Moderne Arbeitskonzepte
Die Bürotür ist out
Arbeiten mit Ausblick
Die enge Einbindung der Mitarbeiter war auch für Martin Brübach, als Senior Specialist Real Estate Strategy bei Telefónica für das neue Bürokonzept des Mobilfunkanbieters zuständig, wichtig. Um das Zwischenergebnis zu begutachten, muss man mit dem Fahrstuhl 36 Stockwerke nach oben fahren, denn eines der drei Pilotprojekte befindet sich im "Uptown München", dem höchsten Gebäude der Stadt. "Wir haben den Umbau aktuell für unsere Marketing-Abteilung fertiggestellt", erklärt Brübach. "Der Umbau wurde von wenigen Ressentiments begleitet. Mit Hilfe unserer Workplace-Agents, die regelmäßig unsere Vorschläge mit den Mitarbeitern besprachen, waren die Bedenken schnell aus der Welt geschafft." Betritt man die oberste Etage, fällt sofort die große Lounge mit bunt gemischten Stühlen und Tischen auf. Riesige Glasfassaden sorgen für ein offenes Raumgefühl, das vom geschäftigen Treiben der herumsitzenden Angestellten ablenkt. Einrichtung und Wandgestaltung könnten aus einem Design-Katalog entstammen, sind aber auf Funktionalität getrimmt. In den Wänden befinden sich Filzeinlagerungen und von der Decke hängen helle Paneele, um Geräusche abzumildern.
Die Bürofläche ist in verschiedene Zonen eingeteilt: Erst betritt man eine große Lounge, dann verschiedene Arbeitsbereiche. Im Inneren des Bürokomplexes sind verschiedene Besprechungsräume und Fokus-Boxen, in die sich die Angestellten für Gespräche zurückziehen. Alles basiert auf dem "free sitting"-Prinzip. Eine Buchung der Arbeitsplätze ist nach Angaben von Brübach nicht vorgesehen: "Damit wollen wir die Kreativität fördern. Jeder setzt sich dorthin, wo er seine Aufgabe optimal bearbeiten kann." Wer seine Sachen verstauen möchte, hat ein persönliches Schließfach. Der Laptop wird am Schreibtisch per USB-Dockingstation an das Firmennetz angeschlossen, ansonsten ist alles mit WLANWLAN ausgeleuchtet, um Bewegungsfreiheit zu haben. Für Alexander HofmannAlexander Hofmann, Group Leader Technology Operations bei Telefónica, war der Umbau allerdings kein großes Problem: "Es gab Anpassungen, aber grundsätzlich haben wir auf Lösungen zurückgegriffen, die auch in den anderen Büros zum Einsatz kommen." Profil von Alexander Hofmann im CIO-Netzwerk Alles zu WLAN auf CIO.de
Verlieren wir unser Territorium?
Verbirgt sich hinter den vorgestellten Bürokonzepten nun die schöne neue Arbeitswelt, wie sie von den Unternehmen versprochen wird? Alle vorgestellten Konzepte sollen eine flexiblere Arbeitsgestaltung ermöglichen. Damit entsprechen sie dem multilokalen Ansatz des IAO. Zudem können sich die Mitarbeiter ihre Zeit frei einteilen, womit das Ergebnis wichtiger wird als die im Büro verbrachte Zeit. Moderne Möbel, Ruhebereiche und geräuschmindernde Designelemente runden das Bild ab.
Dennoch existieren eine Reihe von Problemen, die eine Neuausrichtung der Büros mit sich bringen. In erster Linie muss ein Unternehmen eine offene Kultur pflegen, um flexible Arbeitsmöglichkeiten umzusetzen. Vorbehalte unter den Mitarbeitern in Bezug auf Vertraulichkeit, den kommunikativen Umgang und die Verlustangst des persönlichen Territoriums benötigen eine intensive Begleitung von Seiten der Unternehmensleitung. Neue Normen und Werte im Arbeitsablauf und bei der Zeiterfassung brauchen Zeit, damit sie bei den Mitarbeitern ankommen. Hier ist ein gutes Management gefragt, so dass am Ende alle Angestellten an einem Strang ziehen. Bei aller Euphorie in den Unternehmen darf schließlich nicht vergessen werden, dass hinter einer effektiveren Bürogestaltung ebenfalls gewünschte Spareffekte stehen. Weniger Arbeitsplätze bedeuten weniger Kosten. Dass die Arbeit in den Think Tanks bei Siemens oder längere Telefonat mit einem Kunden in einer kleinen Zelle bei Accenture den Arbeitsprozess verbessern lässt sich nach Angaben der Unternehmen wie auch dem IAO nur schwer messen.