Desktop-as-a-Service
Die besten DaaS-Anbieter
Steven J. Vaughan-Nichols schreibt für unsere US-Schwesterpublikation Computerworld. Er beschäftigte sich bereits mit Business und Technologie als 300bps noch Highspeed war.
Remote oder hybrid zu arbeiten ist dank der Corona-Pandemie inzwischen gängige Geschäftspraxis. Dieser Wandel innerhalb der Arbeitswelt hat auch Auswirkungen auf den Desktop. Nachdem er stumme Terminals, die mit Großrechnern verbunden waren, abgelöst hat, gehört der Personal Computer inzwischen seit 40 Jahren zum Alltag für Büroarbeiter - nun kündigt sich die Rückkehr zu einem zentralisierten Modell an.
Auf heutigen Windows-PCs laufen immer mehr Software-as-a-Service-Anwendungen wie Microsoft 365 oder Google Workspace. Der nächste Schritt der IT-Evolution besteht darin, nicht nur die Produktivitätssoftware, sondern auch den Desktop selbst in die Cloud zu verlagern. Der Grund: SaaS bringt im Vergleich zu den alten Lizenzmodellen Kostenvorteile für die Unternehmen. Gleiches gilt auch für DaaS. Ihr CFO würde es folgendermaßen ausdrücken: "DaaS ersetzt Capex (Lizenzausgaben) mit Opex (Abonnementkosten)."
Darüber hinaus reduziert der Desktop-as-a-Service-Ansatz die Kosten für die Systemwartung, zum Beispiel wenn es um Backups, Software-Updates und IT-Sicherheit geht - darum kümmert sich der DaaS-Anbieter. Auch diese Vorteile kommen insbesondere bei einer dezentral arbeitenden Belegschaft zum Tragen. Ein weiteres Verkaufsargument für die Cloud, das auch für DaaS gilt: Skalierbarkeit. Bei den meisten Desktop-as-a-Service-Angeboten spielt es keine Rolle, welche Hardware Ihre Mitarbeiter verwenden. Und wenn selbige einmal kaputtgeht, ist das auch kein Problem. Die Wiederherstellung im Katastrophenfall ist bereits integriert und die Benutzer können ihre Arbeit an einem beliebigen anderen Rechner fortsetzen.
Wir haben die besten Desktop-as-a-Service-Lösungen, respektive -Anbieter, für Sie zusammengestellt.
Desktop-as-a-Service: Top 5
Bei der Auswahl Ihres Cloud-basierten Desktops sollten Sie sich an der Software orientieren, die bereits in Ihrem Unternehmen zum Einsatz kommt. In Sachen Desktop-as-a-Service empfehlen sich für die meisten Anwender insbesondere folgende Optionen:
Citrix bietet bereits seit 1992 Remote-MS-DOS- und Windows-Desktops an. Aufgrund der jahrzehntelangen engen Zusammenarbeit mit Microsoft funktioniert Citrix Workspace sehr gut. Damit die Vorteile der Lösung zum Tragen kommen, müssen Sie allerdings Windows-PCs als Clients einsetzen. Einer der Hauptvorteile der Lösung ist ihr Zero-Trust-Ansatz, der Benutzer, Benutzergruppen und die Client-Plattform absichert. Aus Benutzersicht sind die Schutzmaßnahmen lobenswerterweise transparent gestaltet. Um Ihren Desktop effizient mit dem virtuellen Server zu verbinden, verwendet Citrix seine proprietären HDX- und ICA-Protokolle. Dadurch wird der Netzwerkverkehr so optimiert, dass die leistungshungrigsten Anwendungen den Löwenanteil der Bandbreite erhalten.
Trotzdem beklagen sich Workspace-Benutzer häufig darüber, dass die häufigsten Probleme von Citrix Workspace mit dem Netzwerk zusammenhängen. Insbesondere ausufernde Latenzzeiten führen oft zu Anwendungsfehlern oder sogar Verbindungsunterbrechungen. In kleinerem Ausmaß scheinen die Desktop-Ärgernisse der 1980er Jahre also immer noch präsent zu sein. Dennoch ist die bewährte Remote-Desktop-Lösung eine Überlegung wert.
Lizenzierungsoptionen sind bei Citrix Workspace ab einer Zahl von 25 Benutzern verfügbar:
Workspace Essentials (2 Dollar pro Benutzer und Monat)
Workspace Standard (7 Dollar pro Benutzer und Monat)
Workspace Premium (18 Dollar pro Benutzer und Monat)
Workspace Premium Plus (25 Dollar pro Benutzer und Monat)
Wie bei allen DaaS-Angeboten variiert die Preisgestaltung stark - je nach Anzahl der Lizenzen und dem gewünschten Service-Level.
Auch Microsoft macht schon einige Jahre eigene Desktop-as-a-Service-Angebote. Den Anfang machte die auf Citrix Winframe basierende Lösung Terminal Server. Ein aktuelles Offering ist hingegen Azure Virtual Desktop. Dabei handelt es sich um einen umfassenden, Azure-Cloud-basierten Desktop. Dieser bietet eine vereinfachte Verwaltung und Multisession-Windows-10-Desktops und ist für Microsoft 365 Apps for Enterprise (früher Office 365 ProPlus) optimiert. Die DaaS-Lösung läuft vielen Betriebssystemen, darunter Windows, macOS, iOS und Android.
Das Management von Azure Virtual Desktop erfolgt über das Azure-Portal. Von hier aus können Sie neue Apps bereitstellen, Netzwerkeinstellungen ändern und Sicherheitseinstellungen anpassen. Allerdings bleibt festzuhalten, dass die Einrichtung und Verwaltung von Azure Virtual Desktop ein komplexes Unterfangen darstellt. Wenn Sie diese Lösung einsetzen wollen, sollte Ihr Unternehmen erfahrene Windows-Systemadministratoren vorweisen können. Aber selbst dann erwartet Sie eine steile Lernkurve. Dennoch kann sich Azure Virtual Desktop lohnen, denn es bietet ausgezeichnete Sicherheitsfunktionen und (sobald Sie die Verwaltung gemeistert haben) weitläufige Kontrollmöglichkeiten über Ihre Desktops.
In Sachen Preisgestaltung wird es dann schon wieder kompliziert: Wenn Sie Microsoft 365 oder Windows Enterprise nutzen, haben Sie zwar ohne zusätzliche Kosten Zugang zu Windows Virtual Desktop. Allerdings brauchen sie auch Azure Active Directory, VMs, Cloud-Speicher und Netzwerke. Komponenten, die alles andere als billig sind. Wieviel Azure Virtual Desktop letztendlich kostet, hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab. Zunächst sollten Sie einen Blick auf die Preise werfen und dann den Azure-Preiskalkulator nutzen. Seien Sie gewarnt: Das wird eine Menge Aufwand bedeuten - es kann sich unter Umständen lohnen, einen Managed Service Provider zu Rate zu ziehen, der sich mit dieser Windows-DaaS-Lösung auskennt.
Falls das für Sie nicht in Frage kommt, hat Microsoft noch eine weitere Desktop-as-a-Service-Lösung in petto: Windows 365 Cloud PC. Hier richtet Microsoft Windows 365 für Sie ein. Sie bestimmen, wie Sie Ihre Windows-365-Instanzen skalieren und die Performance von Cloud PC überwachen. Aber Sie müssen kein Azure Solutions Architect Expert sein, um Ihre virtuellen Cloud PCs zu erstellen und zu verwalten. Der entscheidende Unterschied zwischen den beiden DaaS-Angeboten von Microsoft: Azure Virtual Desktop ist auf Flexibilität optimiert, Windows 365 Cloud PC fokussiert auf Benutzerfreundlichkeit.
Auch die Preisgestaltung von Windows 365 Cloud PC gestaltet sich wesentlich simpler und gleichzeitig sehr flexibel. Die Konfiguration können Sie jederzeit ändern und so nach Bedarf Ressourcen hinzufügen oder entfernen und gleichzeitig den monatlichen Abonnementpreis ändern. Windows 365 Cloud PC läuft Browser-basiert auf so ziemlich jedem Betriebssystem. Am besten nutzen Sie die Lösung in Kombination mit dem Remote-Desktop-Client von Microsoft, den Sie über eine separate Seite im Windows-365-Dashboard herunterladen können. Es sind Apps für Windows, Mac, iOS und Android verfügbar.
Windows 365 Cloud PC ist dennoch nicht für jeden geeignet: Microsoft empfiehlt für die Dimensionierung von Cloud-PCs in einem Home-Office-Szenario mindestens 2vCPUs und 8 GB RAM. Bei einem Preis von circa 37 Euro pro Monat lohnt sich das für kleine Unternehmen möglicherweise nicht. Größere Unternehmen, die mehrere Firmenrechner anschaffen, versenden und supporten müssen, könnten hingegen Nettoeinsparungen erzielen.
Auch Amazon hat eine Windows-Desktop-as-a-Service-Lösungen im Angebot: WorkSpaces ist ein Cloud-Desktop-Dienst, der auf einer Amazon Virtual Private Cloud läuft. Auf dieser Plattform können Sie wahlweise Windows- oder Linux-Desktops auf einer Vielzahl von virtuellen Hardware- und Speicherkonfigurationen ausführen. Dazu verbinden Sie Ihre Geräte standardmäßig über das Teradici PC-over-IP (PCoIP) Streaming-Protokoll oder das neue WorkSpaces-Streaming-Protokoll mit der Plattform. Ihre virtuellen Desktops können unter Windows, macOS, Ubuntu Linux, ChromeOS, iPadOS, Android und über unterstützte Webbrowser laufen. Die Anwendungen und Daten Ihrer Benutzer bleiben jeweils erhalten, so dass diese einfach zwischen den Devices wechseln können.
Amazon WorkSpaces-Desktops sind in sieben verschiedenen Standardpaketen und Preisstufen erhältlich:
Value,
Standard,
Performance,
Power,
PowerPro,
Graphics und
GraphicsPro.
Eine Übersicht über das Presigefüge von Amazon Workspaces erhalten Sie hier.
VMwares DaaS-Lösung Horizon Cloud beinhaltet Microsofts Windows Virtual Desktop. Diese können in der VMware Cloud auf AWS, Azure, Google Cloud, IBM Cloud oder einer anderen VMware-Partner-Cloud laufen. VMware ist allerdings kein Microsoft Cloud Solution Provider und verkauft deswegen keine Windows-Lizenzen weiter.
Die virtuellen Windows-Desktops laufen auf einer Vielzahl von Endbenutzerplattformen, zum Beispiel Windows-PCs, Macs, Tablets und Smartphones. Das Besondere am Ansatz von VMware: Desktop- und Anwendungskomponenten werden entkoppelt und unabhängig voneinander verwaltet. Bei Bedarf fügt Horizon sie dann wieder ein, um einen personalisierten Arbeitsbereich für den Anwender bereitzustellen.
Wenn sich ein Benutzer anmeldet, kann sich ein virtueller Desktop im Handumdrehen zusammensetzen, indem er den Klon einer Golden Image VM mit einem Benutzerumgebungsprofil und einer oder mehreren containerisierten Anwendungen kombiniert. Diese hängen sich an die VM an, sind aber nicht dort installiert. VMware bietet Horizon auf Lizenz-Basis an, die günstigste Option für zehn User kostet etwas mehr als 3.100 Dollar.
DaaS: Die richtige Lösung finden
Es gibt Szenarien, in denen Desktop-as-a-Service nicht die richtige Wahl ist. Zum Beispiel, falls sich Ihr Büro oder Ihre Mitarbeiter immer noch mit DSL-Verbindungen herumschlagen. Für die meisten Unternehmen dürfte das jedoch nicht zutreffen - für sie sind DaaS-Lösungen angesichts der Trends der neuen Arbeitswelt und der wachsenden Bedrohungen im Bereich der IT-Sicherheit sinnvoll.
Für welchen DaaS-Anbieter Sie sich dabei entscheiden sollten, hängt stark von Ihrem aktuellen IT-Stack ab: Microsoft-affine Unternehmen sollten Windows 365 Cloud PC, Citrix Workspace und Azure Virtual Desktop ausprobieren (in dieser Reihenfolge). Falls keine der Lösungen passt, erkunden Sie eine der alternativen Optionen. (fm)
Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.