Verhandlungstipps und Vertragsfallen
Der Poker ums zweite Gehalt
Reinere Haut, samtigeres Gefühl, das ist die Welt von Mathis Eger (Name von der Redaktion geändert), Abteilungsleiter für Körperpflegeprodukte. Dass der Experte für die sanften Momente im Leben auch robust wie eine Wurzelbürste sein kann, zeigte er in Verhandlungen mit dem US-Konsumartikler, der ihn abwerben wollte.
Interessant sei das Angebot schon, meinte der Chemiker, aber er müsste sein Haus in Deutschland verkaufen, man möge ihm doch bitte den Wertverlust zahlen, ebenso Zuschüsse für ein neues Domizil plus Renovierungskosten. Leider könne seine Frau in den USA nicht arbeiten, auch hierfür solle ein Ausgleich her. Und natürlich müsse die neue Firma die deutschen Sozialbeiträge übernehmen. Die Personaler schluckten kräftig - und willigten ein.
Früher nannte man Sonderleistungen, wie sie Eger herausgeschlagen hat, Privilegien - heute heißen sie weltläufigvornehm "Fringe Benefits" oder kurz "Benefits". Der Sammelbegriff für Vergütungsbestandteile außerhalb des regulären Jahresgehalts umfasst üppige Tantiemen ebenso wie Pensionszusagen wie die jährlich 400.000 Euro für Ex-RWE-Chef Harry Roels. Aber auch First-Class-Garantie oder die Übernahme der Makler- und Umzugskosten, für die etwa Ex-Siemens-Vorsteher Klaus Kleinfeld von Alcoa knapp eine Million Euro "Beihilfe" erhielt.
Auch unterhalb der CEO-Liga haben die Nebenleistungen in den vergangenen Jahren massiv an Bedeutung gewonnen. Gute Leute sind rar - wer eine starke Verhandlungsposition hat, kann eine Menge herausholen.