Jack Welch über Führung
Der Unterschied zwischen rigoros und fies
Vom Seminar beim Pferdeflüsterer bis zum Coaching beim Schauspiellehrer - Manager tun viel für ihr Auftreten als Führungskraft. Wer die Schlagworte FührungFührung und Seminar googelt, kommt auf Millionen von Treffern. Glaubt man Jack Welch, ist das gar nicht nötig. Sein Rat an Chefs lautet schlicht: "Behandeln Sie Ihr Team gut." Das erklärte der Ex-CEO von General Electric (GE) in einem Gespräch mit dem Unternehmensberater Roland Berger. Alles zu Führung auf CIO.de
Die Grundregel guter Führung hat sich nach den Worten des Manager-Urgesteins nicht verändert. Sie lautet nach wie vor: Respekt. Unternehmen wie Ford mögen Diversity-Programme aufsetzen, um zu betonen, dass sie die Vielfalt unterschiedlicher Geschlechter, Ethnien und Lebensentwürfe schätzen. Welch sagt einfach: "Die Tatsache, dass es mehr Minderheiten und Vielfalt gibt? Das heißt doch nur, dass man die Leute gut behandeln muss, egal, wer sie sind." Man dürfe sich weder gegenüber Männern, Frauen oder sonst jemandem "wie ein Idiot" benehmen.
Welch unterscheidet zwei Dinge: Rigoros sein und fies sein. Respektvoller Umgang schließt für ihn Durchgreifen ein. "Wenn in einer Firma nicht mehr durchgegriffen wird, ist sie keine Firma mehr", sagt er. Er hält es für naiv und dumm, zu glauben, die Geschäftswelt sei heutzutage weniger hart als vor 25 Jahren. Wenn es Probleme mit schwachen Mitarbeitern gibt, muss der Chef mit diesen Mitarbeitern sprechen und ihnen klarmachen, was ihm nicht passt und was er von ihnen erwartet.
- Die sechs Führungsstile
Die Unternehmensberater der Hay Group haben sechs verschiedene Führungsstile ermittelt, die ein Chef ausüben kann. Je größer der Mix aus allen sechs ist, desto zufriedener sind seine Mitarbeiter. Sie leisten mehr und sind weniger krank. - 1. Der Chef ist der Chef ist der Chef
Im direktiven Umgang erwartet der Chef, dass die Mitarbeiter seinen Anweisungen ohne Wenn und Aber folgen. Das Warum erfährt der Mitarbeiter meist nicht. Das kann bei Umstrukturierungen hilfreich sein, wenn man ein Unternehmen aus der Krise holen muss. Zum normalen Arbeitsalltag passt dieser Führungsstil nicht. - 2. Der Erklärer
Der visionäre Chef setzt darauf, seine Mitarbeiter zu entwickeln und erarbeitet mit ihnen Perspektiven. Ihm ist es wichtig, dass seine Kollegen verstehen, warum sie etwas tun sollen. - 3. Der Coach
Dem Erklärer ähnlich ist der coachende Chef, dem die Entwicklung seiner Angestellten sehr am Herzen liegt. - 4. Alle für einen!
Andere Vorgesetzte fördern den Zusammenhalt: Ihnen ist es wichtig, dass alle gut miteinander umgehen. Vor allem in Stresszeiten ist das ein guter Führungsstil, denn das Team rückt näher zusammen. - 5. Der Chef packt selbst an
Dieser Führungsstil wird eher von Jüngeren ausgeübt: Ein partizipativer Chef drückt seine Befehle nicht durch, sondern setzt auf Teamarbeit. Das fördert die Motivation der Mitarbeiter sehr. - 6. Der Perfektionist
Wehe, einer spielt nicht im Takt! Der Perfektionist stresst seine Mitarbeiter schon mal mit seinen hohen Anforderungen an die Qualität der Arbeit. Andererseits greift er ein, wenn man selbst nicht weiter weiß.
Trotzdem: die Welt ändert sich. Welch meint insbesondere das Tempo. Alles sei heute schneller, sagt er, nur die Wirtschaft wachse langsamer. Probleme gelangten sofort in die sozialen Medien und könnten den Ruf eines Unternehmens monate- oder sogar jahrelang schädigen. Seine Antwort auf ständige Veränderungen folgt ebenfalls einem alten Rezept: Lernen.
Die Generation Y tickt anders
Welch dürfte Gehör finden, er gilt als Manager-Legende. Das Interesse an den Mitarbeitern nimmt ihm jedoch nicht jeder ab: Die FAZ schrieb über Welchs Autobiografie, der Mann sei "knallhart und rein auf seinen eigenen Vorteil bedacht". Innerhalb kurzer Zeit waren bei GE fast 90.000 Leute entlassen worden, obwohl der Konzern Gewinne einfuhr.
Inwieweit Welch als Vorbild für kommende Chef-Generationen taugt, sei dahingestellt. Laut einer Studie der Personalberatung Odgers Berndtson unter rund 1.000 deutschen Führungskräften unterschiedlichen Alters steht für die sogenannte Generation YGeneration Y die KarriereKarriere nicht mehr an erster Stelle. Die jungen Leute legten vor allem Wert auf individuelle Entwicklungsmöglichkeiten sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben. Ein weiteres Indiz für eine neue Mentalität: Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) fand heraus, dass die unter 30-Jährigen in den Achtzigerjahren im Schnitt 814 Tage bei einem Unternehmen blieben. Inzwischen sind es nur noch 536 Tage. Alles zu Generation Y auf CIO.de Alles zu Karriere auf CIO.de