Umsonst kann teuer werden
Die raffinierten Geschäftsmodelle der Gratis-Apps
Wer heute ein Smartphone benutzt, wird sicher neben den bereits vorinstallierten Apps noch weitere Anwendungen auf seinem Gerät installieren - schließlich bringen häufig erst die Apps die nützlichen Fähigkeiten auf das Gerät, die der Nutzer erwartet und benötigt. Nichts leichter als das: Die Apps werden bereits millionenfach über die App-Stores der jeweiligen Anbieter, also GoogleGoogle Play für das Android-System und AppleApple AppStore für iOS-Geräte, angeboten. Ein erster Blick in diese "Läden" scheint dann zunächst auch paradiesische Zustände zu bieten: Ein Großteil der Anwendungen steht zum kostenlosen Download bereit, wobei viele Anbieter sogar mit uneingeschränkten Features selbst bei diesen freien Versionen werben. Alles zu Apple auf CIO.de Alles zu Google auf CIO.de
Es gibt nichts (wirklich) umsonst…
Ein in den Vereinigten Staaten sehr verbreitetes Sprichwort lautet: "There's no such thing as a free lunch"- was frei übersetzt für "Es gibt nichts umsonst" steht.
Das gilt natürlich auch für die im Google Play Store, im Apple App Store oder im Windows Store angebotenen Apps. Da viele Anwender aber nach wie vor der Meinung sind, im Internet gäbe es sowieso alles gratis, setzt sich auch bei mobilen Geräten wie SmartphonesSmartphones und TabletsTablets der Trend zur kostenlosen App fort. Alles zu Smartphones auf CIO.de Alles zu Tablets auf CIO.de
Wie schon bei den Web-Seiten müssen sich die Nutzer aber darüber im Klaren sein, dass sie für die Apps dann wenigstens mit einem Klick auf Werbeanzeigen "bezahlen". Und genauso, wie es die Nutzer bereits von ihren Browser auf dem Desktop kennen, kommen gerade bei den Gratis-Apps die unterschiedlichsten Formen der Werbeanzeigen - teilweise recht aggressiv - auch auf diesen Geräten zum Einsatz:
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Bannerwerbung: Dabei werden die Werbebanner auf dem eng begrenzten Raum der mobilen Geräte so über die Information auf dem Bildschirm gelegt, dass der Nutzer sie häufig zwangsläufig anklicken muss. In diesen Fällen kommen zudem häufig Geolocations-Dienste (Standortdienste) zum Einsatz, auf die mittels einer Programmierschnittstelle (API) aus der App heraus zugegriffen wird, um den Anwendern gezielte Werbung in Abhängigkeit von ihrem Standort zu präsentieren.
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Capture-Formulare oder Signup-Apps: Diese Apps treiben diese Art des Geschäfts noch ein Stück weiter. Hier öffnen sich gleich nach dem Start oder manchmal auch während die App bereits benutzt wird, Fenster. Sie füllen den ganzen Bildschirm aus und fordern den Nutzer auf, sich anzumelden oder bestimmte Daten einzugeben. Ein Nutzer, der die Gratis-App nutzen will, kommt nicht darum herum, mit seinen Daten "zu bezahlen".
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Push-Benachrichtigungen: Bei dieser Form der Werbung, die häufig in kostenlosen Spiele-Apps zum Einsatz kommt, werden Werbenachrichten direkt und aktiv vom Remote-Server auf das Mobil-Gerät geschickt. Der Nutzer kann das nur schlecht verhindern, da viele dieser freien Apps nicht zu verwenden sind, wenn keine Online-Verbindung besteht.
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App-Walls: Ähnlich aufdringlich wiedie Push-Nachrichten wird beispielsweise während eines Spieles eine Liste weitere populärer Apps mit dem Ziel eingeblendet, den Nutzer zu einem Kauf über das jeweilige Advertising-Netzwerk zu verleiten.
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Automatisches Anlegen von Icons auf dem Home-Bildschirm: Die Gratis-App legt dabei während der Installation ein Icon auf dem Home-Bildschirm des Geräts an. Klickt der Nutzer darauf, wird er dann wiederum auf ein Ad-Netzwerk geführt.
Dabei bauen die Entwickler der Gratis-App den Code, der diese Werbung auf den Bildschirm der Mobilgeräte bringt, mittels eines SDK (Software Development Kit) fest in die Anwendung ein. Der Source-Code mancher Gratis-Apps beinhaltet sogar zwei oder mehr dieser Advertising-SDKs.
- Geschäftsmodelle von Gratis-Apps: Freikaufen von Werbung
Nur 99 Cent und die Anzeigen erscheinen nicht mehr auf dem Bildschirm: Viele Gratis-Apps wie hier der „Android Assistant“ stopfen eine ohnehin überladenen Oberfläche noch mit Anzeigen voll – von denen sich der Nutzer dann durch Zahlung einer Gebühr befreien kann. - Geschäftsmodelle von Gratis-Apps: Datensammler
Sorgte Ende 2013 für Probleme: Die kostenlose „Taschenlampe“-App von Goldenshore Technologies sammelte nicht nur Daten der Nutzer, sondern gab sie auch an Anzeigenkunden weiter. - Geschäftsmodelle von Gratis-Apps: SMS-Verkauf
Vor dem Download dieser App sollte schon der gesunde Menschenverstand warnen: Nicht nur die schlechte automatische Übersetzung sondern vor allen Dingen das Geschäftsmodelle die „übriggebliebenen“ SMS weiterzuverkaufen sind mehr als dubios. - Geschäftsmodelle von Gratis-Apps: In-App-Käufe
Ein Geschäftsmodell, das besonders für Kinder und Jugendliche schnell gefährlich werden kann: In-App Käufe verführen schnell dazu, auch bei einer Gratis-App viel Geld auszugeben. - Gratis-Apps: Überall beliebt
Gratis-Apps werden besonders gerne von den Anwendern verwendet, die mit einem Android-Smartphone oder -Tablet unterwegs sind: Wie auch dieser Vergleich zu der Verwendung von Kauf-Apps unterstreicht (Quelle: Statista App Monitor) - Vorab prüfen: Zugriffsrechte
Was darf eine App beziehungsweise, welche Zugriffsmöglichkeiten benötigt sie? Bereits auf den verschiedenen Marktplätzen der mobilen Systemen (hier der Windows Store auf einem Windows Phone 8.1-System) kann der Nutzer in der Regel erfahren, auf welche Bereiche seines Geräts zugegriffen wird. - Vorab prüfen: Zugriffsrechte
An dieser Stelle wird leider allzu häufig „abgenickt“: Gerade bei der Installation von Gratis-Apps sollten Nutzer darauf achten, welche Berechtigungen das Programm auf dem Smartphone oder Tablet bekommen wird. - Vorab prüfen: App Info unter Android 4.4.2
Grundsätzliche Kontrolle möglich: Ein genauerer Blick in die App-Info, wie sie hier unter Android 4.4.2 (KitKat) bereitgestellt wird, gibt schon einen Eindruck davon, was eine App auf dem System darf und welche Daten sie verwenden kann. - Vorab prüfen: App Permission von F Secure
Welche meiner Apps greifen auf persönliche Daten zu? Die freie App App Permission von F-Secure zeigt dies recht übersichtlich auf. - Vorab prüfen: Schreibzugriff erforderlich?
Bedeutet nicht grundsätzlich, dass die Entwickler dieser App böse Absichten hatten: Nutzer müssen selbst entscheiden, ob sie es wie hier bei den Schreibzugriffen für sinnvoll und vertretbar halten, dass einen App diese Zugriffe bekommt. - Gefährliches Terrain: AppStores von Drittanbietern
Web-Store eines Drittanbieters für Apps (hier Amazon): Gerade dort finden Nutzer zwar viele Gratis-Anwendungen, müssen aber beispielsweise die „Installation von Apps unbekannter Herkunft“ zulassen. - Bezahl-App: Kostenpflichtig aber nutzlos
Es sind nur die Gratis-Apps, die versuchen die Nutzer mit dubiosen Geschäftspraktiken zu schädigen: Die App „Virus Shield“ befindet sich glücklicherweise nicht mehr im Google Play Store. Sie tat nichts, außer ein Symbol anzuzeigen – für 3,99 Dollar.
Für den Anwender bleibt die Frage, wie gefährlich der Einsatz von Gratis-Apps dadurch letztendlich ist. Wir haben die Frage an Kaspersky Labs weitergegeben und deren Senior Virus Analyst Christian Funk schätzt die Gefährdung durch die kostenlosen Apps folgendermaßen ein: "Gratis-Apps verlangen immer häufiger Zugriff auf allerlei Bereiche des Smartphones, welche für die eigentliche Funktion nicht benötigt würden. Hier muss man sich aus der Sicht des Anwenders fragen, welche Daten tatsächlich übertragen werden, ob der Transfer verschlüsselt erfolgt und am Wichtigsten: Wie und wo werden die Daten abgespeichert, damit sie kein leichtes Ziel für Cyberkriminelle sind."