Exklusiv-Umfrage zu SAP
Der Reiz des Molochs
"SAP ist wirklich gut, aber zu teuer." Der IT-Leiter, der das sagt, möchte nicht namentlich genannt werden, denn sein Arbeitgeber, ein IT-Beratungshaus, lebt davon, dass es anderen Unternehmen Dienstleistungen rund um SAP verkauft. Doch es klingt schon paradox, wenn er ergänzt: "Wir würden bei uns gern alle Prozesse mit SAP abdecken, doch das können wir uns selbst nicht leisten."
IT-Vorstand Jansen bestätigt: "SAP kostet eine Menge, und an der Wartung kann man nicht viel machen." Beim Wesslinger Mittelständler Mensch und Maschine Software laufen seit gut sieben Jahren Buchhaltung, Rechnungswesen, Einkauf und Logistik in elf Buchungskreisen und sechs Sprachen europaweit mit R/3. 70 Prozent des Umsatzes von 150 Millionen Euro kommen über den SAP-Shop ITS.
Jansens Rat: "Werdet unabhängig von den Beratern!" Bei Mensch und Maschine Software hilft das Systemhaus Plaut nur in Ausnahmefällen. Denn der Vorstand predigt: "Wir könnten erheblich sparen, wenn wir vieles selbst erledigen würden. Deshalb haben wir drei Leute ausgebildet, die nichts anderes machen als SAP und Integration." Nur wenn Mensch und Maschine Software die ERP-Software im Ausland ausrolle - wie 2004 in Polen und Großbritannien -, komme ein Berater mit Ortskenntnissen hinzu.
Ein Drittel der IT-Kosten für SAP
27,7 Prozent ihres IT-Budgets geben die Teilnehmer der CIO-Umfrage im Jahr durchschnittlich für Abschreibungen, Betrieb und Wartung ihrer SAP-Anwendungen aus. "IT hat einen hohen Stellenwert für uns; dennoch sind wir nicht gewillt, die immensen Kostenerhöhungen immer weiter mitzumachen", betont Hemmerling-Böhmer.
Im verarbeitenden und produzierenden Gewerbe liegt der Mittelwert laut Umfrage sogar bei 31,9 Prozent, bei den Finanzdienstleistern sind es immerhin 10,8 Prozent. Accenture hat sogar herausgefunden, dass mehr als ein Drittel (40 Prozent) aller IT-Ausgaben auf SAP-Lösungen und -Dienstleistungen entfallen. Jedes dritte Unternehmen findet die Betriebsausgaben für komplexe SAP-Lösungen (im Schnitt 3900 Euro jährlich pro Anwender) zu hoch.
Das US-amerikanische Forschungsinstitut Nucleus Research bescheinigt der SAP-Software denn auch ein schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis. Das Besondere: Die Analysten befragten 21 der 93 Referenzfirmen, die SAP auf der eigenen Website nennt. Das Ergebnis: 57 Prozent der interviewten Kunden glauben, dass sie keinen positiven Return on Investment (RoI) erreicht hätten. Dabei betrugen die Lizenzkosten lediglich 18 Prozent der Investitionssumme; Berater und Schulung verschlingen bis zu 73 Prozent. Laut einer Maturity-Befragung unter Top-1000-Unternehmen im deutschsprachigen Raum erzeugen die Mitarbeiter den größten Kostenblock im R/3-Umfeld.