CIO-Agenda von Experton
Die wichtigsten IT-Trends für 2016
Luis Praxmarer ist Partner bei ISG, Provider Lens Global Lead.
Lutz Peichert ist Vorstand Advisory bei der Experton Group und leitet das Marktforschungs- und Beratungsteam. Er unterstützt Kunden bei strategischen und taktischen Entscheidungen sowie bei dem Aufbau und der Optimierung von Organisationen und Prozessen im Hinblick auf den Einsatz von IT- und Dienstleistungslösungen.
Billiger Speicher verändert alles
Was nun aber durch Digitalisierung passiert, ist etwas viel Größeres. Die Welt ist dank der kostengünstigen Verarbeitung und Speicherung von digitalen Massendaten sowie frischer Geschäftsmodelle erstmals seit der Einführung digitaler Elemente in der Lage, die ehemals starr und einschränkend wirkende Facette dieser wegbereitenden Gerätegeneration abzuschütteln und ähnlich der Matrix-Vision das Big Picture zu spannen.
Dies gelingt mittels der Erkennung von Mustern über die Sammlung von Massendaten aus allen Lebensbereichen. Mit dem Zuwachs der Datenmenge, unstrukturierten Daten, der Anzahl der Personen die darauf zugreifen wollen und sollten und der damit einhergehenden Veränderungen in Richtung Big Data und den daraus resultierenden Möglichkeiten, lassen oder ließen sich viele Geschäftsmodelle und Services ableiten. Dies dient als Basis für eine 1:1 Kundenbeziehung, da jeder Kunde individuell bedient werden möchte (Individualisierung).
Governance, Risk und Compliance
Security haben wir bereits auf der ersten Ebene angesiedelt, aber natürlich wächst das Thema über alle Ebenen hoch und wird hier als GRC (Governance, Risk, ComplianceCompliance) dargestellt. Schon seit vielen Jahre ein heiß diskutiertes Thema, stellt es doch die Basis für alle Security - und externen sowie internen Kontrollmaßnahmen dar. Alles zu Compliance auf CIO.de
Nur über eine Risk Management Analyse kann ich den Wert der Informationen und Daten definieren und damit wiederum die notwendigen und kostengerechten Sicherheitsmaßnahmen festlegen. Mit der zunehmenden Durchdringung, Automatisierung und intelligenten Geräten sowie Echtzeitbusiness, wird es ohne ausreichende GRC-Maßnahmen keine Sicherheit geben.
- Die Cloud - Arbeitsplatz der Zukunft
Dem Cloud Worker gehört die Zukunft. Unter dem Begriff "Workspace-as-a-Service" werden dem Marktforschungsunternehmen IDC zufolge künftig ein Großteil der Beschäftigten ihren Arbeitsplatz in der Cloud haben. Dazu sind aber folgende Technologie- und Denkstrukturen erforderlich. - Effizienter Informationsfluss
Der Arbeitsplatz der Zukunft wird vor allem durch Flexibilität gekennzeichnet sein: Informationen, Dateien und Dokumente müssen in Sekundenschnelle auffindbar und verfügbar sein – und zwar unabhängig vom Aufenthaltsort, der genutzten Hardware und der Anzahl der Mitarbeiter, wenn diese zum Beispiel in virtuellen Teams zusammenarbeiten. - Automatisiertes Dokumenten-Management
Der Wissensarbeiter von heute, der Inhalte schafft und Informationen teilt, ist auf eine effiziente Recherche angewiesen. Dies gelingt noch besser durch selbstlernende Systeme und automatisierte Abläufe wie die digitale Erfassung von Dokumenten, deren automatische Konvertierung, Indexierung, Datenextrahierung, Verteilung und Archivierung. - Cloud Working
Unter dem Motto „Workspace-as-a-Service" werden in Zukunft ganze IT-Arbeitsplätze in die Cloud verlegt. - Work-Life-Integration
Die Work-Life-Balance, die Arbeiten und Privatleben als voneinander getrennte Pole betrachtet, gehört der Vergangenheit an und wird zur Work-Life-Integration: die Arbeitszeit wird der individuellen Lebensphase angepasst, um auf diese Weise zum Beispiel Karriere und Familie besser miteinander vereinbaren zu können.
Hierarchie-Ebene 4: Business Model Transformation
Industrie 4.0 stellt für Deutschland einen ganz entscheidenden Trend dar, um langfristig die Stellung im Fertigungs- und Automobilbereich zu behaupten. Aber natürlich sind die Trends, mit entsprechenden Anpassungen, auch gültig für alle Branchen. Wie eine moderne Taxisuche aussehen kann, zeigt Uber mit einem disruptiven Geschäftssinn, der das Ziel, von A nach B zu kommen, individuell bedient. Oder doch nicht?
Im internationalen Vergleich kämpfen nämlich solche Innovationsschmieden hierzulande mit zögerlichen Adaptionsraten und zudem auch mit Lobbyismus. Der Finanz- bzw. Bankensektor ist - wie beinahe jede Branche - stark im Umbruch und steht durch riesige IT-Projekte unter Volldampf. Trends wie das Omnikanal-Banking, Personal Finance Management (PFM) Apps, agile IT-Architekturen sowie der Wechsel von Filial- zu Direkt- bzw. Onlinebanken sind im vollem Gang.
Beispiel Luftfahrt
Die Digitalisierung auf Basis von Cloud, Big Data und Mobility ist hier Grundlage zur Reduzierung der Medienbrüche. Bargeld tritt in den Hintergrund, genauso wie die Hardware. In der Luftfahrt entdeckt man derzeit seine Kunden völlig neu, indem fast schon alte Tugenden wie die Orts- und Zeitunabhängigkeit auf dem Weg von A nach B endlich mit intelligenten und vor allem personalisierten Cloud-Services verquickt werden. Dafür werden beispielsweise seitens der Luftfahrt-IT-Fabriken hochmoderne Rechenzentren als Private oder Community Cloud erweitert, um vom Boden aus Luft-Automatisierung bzw. -Digitalisierung mit maximalen SLAs zu liefern.
Aus Kundensicht zählt hier aufgrund der im Vergleich zum Taxi langen Reise häufig der Komfort und nicht unbedingt der Preis oder die Geschwindigkeit. Dank der vorgelagerten Metadaten-Auswertung wissen alle an das Internet der Dinge angeschlossenen Services, für welchen User welches Reise-Szenario in Frage kommt - Eingriffe in das Best-Practice-Szenario lassen sich über Interaktionspunkt-Optionen entlang des Live-Supply-Chain-"Autopiloten" realisieren.
Beispiel Automobilbranche
Die Automobilbranche steht in puncto IT-Intelligenz und somit auch der Fahreridentifizierung und der Personalisierung als Value Added Service für die optimale Kundenansprache noch am Anfang. Dahingehend steht zu erwarten, dass die Automobilbranche analog zur Luftfahrt ihre Kunden in den nächsten fünf Jahren neu entdeckt bzw. bespielt.
Das Autofahren der Zukunft gleicht dabei in Teilen dem Bahnverkehr von heute; der Unterschied liegt hier in der vermeintlichen Privatsphäre. Der kommende Durchbruch des autonomen Fahrens wird allerdings auch das Verständnis von Besitztümern verändern und erneut das eigentliche Ziel des Autofahrens in den Vordergrund rücken. Damit einhergehen wird die Maximierung der Fahrerassistenz- bzw. Anreizsysteme zur Überwachung, um natürlich einen weiteren Knick in der jetzt schon geringen Kurve der Anzahl von Verkehrsunfällen herbeizuführen.
Das Gros der Autofahrer möchte schnell, günstig oder komfortabel von A nach B kommen und dabei Zeit für Freizeitaktivitäten bzw. Spaß oder die Ausübung des Berufs haben. Die Versicherungsbranche wird bei ausreichender Stabilität autonomer Fahrzeuge und einem attraktiven Preispunkt dieser Fahrzeuge ihr Übriges dazu beitragen, den potenziell gefährlichen Menschen dazu zu bewegen, auf das manuelle Fahren zu verzichten. Im Vergleich ist die Automobilbranche derzeit virtualisiert, aber noch nicht cloudifiziert und somit standardisiert, elastisch (bei Bedarf zur Verfügung) oder gar autonom und intelligent.