Strategien


Der Patient braucht Ruhe

Die Zukunft von Hewlett-Packard

Jan-Bernd Meyer betreute als leitender Redakteur Sonderpublikationen und -projekte der COMPUTERWOCHE. Auch für die im Auftrag der Deutschen Messe AG publizierten "CeBIT News" war Meyer zuständig. Inhaltlich betreute er darüber hinaus Hardware- und Green-IT- bzw. Nachhaltigkeitsthemen sowie alles was mit politischen Hintergründen in der ITK-Szene zu tun hat.

Ruhe an der Spitze bis 1999

Ab 1969 bekleidete Bill Hewlett das Amt des CEO, das er neun Jahre lang innehatte, bevor er 1978 von John Young beerbt wurde. Dieser regierte das Unternehmen 14 Jahre bis 1992. Dann trat Lewis Platt in Youngs Fußstapfen. Auch er gab die Richtung des aufstrebenden Unternehmens lange vor. Das Leben bei HP schien ein ruhiger, langsamer Fluss. Bis 1999.

Rückblickend ist das der Zeitpunkt, an dem sich für HP vieles auf entscheidende Weise änderte. Bis dahin galten in dem Unternehmen klare Wertvorstellungen. Die offenbarten sich unter anderem in dem 1995 von Dave Packard unterzeichneten und zum Firmencredo stilisierten "HP Way". Sie bewiesen sich auch an dem engen Kontakt, den die Firmengründer mit ihren Mitarbeitern pflegten. Intern galt das geflügelte Wort vom "Management by walking around".

Das Unternehmen prosperierte quasi im Verborgenen. Es galt als Technikschmiede mit zuverlässigen, soliden Ingenieurprodukten, die vielleicht nicht sonderlich sexy waren - aber von welchen IT-Produkten konnte man das bis zum Auftritt von Apple im 21. Jahrhundert schon behaupten?

Fiorina: Hart und nicht herzlich

1999 trat dann eine überaus ehrgeizige, öffentlichkeitsorientierte Frau auf den Plan und an die Spitze von HP. Sie brachte mit den "Rules of the garage" einen veränderten Zungenschlag in die interne Corporate Identity. Carleton Fiorinas Glaubensbekenntnis war - trotz aller Verbeugung vor dem Ingenieurgeist und dem Bekenntnis zu HP als Ideenwerkstatt - anzumerken, dass hier eine ausgebildete, versierte Marketing-Frau die Leitung übernommen hatte. Damit eckte sie in der Belegschaft durchaus auch an. Aber sie war glamourös, eine Exotin als Topmanagerin an der Spitze eines Weltunternehmens, und sie verstand es, sich durchzusetzen.

Die Tonlage im Unternehmen veränderte sich dann spätestens mit der Übernahme von Compaq im Jahr 2002. Bis auf den heutigen Tag wird die Frage diskutiert, ob diese Akquisition nicht doch eine strategische Fehlleistung war. Innerhalb des HP-Boards gab es angesichts des Strategiewechsels heftige Zerwürfnisse, die teils vor amerikanischen Gerichten ausgetragen wurden.

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