Exklusiv-Umfrage zu SAP
Der Reiz des Molochs
Info-Offensive der Anwendergruppe
Alfons Wahlers, IT-Leiter beim Autozulieferer Keiper in Kaiserslautern, will zusammen mit SAP noch in diesem Jahr eine Informationsoffensive starten. Wahlers ist Mitgründer und Vorsitzender der Deutschen SAP Anwendergruppe (DSAG). Der 1997 gegründete Verein, der wie SAP seinen Sitz in Walldorf hat, versteht sich als unabhängige Interessenvertretung von 1200 Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wahlers ist stolz, dass SAP im ständigen Dialog mit der User-Group steht und auf seine Vereinigung hört.
So habe die DSAG großen Anteil daran, dass die Kunden nicht von R/3 auf My SAP.com umsteigen müssen, sondern zunächst zu R/3 Enterprise migrieren können. Dass sich daraus allerdings ein Bündel neuer stratgischer Optionen ergebe, sei vielen CIOs nicht klar, so Wahlers. Ob My SAP.com, X-Apps oder Netweaver: Vieles sei noch erklärungsbedürftig, sagt auch Kleinemeier.
Alfons Wahlers, IT-Leiter Keiper, Vorsitzender DSAG „Wir haben maßgeblichen Anteil daran, dass die Kunden nicht von R/3 auf My SAP.com umsteigen müssen.
Herzer gibt zu bedenken, er wisse ja heute nicht, wie das Kräftemessen zwischen DSAG und SAP in Sachen My SAP.com ausgehe. Was er aber mit Sicherheit wisse: "SAP will neue Lizenzen verkaufen." Und da der IT-Leiter eine ausgereifte Version haben will, wird er beim Wechsel von R/3 4.6b zu R/3 Enterprise warten, bis es die ersten Patches gibt. Das wird erst im Herbst der Fall sein. "Aber wie sollen die Dienstleister alle Anwender in den letzten zwei Monaten des Jahres umstellen?", fragt sich Herzer. Wenn GNS jedoch bis 2004 wartet, muss das Unternehmen jährlich zwei Prozent höhere Wartungskosten bezahlen.
Die Release-Politik von SAP ist ein ständiges Ärgernis. Bei Mensch und Maschine Software sind die 100 Lizenzen für die 400 Beschäftigten immer noch auf dem Stand von 3.1, das nächstes Jahr ausläuft und durch R/3 Enterprise ersetzt wird. Jansen: "Das machen wir mit Absicht. Wir zögern den Wechsel so lange wie möglich hinaus, weil wir lieber länger auf einem stabilen Release sind." Drei bis vier Jahre seien ideal, weil man in dieser Zeit gut über die Prozesse nachdenken und sie bei Bedarf anpassen könne, so der Vorstand. Wer ständig wechsele, um auf dem neuesten Stand zu sein, finde dazu keine Zeit.
SAP zur Miete
Dass sich mit SAP-Anwendungen die Geschäftsprozesse, "das Core-Business oder Rückgrat der Unternehmen", wie Kleinemeier es nennt, abbilden lassen, darüber besteht weitgehend Einigkeit unter den Befragten. Der Mittelwert der Antworten liegt hier bei guten 4,38. Auch der Mittelwert für die Zufriedenheit mit der Qualität der Produkte ist mit 4,29 recht hoch; die Zufriedenheit mit den SAP-Dienstleistungen liegt bei 4,03. "SAP ist für uns eine Success-Story", sagt Jansen.
Die ERP-Anwendungen des CAD-Software-Distributors laufen zentral in Wessling; die Standorte sind über ein Virtual Private Network angebunden. "Dank des SAP-Internetshops kommen 70 Prozent aller Aufträge per Internet. Wir machen bei der Auftragsannahme kaum Fehler, was 30 Prozent weniger Retouren bedeutet. Europaweit konnten wir die Auftragsabwicklung von 25 auf 10 Leute reduzieren", so Jansen.
SAP werde die Preise nicht senken, sagt Kleinemeier, wolle den Kunden aber entgegenkommen und bald die Zusammenarbeit mit einem Finanzdienstleister verkünden. SAP-Software gibt es dann zur Miete. Auch Projekt-, Wartungs-, Implementierungs- und Hardwarekosten könnten bald in monatlichen Raten bezahlt werden. Von den Kunden wünscht sich der Europa-Chef, dass zum Start eines Projekts die Vorstellungen offen gelegt würden, "denn dann deckt sich am Ende die Realität mit der Erwartung. Wir wollen vom Kunden-Lieferanten-Verhältnis hin zu einer Partnerschaft kommen, in der sich alle frühzeitig sagen, wenn irgendetwas nicht stimmt" - damit aus der Hassliebe eines Tages wahre Liebe wird.