Moderne Arbeitskonzepte
Die Bürotür ist out
Ambitionierte Ziele
Auch Guido Jagusch erlebt derzeit Veränderungen in seinem Arbeitsalltag. Der Manager bei Siemens Real Estate (SRE) wirbt für "Siemens Office". Das Konzept ist mit der Umsetzung bei Accenture vergleichbar. Die Herausforderungen sind allerdings größer: "In der Gesamtsumme wird Siemens Office über die kommenden Jahre bei etwa 140.000 Angestellte und auf rund 2,3 Millionen Quadratmeter Fläche umgesetzt", meint Jagusch. Der langfristige Umbauprozess soll 2018 abgeschlossen sein. Bei einem Projekt dieser Größenordnung hat Siemens von Beginn an bereichsübergreifend gearbeitet und die Personal- sowie IT-Abteilung einbezogen.
Unter "Siemens Office" versteht der Konzern fünf Kernelemente: mobile Working, Work-Life-Integration, mobile IT, offene Bürolandschaften und die freie Arbeitsplatzwahl. Jagusch betrachtet "Siemens Office" aufgrund dieses tiefgreifenden Wandels in erster Linie als umfassendes Arbeitskonzept. So werden die Mitarbeiter ermutigt bis zu 20 Prozent ihrer Arbeit vom Home Office nachzugehen. Durch die freie Wahl des Schreibtischs können sich Angestellte an jeden möglichen Ort setzen. "Wir rechnen im Durchschnitt bei der Umsetzung mit zehn Arbeitsplätzen für 13 Mitarbeiter. Jede Einheit wird vor Einführung jedoch analysiert. So können im Vertrieb oder Service höhere Quoten erreicht werden als in kaufmännischen Funktionen", meint Christoph Leitgeb, bei SRE für die Umsetzung des Konzepts zuständig. Wie bei Accenture bringt diese Rechnung eine effektive Flächenersparnis. Laut Siemens bei optimaler Umsetzung zwischen 20 und 25 Prozent.
IT vereinfacht Arbeitsabläufe
Doch die Umgestaltung verspricht nicht nur Einsparungen, sondern auch vereinfachte Abläufe. Die Funktion "Follow-Me-Print" ermöglicht zum Beispiel den Ausdruck eines Dokuments an jedem vorhandenen Multifunktionsdrucker und verkürzt damit die Wege. Spezielle Soft-Phones, die auf Voice over IP (VoIP) basieren, sind überall einsetzbar. Die persönliche Telefonnummer wandert mit. Die Clean-Desk-Policy bewirkt, dass jeder Schreibtisch leer verlassen wird. Arbeitsmaterialen und technisches Equipment kann jeder Mitarbeiter in einem Spind verstauen.
Zur offenen Bürolandschaft gehören weite Räume und "Think Tanks", die durch Glaswände abgetrennt sind und für Besprechungen oder längere Telefonate genutzt werden. Als Raumteiler dienen Bambusstäbe und Pflanzen. Neben diesen Elementen wird auf die Infrastruktur im Büroumfeld geachtet. Restaurants für Mitarbeiter und Gäste, Sportstätten oder Kinderbetreuungsangebote sollen die Arbeit attraktiv gestalten. Bis auf wenige Anfangsschwierigkeiten hätte es laut Jagusch kaum Kritik von Seiten der Angestellten gegeben: "Gemeinsam mit den Kollegen haben wir fünf Regeln aufgesetzt, die die Zusammenarbeit in der offenen Bürolandschaft erleichtert und von allen akzeptiert wird." So sollen beispielsweise laute Gespräche nur in "Meet-and-Talk"-Bereichen stattfinden. Kommt es zum Schreibtischengpass in einer Abteilung, können sich die Mitarbeiter an einen beliebigen Platz im Gebäude setzen.