Anfängerfehler

Diese Fehler machen IT-Manager auf Jobsuche

Johanna Ambrosio ist freiberufliche Autorin in Massachusetts. Sie arbeitet unter anderem für cio.com.
Auf der Jagd nach einer neuen IT-Führungsposition unterlaufen auch gestandenen Managerinnen und Managern Anfängerfehler. Lesen Sie, wie es besser klappt.
Auch IT-Führungskräfte können bei der Stellensuche ins Fettnäpfchen treten. Wer die typischen Fehler kennt, hat im Rennen um den nächsten Job einen Vorsprung.
Auch IT-Führungskräfte können bei der Stellensuche ins Fettnäpfchen treten. Wer die typischen Fehler kennt, hat im Rennen um den nächsten Job einen Vorsprung.
Foto: Ground Picture - shutterstock.com

Man könnte meinen, dass IT-Führungskräfte aus den oberen Ebenen die Kunst beherrschen, sich beruflich immer weiter zu verbessern - immerhin haben sie schon eine hohe Position erreicht. Doch auch CIOs, Bereichsleiter und Abteilungsverantwortliche machen Fehler bei der Stellensuche, wie Personalvermittler berichten. Die beiden häufigsten: Lange Reden während des Vorstellungsgesprächs sowie Lebensläufe, die entweder prahlerisch erscheinen oder sich endlos in die Länge ziehen. Oder beides. "Unser Rekord war ein 55-seitiger Lebenslauf", erinnert sich Judy Kirby, CEO von Kirby Partners, einem Unternehmen, das auf die Suche nach Führungskräften spezialisiert ist. "Nicht einmal Mütter würden sowas lesen."

Im Folgenden finden Sie ein Dutzend gängiger Fehler, die selbst erfahrene IT-Führungskräfte bei der Suche nach einer neuen Stelle machen.

Fehler 1: Großspurig auftreten

Charley Betzig, Geschäftsführer von Heller Search Associates, musste im vergangenen Jahr mitansehen, wie zwei Kandidaten wegen prahlerischer Lebensläufe ihre Chance verspielten. "Es waren großartige Kandidaten, und wir haben unser Möglichstes getan, um mit ihnen zusammenzuarbeiten und ihre Lebensläufe umzuschreiben. Beide lehnten ab." Betzig empfiehlt, sich an die Fakten zu halten und den Lebenslauf "sauber" zu gestalten, indem man auf vermeintlich trendiges Design und ausgefallene Schriftarten verzichtet. "Heben Sie sich Ihre Patente und veröffentlichten Arbeiten für das Ende Ihres Lebenslaufs auf und beginnen Sie nicht mit diesen Informationen", rät Betzig. "Arbeitgeber interessieren sich nicht wirklich für diese Errungenschaften."

Fehler 2: Behauptungen nicht belegen

Achten Sie nicht nur darauf, dass Ihr Lebenslauf eine angemessene Länge hat, sondern auch darauf, dass er konkrete Leistungen aufführt. "Ich bin ein visionärer Innovator", bedeutet nicht viel für jemanden, der sich über Ihre Qualifikationen informieren möchte: Was haben Sie innoviert? Inwiefern war das visionär? Stattdessen sollten Sie darüber sprechen, was Ihr Team geschaffen und wie dies Ihrem Unternehmen geholfen hat, ein neues Produkt zu entwickeln, Geld oder Zeit zu sparen, Einnahmen zu steigern oder einen neuen Markt zu erschließen. Und zeigen Sie konkret, wie Sie strategische oder operative Herausforderungen gemeistert haben.

Fehler 3: Ich statt wir

Ähnlich wie bei großspurigen Aussagen vergessen viele IT-Manager, dass es bei Führungsaufgaben häufiger auf die Leistungen des Teams als auf persönliche Erfolge ankommt. Sowohl im Lebenslauf als auch bei Vorstellungsgesprächen betonen Personalverantwortliche, dass sich Bewerber auf das "Wir" und nicht auf das "Ich" konzentrieren sollten. IT-Manager müssen darauf achten, dass Sie die Lorbeeren mit anderen in Ihrem Team teilen und nicht schlecht über ein Unternehmen oder eine Person reden, für die Sie gearbeitet haben.

Fehler 4: Der Vorstellungsmonolog

Beantworten Sie die Fragen während des Vorstellungsgesprächs so knapp wie möglich, und denken Sie daran, dass nicht Sie am Steuer sitzen, sondern Ihr Gesprächspartner. "Seien Sie in erster Linie ein Zuhörer", empfiehlt Betzig. "Stellen Sie sicher, dass es ein Dialog ist; hören Sie zu und reagieren Sie." Seiner Erfahrung nach sind viele Bewerber sehr aufgeregt, weil sie ein Vorstellungsgespräch bekommen haben oder in der vorgegebenen Zeit all ihre Erfahrungen vermitteln wollen, so dass "es einfach aus ihnen herausplatzt". Bewerber sollten diesem Impuls widerstehen und jede Antwort auf maximal fünf Minuten beschränken.

"Kürzlich hatten wir einen Bewerber, von dem wir dachten, dass er gut zum Kunden passen würde", erzählt Betzig. Er verfügte über die erforderlichen Qualifikationen und schien ein geeigneter Kandidat für die Stelle zu sein. Aber das Unternehmen meldete zurück, dass sie ihm während des mehr als einstündigen Gesprächs nur drei Fragen stellen konnten, weil er durchgehend redete. "Es war für sie schwer vorstellbar, diese Person vor ihre Führungskräfte zu stellen", erklärt Betzig. Daher hätten sie auf ein weiteres Gespräch mit ihm verzichtet.

Fehler 5: Das Sprichwort "Übung macht den Meister" nicht beherzigen

Wenn Sie mit einem Personalvermittler zusammenarbeiten, wird dieser wahrscheinlich mindestens ein Test-Vorstellungsgespräch mit Ihnen führen und Sie dabei filmen. "Es kann eine sehr ernüchternde Erfahrung sein, wenn man sich selbst in Aktion sieht", sagt Kirby. Der Personalvermittler wird Ihnen Tipps geben, wie Sie Ihre Fähigkeiten beim Vorstellungsgespräch und Ihren Lebenslauf verbessern können, denn schließlich wird er oder sie von dem Unternehmen, das die Stelle ausgeschrieben hat, im Erfolgsfall bezahlt. Und es ist klug, den Ratschlag zu beherzigen.

Wenn der Bewerber nach dem ersten Vorstellungsgespräch nicht weiterkommt, kann er vom Personalverantwortlichen Feedback zu seinem Auftreten erhalten - was er aufgrund vermeintlicher oder tatsächlicher rechtlicher Beschränkungen kaum direkt von der einstellenden Person bekommen würde. Sucht jemand ohne die Hilfe eines Personalvermittlers nach einem Job, schlägt Kirby vor, einen vertrauenswürdigen Freund oder Kollegen zu bitten, ein Vorstellungsgespräch zu simulieren und es auf Video aufzunehmen. "Achten Sie darauf, dass Sie Begeisterung für die Stelle zeigen, ohne zu übertreiben, und stellen Sie sicher, dass Sie die Fragen kurz und bündig beantworten, ohne sich aufzuspielen."

Fehler 6: Die Eigenwahrnehmung

20 Jahre oder länger im selben Unternehmen zu arbeiten, wird heute nicht unbedingt so positiv gesehen wie früher, sagt Shawn Banerji, Managing Partner für den Bereich Daten und DigitalisierungDigitalisierung beim Führungskräftevermittler Caldwell. Früher galt es als Zeichen der Loyalität, so lange durchzuhalten. Heutzutage kann es jedoch ein Nachteil sein, jahrzehntelang am selben Ort zu bleiben. Die Frage sei, ob eine Person, die so lange in einer Kultur tätig war, "außerhalb der Normen dieser spezifischen Organisation erfolgreich sein kann". Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Nachdem sie so lange an einem Ort gearbeitet haben, können IT-Führungskräfte ihr Wissen und ihre Fähigkeiten vielleicht erfolgreich auf ein anderes Unternehmen oder eine andere Branche übertragen. Manche Personalverantwortliche seien jedoch der Meinung, dass diese Art von Bewerbern "sich erst einmal woanders bewähren muss, und dann erst stelle ich sie ein", so Banerji. Wenn IT-Manager also nach einer langen Zeit in einem Unternehmen - mehr als sieben Jahre - weiterziehen wollen, sollten sie sich genau überlegen, ob und wie ihre Fähigkeiten übertragbar sind. Stellen Sie sicher, dass sich dies sowohl in Ihrem Lebenslauf als auch in den Vorstellungsgesprächen widerspiegelt.

Fehler 7: Mangelnder Weitblick

IT-Führungskräfte, die ihre KarriereKarriere weiter ausbauen wollen, müssen den Ansatz erfolgreicher Billiard-Spieler übernehmen und mindestens zwei Schritte vorausdenken: Wo stehen Sie in Ihrer Karriere, und wo wollen Sie hin? Wie sehen Ihr GehaltGehalt und Ihre Sozialleistungen im Vergleich zu Ihren Kollegen aus? Auch dies spricht dagegen, zu lange an einem Ort zu bleiben: Wer auf Lebenszeit in einer Firma arbeitet, verpasst in der Regel Gehaltssprünge, die beweglichere IT-Führungskräfte vollziehen können. Früher verliefen die Karrierewege geradliniger: "Man arbeitete hart, bekam gute Beurteilungen und ging davon aus, dass dieser Weg zu Anerkennung, Belohnungen und Beförderungen führen würde", erklärt Banerji. "Aber wir haben festgestellt, dass sich dieser Weg geändert hat." Alles zu Gehalt auf CIO.de Alles zu Karriere auf CIO.de

Wer beruflich aufsteigen will, müsse sich neue Fähigkeiten und Kompetenzen aneignen und "ein Portfolio entwickeln, das seine berufliche Visitenkarte darstellt, sonst können Chancen an einem vorübergehen". Banerji rät, sich einen Mentor zu suchen, der als Karriere-Sherpa fungieren kann. "Dieser berät sie, wie Sie Ihr berufliches Kapital investieren sollten", und er zeigt, auf welche Fähigkeiten sich ein Manager zu einem bestimmten Zeitpunkt konzentrieren sollte. Wenn Sie beispielsweise ein Jahrzehnt im Infrastrukturbereich gearbeitet haben, könnten Sie versuchen, umfassendere Kenntnisse über Management, Strategie oder das Business zu entwickeln.

Fehler 8: Eingerostete Technik

Umgekehrt reichen ein betriebswirtschaftlicher Abschluss und Strategiekenntnisse allein nicht mehr aus, um in der heutigen Welt als CIO tätig zu sein. "Die Rolle entwickelt sich weiter und hat eine größere technische Dimension", erklärt Banerji. "Cybersicherheit, künstliche Intelligenz, maschinelles Lernen und der Weg in die Cloud sind heute wichtige Bestandteile eines Lebenslaufs. Digitale Lieferketten und andere Bereiche erfordern ebenfalls technische Fähigkeiten." Es sei auch entscheidend, die "normale" Produktentwicklung der Organisation zu verstehen, da von der IT erwartet wird, dass sie in dieser Hinsicht hilft oder manchmal sogar die FührungFührung übernimmt. Alles zu Führung auf CIO.de

Fehler 9: Knapp vorbei ist auch daneben

Es kann verlockend und manchmal auch in Ordnung sein, einige Dinge auf der Checkliste einer Stellenbeschreibung zu ignorieren, die nicht passen. Wenn Sie sich jedoch auf eine Stelle bewerben, für die ein Master als Mindestvoraussetzung verlangt wird, und Sie nur einen Bachelor-Abschluss haben, sollten Sie nicht darauf wetten, dass Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen werden - unabhängig von Ihrer beruflichen Erfahrung.

Vergewissern Sie sich auch, dass Sie die Stelle und ihre Anforderungen wirklich bewältigen können. Wenn das Unternehmen einen Umsetzer sucht und Sie bisher hauptsächlich als Stratege tätig waren, "ist das nicht dasselbe", wirft Kirby ein. Selbst wenn Sie die Dinge auf die Spitze treiben und das Glück haben, eingestellt zu werden, stehen die Chancen gut, dass die Anstellung nicht lange Bestand hat und Sie sich wieder auf Stellensuche machen müssen. Und wenn Sie nicht alle zentralen Elemente wie Position, Unternehmen, Gehalt und Standort richtig und realistisch bestimmen, können Sie "die gesamte Gleichung über den Haufen werfen", fügt Banerji hinzu.

Fehler 10: Zu viel Transparenz wagen

Besonders auf der Führungsebene können Sie und Ihre Familie in den Fokus geraten. Personalverantwortliche überprüfen routinemäßig Social-Media-Konten auf unangemessene Fotos oder Posts, insbesondere von Ihnen und Ihrem Ehepartner. Sie suchen nach Hinweisen darauf, wie Sie beide sich bei Unternehmensveranstaltungen verhalten und wie Sie sich in der Öffentlichkeit darstellen.

Wenn Sie nicht möchten, dass jemand in Ihren sozialen Netzwerken herumschnüffelt, sollten Sie die Privatsphäre-Einstellungen Ihrer Konten während der Stellensuche anpassen. Und achten Sie darauf, dass alle Mitglieder Ihrer unmittelbaren Familie dasselbe tun. Was "cool", "niedlich" oder "witzig" ist, wirkt auf jemanden aus dem C-Level, der Sie noch nicht kennt, vielleicht nicht ganz so überzeugend.

Ein Instagram-Foto von Ihnen beim Grillen in der Badehose können Sie vielleicht überleben, wenn Sie darauf bestehen, dies online zu zeigen. Aber stellen Sie sicher, dass Ihr LinkedIn-Konto und andere professionellere Websites Sie nicht in Jogginghosen oder gewagter Kleidung zeigen oder dass Sie betrunken aussehen (oder sich so verhalten). Prüfen Sie Ihre Videos und investieren Sie in professionelle Fotos. Übrigens können auch andere Bewerber kompromittierende Bilder und Post nutzen, um sich einen Vorteil im Rennen zu verschaffen.

Fehler 11: Emotionale Disharmonien

Um bei Vorstellungsgesprächen auf Führungsebene zu bestehen, müssen Sie Ihre Fähigkeiten im Bereich des emotionalen Quotienten (EQ) verbessern, rät Kirby. "Einer unserer Bewerber hat mit seinem umfassenden Wissen über Baseball geprahlt und nicht bemerkt, dass eine der anderen Personen im Raum mit glasigen Augen dastand. Das hat ihn den potenziellen Job gekostet."

Fehler 12: Das eigene Netzwerk vergessen

Stellensuchende "wollen ihren Kontakten oft nicht zur Last fallen", berichtet Personalvermittler Betzig. "Das ist jedoch ein großer Fehler. Denn viele Ihrer Kontakte wollen für Sie da sein und Ihnen helfen, Ihren nächsten Job zu findenJob zu finden." Nehmen Sie sich also Zeit für Ihr Netzwerk. Betzig rät, täglich fünf bis zehn Kontakte zu knüpfen. Setzen Sie sich mit allen Personen in Verbindung, die Sie von Ihren früheren Arbeitsplätzen und aus Berufsverbänden, Organisationen oder von Events kennen, und erklären Sie Ihre Suche. "Die Chancen stehen gut, dass die nächsten Jobs für IT-Führungskräfte aus ihrem Netzwerk kommen", so der Personalexperte. Alles zu Jobsuche auf CIO.de

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation cio.com

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