CIO des Jahres 2016
Die IT-Strategie vom FC Bayern München und von Hoyer
Bewegung ist auch das Stichwort von Michael FichtnerMichael Fichtner - wenn auch in ganz anderer Hinsicht. Sein Unternehmen bewegt 400.000 Menschen. Mindestens. Denn das sind nur die Mitglieder der autorisierten Fanclubs. Fichtner ist Head of IT beim FC Bayern und hat damit natürlich ein Heimspiel beim Pre-Event vom "CIO des Jahres" in der Isar-Metropole. Er ist Zweitplatzierter in der Kategorie Mittelstand. Profil von Michael Fichtner im CIO-Netzwerk
FC Bayern konkurriert mit Kinos und Restaurantketten
Rekordmeister, treue Fans, Lobgesänge auf den "Stern des Südens" - warum sollte der FC Bayern etwas verändern? Weil der Verein am Ball bleiben will. Der CIO überrascht das Publikum zunächst einmal mit der Benennung der Konkurrenten seines Unternehmens. Wer nun an den BVB denkt oder auch an den HSV, steht im Abseits. Die Konkurrenz des FC Bayern sind Kinos, Theater, Restaurantketten. Denn was der Verein will, das ist, relevant zu sein für seine Fans. Es geht um die Freizeit der Kunden. Emotionen, Spaß, Aufregung, Fun - alles, was die Menschen in ihrer Freizeit erleben wollen und wofür sie bereit sind, ihr Geld auszugeben.
Fichtners Engagement kreist um Real-time. Ob der Fan in Deutschland lebt, in China oder Kanada - er soll in Echtzeit mitbekommen können, dass Herr Lewandowski soeben das sieben zu Null eingenetzt hat. Denn "in diesem kurzen Zeitfenster erreichen wir unsere Fans am besten", weiß Fichtner. Einen Tag später kaufen dann auch kaum noch Leute das Stürmer-Trikot oder, ganz aktuell, den kleinen Plastik-Nikolaus mit Fußball und Bayern-Logo auf dem Geschenkesack.
Fichtner steht mit diesem Tempo nicht allein. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge weiß: "Die Digitalisierung ist nach dem Fußball ein absolutes Top-Thema für den FC Bayern." Damit ist für den CIO klar, dass der Fan jeden Tag etwas Neues auf der Website des Vereins finden muss.
Rummenigges klare Ansage half, die Digitalisierung in die Fachabteilungen zu tragen. Rund 500 festangestellte Vollzeitkräfte arbeiten für den Verein, zwölf Fachbereiche haben mit der Digitalisierung zu tun. In diesen hat der CIO Key User identifiziert, die als Sprachrohre fungieren. Die Vorteile dürften auch die Sachbearbeiter überzeugen: arbeitete der Verein zunächst mit 52 Systemen, über die sich Kundendaten verstreuten, sind es heute nur noch drei. Fichtner hat SAPSAP CRMCRM als Leitsystem eingeführt. Der FC Bayern hat "Golden Customers" gebildet. Diese und alle anderen Fans und Kunden können 65 Rollen annehmen, etwa als Mitglied, Dauerkarteninhaber oder "Basketball-Interessent", um nicht nur auf Fußball abzustellen. Ihnen allen will der CIO maßgeschneiderte Services anbieten können. Alles zu CRM auf CIO.de Alles zu SAP auf CIO.de
Keine IT-Projekte, sondern Projekte
Dass Fichtners Arbeit nicht nur mit Spaß zu tun hat, zeigt ein Blick ins Münchener Stadion. 75.000 Menschen finden darin Platz. Wie viele davon sind Erwachsene, wie viele Kinder? Welche Wege benutzen sie, wann kommen und gehen sie? Solche Daten braucht Fichtner, um den Fans noch bessere Services, ein noch besseres Erlebnis anbieten zu können. Das "Connected Stadion" bezieht teilweise die Parkplatzsituation mit ein und adressiert damit ein Thema, zu dem Fans viel Kritik äußerten. Eine App liefert Fans nun Daten in Echtzeit.
In der Diskussion auf dem Pre-Event zeigen sich die Parallelen zwischen beiden IT-Entscheidern: Ohne die Mitarbeit der Fachbereiche geht es nicht. Hoyer-CIO Jürging weiß, dass er seine Lieferkette nur kontrollieren kann, wenn die Fachabteilungen um die ungebrochene Datenkette wissen, also bei der Datenpflege keiner mehr nach Silo-Mentalität vorgeht. Und der FC Bayern-CIO kann dank Rummenigges Commitment sagen: "Ich bin rausgekommen aus der Sichtweise, IT-Projekte zu machen. Ich mache Projekte." In einem allerdings unterscheidet sich ihre Arbeit sehr deutlich: Während Jürging mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen hat, kann Fichtner Gelassenheit zeigen: "Wir kriegen viele junge Leute!" Da sage noch einer, Informatiker interessierten sich nicht für Sport.