Exklusiv-Umfrage zu SAP
Der Reiz des Molochs
SAP war verunsichert; die Partner wanderten ab. "Wir haben uns über die Diskussionen gewundert", sagt Kleinemeier."Denn ein Prozess ist ein Prozess, egal ob er im Internet startet und im Backend aufhört - oder ob er nur im Backend oder nur im Internet stattfindet." Inzwischen, so Glas weiter, habe SAP mit neuen Themen wie CRM und SCM Großes geleistet und sich erfolgreich gegen die Best-of-Breed-Anbieter durchgesetzt.
Schlechte Informationspolitik
Dennoch fänden viele IT-Leiter die Kommunikations- und Informationspolitik nach wie vor unzureichend, beklagt sich etwa Ralf Herzer, IT-Chef der Essener GNS Gesellschaft für Nuklear-Service. Seine Firma kümmert sich um die Entsorgung von Kernkraftwerken und fertigt die Behälter zum Transport abgebrannter Brennelemente. Bei der 380 Mitarbeiter starken Tochter der Stromriesen Eon, EnBW und RWE laufe SAP (160 Lizenzen) zwar relativ problemlos.
Doch den Überblick über die Angebotspalette der Walldorfer scheint der IT-Chef des Mittelständlers längst verloren zu haben: "Bei einem solchen Funktionsumfang ist es schwierig zu erfahren, was der Moloch insgesamt bietet, welche Neuheiten es gibt. Ich habe nur einen Bruchteil der Zeit, die erforderlich wäre, um mich intensiv damit zu beschäftigen."
Die Kommunikationsschwierigkeiten des Softwareherstellers mögen auch damit zu tun haben, dass die Menschen vom Planeten SAP eine ganz eigene Sprache sprechen. Nicht nur die neue Klientel im Mittelstand, versteht diese Welt nicht mehr. "Das ist tatsächlich ein wunder Punkt bei uns", räumt Kleinemeier ein. "Es gibt kaum einen Satz, der kein Kürzel enthält. Wir wollen eine einfachere Sprache finden und unsere Mitarbeiter dazu anhalten, weniger Anglizismen und Abkürzungen zu benutzen."
Herzer wünscht sich mehr gezielte Informationen, mehr Transparenz und Übersicht. "Die Kommunikationspolitik von SAP ist nicht sonderlich gelungen", findet er. "Sie tun sich schwer, Anwender und Berater durch aussagekräftige Informationen zu unterstützen." Die SAP-Kundenzeitschrift, Herzer nennt sie "Postille", schmeiße er gleich in den Papierkorb, denn da werde das Interessante immer gut versteckt. "Da steht nur drin: ,Wir sind die Tollsten und Größten‘", schimpft er.