Android- & Apple-Uhren-Fail
Die Smartwatch ist gescheitert
Warum auch die IFA 2017 nicht hilft
Mit der IFA steht im September 2017 ein Ereignis an, das die Industrie nutzen will, um die Wearables wieder ein Stückchen mehr in den Mainstream zu drücken.
Samsung wird auf der IFA sehr wahrscheinlich die neue Gear Fit 2 Pro und andere Geräte der Gear-S-Produktlinie vorstellen. Und auch Sony und Huawei könnten auf der Elektronikmesse neue Wearables zeigen. Auch mit Garmins Vivoactive 3 und einer ganzen Reihe von Smartwatches aus dem Hause Fossil ist in Berlin zu rechnen. Und auch wenn all diese Produkte (inklusive der erwarteten Apple Watch 3) teils überraschende Features mitbringen sollten: Es wird kein Gerät dabei sein, das eine "Killer"-Kombination aus Größe, Features und Preis bietet. Das ist schlicht unmöglich, weil die Technologie noch nicht so weit ist.
Wie die Smartwatch zum Hit geworden wäre
Die großen Player sind mit einer Fehleinschätzung in den Smartwatch-Markt gestartet: Sie dachten, dass die schlauen Uhren erst auf dem Consumer-Markt eingeführt werden müssen. Stattdessen hätte man sich vom Beispiel Smart Glasses inspirieren lassen sollen.
Immer noch hält sich die Story, Google habe Glass als Consumer-Produkt eingeführt und sei damit gescheitert. Danach habe Google seinen Kurs geändert und Glass als Enterprise-Produkt neu eingeführt. In meiner Realität stellt sich die Sache ein wenig anders dar: Googles Forschungs- und Entwicklungsabteilung erstellte ein "Explorer Program".
Das sollte per Crowdsourcing feststellen, wie Smart Glasses am besten genutzt werden können. Das Ergebnis informierte die Google-Forscher darüber, dass die Smart-Glass-Technologie noch nicht bereit für den Consumer-Markt ist, aber für den Enterprise-Markt. Schließlich sind Abmessungen und Design von Geräten im Business zweitrangig, wenn die Effizienz stimmt. Also machte Google seine Smart Glasses vom Forschungsprojekt zum Produkt - der Glass Enterprise Edition.
Genau so hätten die Tech-Riesen auch im Fall der Smartwatch verfahren sollen. Ein solches "Explorer Program" hätte Apple, Samsung oder Google bereits vorab gezeigt, dass ihre Bemühungen zuerst in den Enterprise- und danach in den Consumer-Markt hätten fließen sollen. Statt Smartwatches, die Instagram-Posts anzeigen und die Herzfrequenz messen, hätten Apple, Samsung und Co. sich auf die Entwicklung von Business-Funktionen konzentrieren sollen - etwa biometrische Sicherheitsfunktionen, GPS-Funktionen für Logistik-Applikationen oder die Übertragung von elektronischen Visitenkarten von Smartwatch zu Smartwatch.
Das Resultat der stattdessen an den Tag gelegten Vorgehensweise: Weder Consumer, noch Business-Anwender wollen heute (in großem Umfang) auf die Smartwatch setzen. Für die Hersteller von Wearables sollte die Lehre für ihre künftige Strategie klar sein: Enterprise first!
Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer US-Schwesterpublikation Computerworld.