IT-Trends 2017 von A.T. Kearney
Die Zukunft der IT: 2-Speed und IoT
Miroslav Lazic ist Manager in der Digital Transformation Practice bei A.T. Kearney.
Edgar Simons ist Principal in der Digital Transformation Practice bei A.T. Kearney
Diese digitalen Plattformen substituieren mehr und mehr klassische Wertschöpfungsketten. So wird der Kühlschrank mit derselben App gesteuert, wie auch die Waschmaschine und kann selbstständig Lebensmittel bei einem Händler vorbestellen, sodass die Ware direkt nach Hause geliefert werden kann.
IoT wächst durch Wearables, Visa und Google rasant
Auch der Wearables-Markt wird sich in den kommenden drei bis vier Jahren mehr als verdoppeln und auf insgesamt 14 Milliarden US-Dollar ansteigen - mit dem Effekt, dass sich die User Experience der Endkunden in Alltagssituationen stark verändern wird. So hat Visa bereits einen digitalen Ring zum kontaktlosen Bezahlen auf den Markt gebracht und Google entwickelt gegenwärtig Kontaktlinsen, um den Blutzucker anhand der Tränenflüssigkeit zu messen.
Durch solche IoT-Lösungen rücken die Anbieter näher an ihre Kunden heran und können durch das Verbinden mehrerer Produkte wertvolle Erkenntnisse über das Kundenverhalten generieren.
Kunden iterativ in neue Lösungen einbeziehen
Wie können nun Unternehmen diese Anwendungsfälle identifizieren und in innovative Lösungen umwandeln? Und was bedeutet das für die IT? Zentraler Ausgangspunkt solcher Überlegungen sind die Bedürfnisse der Nutzer, und die Erkenntnis, dass eine iterative Vorgehensweise mit frühen und wiederkehrenden Tests ein weit höheres Erfolgspotenzial birgt als ein klassischer Entwicklungspfad.
Wo in der Vergangenheit stärker basierend auf Prognosen, Marktstudien und Erfahrungswerten mächtige Lösungen entwickelt wurden, muss der Fokus heute auf einem schnellen ersten Prototypen (Minimum Viable Product - MVP) liegen, der de-facto am echten Markt getestet werden kann. Diese agile Vorgehensweise ist in der Softwareentwicklung nicht neu, bekommt aber eine gänzlich neue Qualität, wenn durch IoT die Barriere in die Hardware-Welt durchbrochen und physische Elektronik Teil eines agilen Projektes sein soll.
IT muss komplett neue Skills aufbauen
Diese sollen nach Marktstart flexibel bleiben und zum Beispiel neue Kommunikationsstandards per Update unterstützen können. Für die IT bedeutet es in vielen Fällen den Aufbau gänzlich neuer Fähigkeiten, oft gemeinsam mit internen Entwicklungsabteilungen. Denn IoT-Produkte bewegen sich in zwei Welten: Beim Kunden steht die Onboard-Software im Fokus. Doch für die Konnektivität und Fernwartung ist ein sauberer Betrieb im Backend, inklusive der Anbindung zur ERP-Welt, unter der Schirmherrschaft der Unternehmens-IT notwendig.
- Schaltkreisdesign
Geht es um Connected Devices, müssen Unternehmen sicherstellen, dass Chip-Design und -Entwicklung sich an den neuen Systemanforderungen orientieren. Applikationen, die beispielsweise von Batterien abhängig sind, brauchen unter Umständen spezielle Schaltkreise um den Energieverbrauch zu minimieren oder gleich mehrere Chips und Sensoren auf einer Platine. - Mikrocontroller-Programmierung
Das IoT besteht aus Milliarden kleiner, miteinander vernetzter Devices. Die meisten dieser Devices brauchen zumindest einen Mikrocontroller, um Daten verarbeiten zu können. Mikrocontroller sind günstige, energiesparende Chips, deren Programm- und Datenspeicher Teil des Systems sind. - AutoCAD
AutoCAD ist die derzeit am meisten verbreitete Design Software für Applikationen und erfährt aufgrund der Komplexität von IoT-Devices einen enormen Boom. Das liegt daran, dass gerade diese vernetzten Geräte nach völlig neuen Design-Grundsätzen entwickelt werden müssen – zum Beispiel wenn es um Hardware-Standardisierung oder Personalisierung geht. - Machine Learning
Smarte Appliances und Applikationen entstehen durch Machine-Learning-Algorithmen, die Sensordaten verarbeiten. Diese Algorithmen können zu Zwecken der Predictive Data Analysis verwendet werden. Das erfordert allerdings Experten für Big Data Management und Machine Learning. - Security-Infrastruktur
Laut einer Studie von TEKsystems hindert die steigende Angst vor Datenlecks Unternehmen maßgeblich daran, im IoT durchzustarten. „Firmen die bereits Erfahrung in Sachen Cloud Security haben, verfügen bereits über eine gute Basis. Allerdings machen die weitergehende Skalierung und Komplexität des Internet of Things die Dinge kompliziert. - Big Data
Das Internet der Dinge hat die Menge der Daten, die Unternehmen sammeln und auswerten, vervielfacht. Die Kunst besteht nun darin, redundante Datensätze direkt bei der Erhebung auszusortieren und relevante Daten zu schützen. - Elektrotechnik
Die nächste Generation der Connected Devices braucht nicht nur Software, sondern auch technische Expertise. - Security Engineering
IT-Sicherheit gehört zu den größten Sorgenkindern für den IoT-Markt. Prominente Datenlecks und Hacks haben nicht nur bei Unternehmen, sondern auch bei den Konsumenten ein neues Bewusstsein für IT-Security geschaffen. - GPS-Entwicklung
Der GPS-Markt steht dank des Internet of Things vor einer Renaissance. Insbesondere bei Unternehmen, die im Bereich Wearables, Connected Cars oder Logistik tätig sind.
Nach Abschluss der Experimentierphase verantwortet die IT den Betrieb. Je später sie also dazu stößt, desto höher ist die Gefahr, dass eine Lösung entsteht, die schwer zu integrieren und kostbar zu warten ist. Fehlen der internen IT aber die notwendigen Fähigkeiten, wird sie in frühen Projektphasen oft bewusst umgangen. Eine saubere, und "gesunde" Schnittstelle zwischen den neugeschaffenen digitalen Einheiten und der "klassischen IT" ist die Basis um den nachhaltigen Erfolg neuer IoT-Lösungen sicherzustellen.