Forrester-Forum

Die IT-stirbt - es lebe der CIO

Karin Quack arbeitet als freie Autorin und Editorial Consultant vor allem zu IT-strategischen und Innovations-Themen. Zuvor war sie viele Jahre lang in leitender redaktioneller Position bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Ob man die nun immer noch IT oder - wie Forrester es zur Unterscheidung von der internen Rationalisierungstechnik tut - Business Technology (BT) nennt, ist sicher Geschmackssache. Wie Colony einräumt, sind die Grenzen zwischen IT und BT ohnehin fließend: So zähle beispielsweise "Privacy" zu den BT-Themen, während die ebenfalls im Security-Bereich beheimatete Firewall eindeutig IT sei.

Die BT, sprich: die kundenzentrierte Technik, bildet nach der Forrester-Definition quasi eine Wolke an der Schnittmenge ganz unterschiedlicher Unternehmensfunktionen. Involviert seien darin sowohl die Marketing- und Strategie-Manager, soweit sie sich mit Technik befassen, als auch die verschiedenen IT-Verantwortlichen (Architektur, Infrastruktur, Security etc.) in mehr oder weniger großem Umfang.

Warum der CDO keine Zukunft hat

Und wer soll die Verantwortung dafür tragen? Jedenfalls kein Chief Digital Officer, so Colony: "Der ist allenfalls eine kurzfristige Randerscheinung." Das Hauptmanko dieser ursprünglich von Forrester-Mitbewerber Gartner definieren Position ist wohl die Konkurrenz, in die sie zwangsläufig gerät: Sie steht zwischen CIO und Chief Marketing Officer (CMO) und wird von beiden als existenzbedrohend wahrgenommen. Grundsätzlich hält der Forrester-Chef wenig davon, sich immer neue Positionen auszudenken. "Eine schlechte Idee" sei auch der Chief Technology Marketing Officer, den einige Unternehmen bereits installiert haben. In den meisten Fällen mangele es diesen Managern an Technikverständnis, kritisiert Colony.

Wer bleibt also übrig? Für Forrester ist die Sache klar: Der CIO muss das Steuer übernehmen, wenn auch im Verein mit dem CMO. Wohlgemerkt: ein CIO, der seinen Elfenbeinturm verlassen hat und sein Budget zunehmend von IT nach BT umschichtet. Derzeit sind die Techniketats der Unternehmen im Durchschnitt zu 77 Prozent der guten alten IT und nur zu 23 Prozent der BT gewidmet, räumt Colony ein. Aber das ändere sich rasant.

Eine zweite CIO-Agenda

Derzeit übt die herkömmliche IT noch eine Art "Schwerkraft" aus, die sich lähmend auf die Zukunftsfähigkeit der Unternehmen auswirke, haben Colony und seine Leute beobachtet. Diese "IT Gravity" gelte es zu überwinden. Aber nicht, indem der CIO die IT aufgebe, sondern indem er sich eine "zweite Agenda" zulege, die er zudem ständig ausbaue. Eine Agenda, bei der der Kunde ganz oben stehe.

Darüber hinaus müssten CIO und CMO kooperieren, fordert Colony: "Weil es so viele Überschneidungen gibt, ist es absolut nicht sinnvoll, wenn das Thema von zwei unabhängigen Gruppen vorangetrieben wird." Dritter im Bunde muss laut Forrester ein CEO sein, der "im positiven Sinn vom Kunden besessen" ist und dafür sorgt, dass seine beiden BT-Verantwortlichen sinnvoll kooperieren.

Allerdings sei derzeit nur ein kleiner Teil der CIOs, in Europa ganze zehn Prozent, willens und fähig, die damit verbundenen Veränderungen zu tragen, dämpft der Forrester-Chef etwa aufkommende Euphorie im CIO-Lager. Doch die Änderungen seien unvermeidlich. Zwar forderten die Marktauguren schon seit zwei Jahrzehnten eine IT, die sich am Business orientiere. Doch erst die zunehmende Macht der Kunden habe das unausweichlich gemacht.

Zur Startseite