigsten Bausteinen zählen:

  • Datenintegration

  • API Management

  • iPaaS (Integration Platform as a Service).

Neben der Fähigkeit zur technischen Verbindung von Datenendpunkten versetzt eine HIP Organisationen auch in die Lage, die Anforderungen unterschiedlicher Nutzerkreise besser zu bedienen. Unter dem Schlagwort „Demokratisierung von Integration“ wird verstanden, dass sich zunehmend Nicht-IT-Experten an die Integration verschiedener Anwendungen wagen.

Gartner unterscheidet zwischen „Integration Specialists“, „Ad-hoc Integrators“ und „Citizen Integrators“.
Der Integration Specialist ist der in der IT angesiedelte Experte, der mit Integrationswerkzeugen große Integrationsprojekte durchführt, bei denen es um geschäftskritische Transaktionen geht.
Im Gegensatz dazu sind der Ad-hoc Integrator und der Citizen Integrator mitunter in der fachbereichsnahen IT angesiedelt. Dort kümmern sie sich um die Integration in fachbereichsspezifischen Vorhaben, kleinen Projekten sowie zur Unterstützung persönlicher Aufgaben.

Der zentralen IT kommt hier primär die Aufgabe zu, die unterschiedlichen Bausteine, aus denen eine HIP besteht, bereitzustellen beziehungsweise zusammenzuführen. Darüber hinaus ist eine zentrale Governance erforderlich, die Regeln und Richtlinien für die Nutzung formuliert und deren Einhaltung kontrolliert. Weitere Governance-Funktionen sind zum Beispiel:

  • Lebenszyklus-Management,

  • Sicherheits-Management und

  • Datenqualitätsmanagement.

Für die Umsetzung der Integrationsstrategie „Hybrid Integration“ empfiehlt sich, wie so oft, eine inkrementelle Vorgehensweise.
Dabei werden zunächst Governance-Strukturen definiert, um prozessuale und organisatorische Leitplanken aufzubauen.
Danach werden die wesentlichen Bausteine der HIP ausgewählt.
In ersten, kleinen Projekten können dann Erfahrungen mit den Komponenten der Plattform und den neuen Integrations-Rollen gemacht werden. Je nach individuellem Bedarf beziehungsweise Projekt können die Bausteine in unterschiedlicher Reihenfolge ausgewählt und eingesetzt werden.
Nützlich ist in diesem Kontext, dass vermehrt Subskriptions-Modelle verfügbar sind, die den Einsatz der Software ohne große Vorab-Investments ermöglichen.

Insgesamt kann Hybrid Integration eine sinnvolle Weiterentwicklung von Konzepten für die Daten- beziehungsweise Service-Integration (EAI/ESB/SOA) sein. Ich werde gespannt verfolgen, ob sich die obige Erwartung von Gartner bis 2022 einstellt.

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