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Allianz-CIO-Wette im Check

Die Grenzen von Realtime Analytics

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.
Unternehmen im Temporausch: Durch Realtime Analytics werden mehr geschäftliche Entscheidungen mit höherer Qualität in kürzerer Zeit möglich. Disruptive Geschäfts­modelle sind die Folge. Wer den Start verpasst, verliert das Rennen um die Kunden, sagt der Allianz-CIO.
Die wachstumsstärksten Anbieter im Business-Intelligence-Markt.
Die wachstumsstärksten Anbieter im Business-Intelligence-Markt.
Foto: cio.de

Früher war es schon ein Geniestreich des Einzelhändlers, Grillkohle neben Bier und Ketchup ins Regal zu stellen, um von Mitnahmeeffekten zu profitieren. Heute hingegen müssen Händler innerhalb von Millisekunden Werbeplätze in Online-Börsen ersteigern, um das richtige Produkt auf dem Smartphone des Kunden zu präsentieren, das zu seiner Bestellhistorie, den Rabattvorlieben, dem aktuellen Aufenthaltsort, dem Lagerort des Produkts, der eigenen Finanzplanung und zum Wetter passt.

Je besser die automatische Analyse und kundenindividuelle Prognose, desto höher der Absatz. Und alles bitte in einer definierten und kurzen Zeitspanne, der "Echtzeit", denn der Kunde greift sonst womöglich woanders zu.

Das Kunststück

Für Ralf Schneider, CIO der Allianz-Gruppe, hat die Entwicklung gravierende Auswirkungen auf Unternehmen. "Realtime Analytics eröffnen uns in vielen Bereichen neue Möglichkeiten", schrieb er dem CIO-Magazin ins Jahrbuch 2013. Das Kunststück sei, strukturierte wie unstrukturierte lose Daten zu Informationsprofilen zu verknüpfen, sie mit Bedeutung aufzuladen, in Sekundenschnelle zu analysieren, zu interpretieren und damit nutzbar zu machen. Dass einigen Unternehmen dieses Kunststück gelingen wird, daran ließ Schneider keinen Zweifel: "Ich wette, dass Realtime Analytics in zehn Jahren die Spielregeln des gesamten Geschäfts verändert haben werden."

Alexander Linden, Research Director bei Gartner und Experte für Business Analytics, gießt Wasser in den Wein, wenn er von einer "unterspezifizierten" Wette spricht: "Auch vor zehn Jahren hätten wir mit der gleichen Evidenz behaupten können, dass sich die Welt verändert - alles wird schneller, besser und komplexer." Zwar seien Daten "derzeit ein heißes Thema", und die IT sei gut beraten, den Hype zu nutzen, um die Datenversorgung zu verbessern, ein "Analytics Center of Excellence" aufzubauen, nutzbringende ProjekteProjekte anzugehen oder die eigenen Datenanalysten besser zu organisieren. Alles zu Projekte auf CIO.de

"Aber dass alle wesentlichen unternehmerischen Spielregeln in zehn Jahren über den Haufen geworfen werden", sagt Linden, "sehe ich eher nicht." Zum Beispiel: Quartalsberichte im Minutentakt werde es nicht geben, das überfordere die Menschen. "Die Reaktion muss schnell genug sein, wenn man für den Einzelfall definiert hat, was schnell genug ist."

Auch Carsten Bange geht nicht davon aus, dass künftig alle Geschäftsprozesse in Echtzeit ablaufen werden. Der Chef des Würzburger Forschungs- und Beratungsinstituts Barc verweist auf die alte Daumenregel, wonach die Bereitstellungsgeschwindigkeit von Daten zur Analysegeschwindigkeit passen sollte.

"Ist der Mensch der Entscheidungsträger, dann ist der Bedarf an sekundenaktuellen Informationen durchaus überschaubar." Somit würden sich Unternehmen weiterhin Gedanken machen müssen, wie schnell welche Daten überhaupt verfügbar sein sollten.

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