Forterro übernimmt myfactory
Deutscher ERP-Markt konsolidiert sich weiter
Im Zuge der zunehmenden Cloud-Orientierung verändert sich auch die Anbieterlandschaft im deutschen ERP-Markt. Forterro, ein europäischer Anbieter von ERP-Softwarelösungen für fast 8.000 mittelständische Fertigungs- und Produktionsunternehmen, hat die Übernahme von myfactory bekanntgegeben. Der 2002 gegründete Softwarehersteller myfactory, mit Standorten in München und dem schweizerischen St. Gallen, bedient mit seinen Cloud-basierten ERP-Lösungen mehr als 2.000 Kunden aus Handel, Produktion und Dienstleistungen im DACH-Raum.
"myfactory ist ein enormer Gewinn für Forterro", kommentierte Dean Forbes, CEO von Forterro, die Akquisition. "Wir haben ein extrem gut geführtes Unternehmen gewonnen, das in den letzten 20 Jahren stetig gewachsen ist und bereits die Schritte unternommen hat, um sowohl sein Produkt als auch seine Kunden in die Cloud zu überführen." Primäres Ziel werde sein, das weitere Wachstum und die Dynamik des Unternehmens voranzutreiben. Forterro zufolge erweitert die Akquisitionden gesamten adressierbaren Markt in der DACH-Region, und verdoppelt fast die Anzahl der Kunden, die von der Gruppe in dieser Region bedient werden.
Seit seiner Gründung im Jahr 2012 hat sich Forterro in aller Stille zu einem der größeren Softwareanbieter in Europa gemausert. Der Hauptsitz des Anbieters liegt in London. Hinter dem Unternehmen steht Battery Ventures als Kapitalgeber, der Forterro das nötige Kleingeld für Übernahmen zur Verfügung stellt.
Forterro auf ERP-Shopping-Tour
Davon gab es in den vergangenen Jahren einige. 2019 schluckte Forterro den auf Manufacturing spezialisierten mittelständischen deutschen ERP-Anbieter abas. Neben Deutschland gibt es weitere Standbeine in Europa. In Frankreich die ERP-Hersteller Clipper, Helios, Silog und Sylob, in Schweden die Business-Software-Anbieter Jeeves und Garp, in Polen die ebenfalls auf die fertigende Industrie fokussierte BPSC, in England 123Insight, in der Schweiz Proconcept.
Mit diesem Portfolio verfügt Forterro über eine Reihe lokaler und vertikaler Branchenlösungen, die von mittelständischen ERP-Herstellern speziell für die Anforderungen von Kunden aus dem Mittelstand entwickelt wurden. Die meisten Kunden bedient das Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Abas versorgt rund 3000 Kunden mit ERPERP. Mit myfactory kommen nun weitere mehr als 2000 Kunden hinzu. Alles zu ERP auf CIO.de
myfactory soll als eigenständiger ERP-Anbieter weitermachen
myfactory werde als eigenständiges Unternehmen innerhalb der Forterro-Gruppe agieren, heißt es in einer offiziellen Mitteilung. David Lauchenauer, CEO von myfactory, soll das Geschäft weiterhin in der Rolle des General Managers mit Unterstützung des bestehenden Management-Teams leiten. Richard Furby, Geschäftsführer der abas Software GmbH und President für den Bereich M&A bei Forterro, betonte den komplementären Charakter der myfactory-Akquisition. "Die myfactory-Lösung ist die perfekte Ergänzung unseres Portfolios", sagte er.
Die Lösung bediene eher das kleinere Segment des Mittelstands, während abas stärker auf die Komplexität des größeren Mittelstands ausgerichtet sei. Die Kernkompetenz von myfactory liege in den Bereichen Handel und Vertrieb, während sich abas ERP vor allem für die diskrete Fertigung und Produktion eigne. "Durch die Kombination dieser beiden Angebote verfügt Forterro über das erforderliche Know-how, um nahezu den gesamten industriellen Mittelstand im DACH-Raum zu adressieren", sagte Furby.
"Wir haben eine der umfassendsten, vollständig integrierten Cloud-ERP-Lösungen entwickelt, die heute auf dem europäischen Markt erhältlich sind", ergänzt myfactory-Chef Lauchenauer. "Nachdem wir diese starke Position erreicht hatten, sahen wir, dass es der richtige Zeitpunkt war, einen strategischen Käufer zu finden, der uns helfen würde, mit dem, was wir aufgebaut haben, noch weiterzugehen." In Forterro habe man einen Partner gefunden, der über die notwendige Infrastruktur und das Kapital für weiteres Wachstum verfüge.
Im ERP-Markt geht's rund
Der ERP-Markt ist in den vergangenen Jahren für Investoren interessanter geworden. Unter den Dächern verschiedener Kapitalgeber haben sich regelrechte ERP-Konglomerate gebildet. Bei Proalpha stieg 2017 die Intermediate Capital Group (ICG) ein. In den darauffolgenden Jahren wurde eine ganze Reihe weiterer Softwarehäuser geschluckt, wie zum Beispiel der MES-Anbieter Böhme & Weihs, der eProcurement-Spezialist curecomp und der Risiko-Management-Provider SKILL-Software.
Unter den Fittichen der New Yorker Investoren von Kohlberg Kravis Roberts & Co. (KKR) finden sich neben anderen Softwareanbietern auch die ERP-Hersteller Exact Software und Epicor. Der IT-Anbieter Aptean aus den USA hat Anfang Dezember 2020 die Übernahme der Modula GmbH übernommen. Im Februar 2019 hatten die vier mittelständischen Softwarehersteller cimdata Software, Logis, oxaion und Syncos ihre Angebote rund um ERP, Manufacturing Execution Systems (MES) und Computer-aided Quality (CAQ) unter der Dachmarke Modula zusammengeführt. Hinter Aptean stecken die Investoren von Vista Equity Partners, TA Associates und Vista Equity Partners.
Investoren stecken viel Geld in ERP-Anbieter
Mitte 2019 hatte die heute über 80 Milliarden Dollar schwere Investmentgesellschaft EQT Partners, Eigentümerin des ERP-Anbieters IFS, die Akquisition von Acumatica, einem Spezialisten für Cloud-ERP, bekannt gegeben. Man wolle, so die Ankündigung vor zwei Jahren, gegen Anbieter wie SAP, Oracle, Microsoft, Infor und Sage antreten.