eGovernment Monitor 2023
Deutsche Behörden versagen bei Digitalisierung
Digitaler Staat - so einfach wie Amazon und Netflix
Die Forderung ist klar. Eine Mehrheit (63 Prozent) verlangt von der deutschen Verwaltung, dass ihre digitalen Dienste genauso einfach in Anspruch genommen werden können, wie das bei privaten Angeboten der Fall ist. Der digitale Staat soll also genauso simpel bedienbar sein wie Amazon oder Netflix.
Davon sind die Behörden weit entfernt. 59 Prozent sagen, der Kontakt mit Behörden und Ämtern werde als "sehr anstrengend" empfunden - fünf Prozentpunkte mehr als noch im vergangenen Jahr. Nur zwölf Prozent finden, dass der Staat ihr Leben leichter macht.
Auch in den vergangenen Jahren war die Unzufriedenheit mit den E-Government-Angeboiten in Deutschland groß:
eGovernment-Monitor 2022: Frust über deutsche Verwaltung wächst
eGovernment-Monitor 2021: Behörden vermasseln die Digitalisierung
Die Unzufriedenheit der Bürgerinnen und Bürger kumuliert in der "digitalen Nutzungslücke". Der eGovernment Monitor definiert damit eine Kennzahl, die misst, wie viele Menschen zwar einen Bedarf an einer bestimmten Leistung haben, diesen aber noch analog abwickeln, statt den digitalen Weg zu wählen. "Die Nutzungslücke ist mit 35 Prozent in Deutschland weiterhin viel zu groß", konstatiert Krcmar von der TU München. Sie zu schließen, sollte für alle höchste Priorität haben, da sich nur so die dringend notwendigen Effizienzeffekte realisieren ließen.
Nancy Faeser verspricht viel, hält aber wenig
Bundesinnenministerin Nancy Faeser macht derweil gute Miene zum bösen Spiel. "Unser Staat wird Schritt für Schritt digitaler, das ist immer deutlicher sichtbar", stellte die Politikerin im Widerspruch zu den Umfrageergebnissen fest. "Wir wollen das Leben der Menschen leichter machen, wertvolle Zeit sparen, der Zettelwirtschaft ein Ende bereiten und Behördengänge vermeiden." Zukünftig könnten digitale Anträge deutschlandweit über die BundID als zentrales Bürgerkonto gestellt werden, versprach Faeser.
Derartige Versprechen gab es in der Vergangenheit immer wieder - gehalten wurden sie zu oft nicht. Im letzten Jahr versprach Faeser, dass künftig das Smartphone für eine sichere Identifizierung ausreichen soll. Der Online-Ausweis werde einfach im Smartphone gespeichert sein, hieß es. Davon ist derzeit keine Rede mehr. Auch der BundID könnte ein ähnliches Schicksal blühen. Laut der aktuellen E-Government-Studie können gerade einmal 16 Prozent der Befragten etwas mit diesem Begriff anfangen. (ba)