Strategien


Agil, dezentral und offen

Die Digitalstrategie von BSH Hausgeräte

Der Hausgerätehersteller setzt bei seiner Business-Strategie voll auf Digitalisierung. Das wirkt sich massiv auf IT-Architektur, Organisation und Arbeitsweisen aus.
  • Die neue Demand-Organisation löst die die alte stark Silo-gesteuerte Organisation ab
  • Agilität ist mehr eine Frage der inneren Einstellung als der Methoden.
  • Mit der neuen dezentralen Regionalstrategie verlagert BSH Verantwortung und Kompetenzen in die Fläche
  • Die IT soll sich auf wenige, aber dafür wichtige Themen fokussieren, permanentes Multitasking schadet nur

Mykie weiß, wie lange der Geschirrspüler noch läuft und wie die Lasagne gelingt. Fehlen noch Zutaten, bestellt sie der moderne Hausgeist online und lässt sie liefern. Und damit das Essen nicht anbrennt, sendet das rund 30 Zentimeter große Pendant zum Amazon Echo die richtigen Einstellungen an die vernetzten Hausgeräte. Mykie steht für "My Kitchen Elf"- BSH Hausgeräte hat den sprachgesteuerten Küchenassistenten als Konzept der Sparte Home Connect auf der IFA 2016 vorgestellt.

Steuern lassen sich Geschirrspüler, Backofen und Kaffeemaschine auch über die Home-Connect-App, die Online-Dienste und zusätzliche Services über die BSH-Cloud-Plattform mit den Küchengeräten vernetzt. "Ich kaufe kein Gerät mehr ohne Internet-Verbindung", sagt CIO Joachim Reichel von der BSH Hausgeräte GmbHBSH Hausgeräte GmbH. Privat unterhält er sich schon mal mit Amazon Echo, ebenso bekannt unter dem Namen Amazon Alexa. Top-500-Firmenprofil für BSH Hausgeräte GmbH

"Sehr vollständige digitale Business-Strategie vorgefunden"

Reichel kam im Oktober 2015 als CIO zum Konzern mit Hauptsitz in München, davor hatte er zehn Jahre lang die IT bei der ebenfalls in München ansässigen Wacker Chemie AG verantwortet. "Bei BSH habe ich eine sehr vollständige digitale Business-Strategie vorgefunden, was mich zum Wechsel motiviert hat", sagt der neue IT-Chef.

Mit der Home Connect App lassen sich Hausgeräte mit Smartphones oder Tablets steuern. Über Kameras im Kühlschrank gelingt auch von unterwegs ein Blick ins Innere.
Mit der Home Connect App lassen sich Hausgeräte mit Smartphones oder Tablets steuern. Über Kameras im Kühlschrank gelingt auch von unterwegs ein Blick ins Innere.
Foto: BSH Hausgeräte

Die BSH Hausgeräte GmbH entstand 1967 als Joint Venture der Robert Bosch GmbHRobert Bosch GmbH und der Siemens AGSiemens AG. Anfang 2015 übernahm dann die Bosch-Gruppe 100 Prozent der Anteile. BSH spielt eine führende Rolle im deutschen Markt für Haushaltsgeräte, weltweit kommt nur Whirlpool auf einen höheren Marktanteil. Warum das so ist, lässt sich erahnen, wenn man sich das Markenspektrum vor Augen hält. Insgesamt gehören 14 globale und lokale Brands zum Konzern, darunter Bosch, Siemens, Gaggenau, Neff und Constructa. Top-500-Firmenprofil für Robert Bosch GmbH Top-500-Firmenprofil für Siemens AG

"Digitalisierung hat gewaltige Rückwirkungen auf die IT"

Mit einer neuen Business-Strategie will BSH die Customer Journey der Kunden besser verstehen und zudem die Geschäftsprozesse digitalisieren. "Bis 2020 werden die meisten Hausgeräte vernetzt sein", sagt Reichel voraus. Weil das nicht ohne IT geht, wirkt sich diese Strategie auf die Organisa­tion aus. "Die DigitalisierungDigitalisierung hat gewaltige Rückwirkungen auf die IT, weshalb wir das Target Operating Model der IT verändert haben." Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Das neue Target Operating Model (TOM) sieht eine Neuausrichtung der Organisation vor: weg von einer silogesteuerten IT und hin zu einer Demand-Organisation. Bislang hatte sich die IT stark an den Abteilungsbedürfnissen orientiert und deren Prozesse so gut wie möglich abgebildet. Dieser Ansatz hat lange funktioniert, doch inzwischen haben sich die Anforderungen geändert, was anstelle einer vertikalen eine horizontale Vernetzung notwendig macht.

Demand-Organisation koordiniert

Wenn bislang beispielsweise das Controlling ein Anliegen hatte, gab es jemanden in der IT, der sich explizit mit den Controlling-Themen beschäftigte. Doch heute steht BSH vor ganz anderen Herausforderungen. Soll etwa ein neuer Payment-Provider auf einer Website implementiert werden, dann muss die Website angepasst werden, jemand muss mit dem Payment-Anbieter reden und vielleicht noch etwas in der Logistik ändern. Diese Punkte betreffen unterschiedliche IT-Teams, weshalb nun die 20 Mitarbeiter große Demand-Organisation die Koordination übernimmt. "Dort arbeiten erfahrene Kollegen aus der IT, die ein breites Wissen über alle IT-Systeme haben", erläutert Reichel. "Sie haben den Überblick über alle Kapazitäten."

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