Finance IT


IT-Vorstand Arnulf Keese

DKB teilt die IT in Schichten auf

Jens Dose ist Editor in Chief von CIO. Seine Kernthemen drehen sich rund um CIOs, ihre IT-Strategien und Digitalisierungsprojekte.
Die Deutsche Kreditbank will neue Services schneller zu den Kunden bringen. Dazu setzt das Finanzinstitut auf eine dreigeteilte IT-Landschaft.
Arnulf Keese ist IT-Vorstand der Deutschen Kreditbank AG.
Arnulf Keese ist IT-Vorstand der Deutschen Kreditbank AG.
Foto: Dennis Scholz / DKB

"Wie schaffen wir uns die Freiheitgrade, um markt- und kundenorientiert digitale Produkte zu entwickeln?" Diese Frage steht laut Arnulf Keese hinter der Digitalstrategie der Deutschen Kreditbank AG (DKBDKB) mit Sitz in Berlin. Der IT- und Digitalvorstand kam 2018 als CDO in das Unternehmen und wurde 2020 zusätzlich in das Board der Direktbank berufen. Top-500-Firmenprofil für DKB

Die Lösung war ein dreigeteilter Technologie-Stack. Im Backend bleiben die Systeme, wie sie sind. "Hier setzen wir auf etablierte Produkte, die stabil laufen," so Keese. Diese KernbanksystemeKernbanksysteme seien bei allen Finanzinstituten von der Größenordnung der DKB ähnlich, so dass sich die Bank dort nicht durch IT differenzieren könne. Top-Firmen der Branche Banken

Jenseits des Backends schlummern laut Keese jedoch Potentiale: "Durch Produkte und Prozesse für Kunden können wir uns von den Marktbegleitern abheben." Also trennte die DKB-IT Back- und Frontend und zog eine dritte Schicht aus Schnittstellen (APIs) zwischen den beiden ein.

"Die Cloud ist technologisch alternativlos"

Ein weiterer Baustein der IT-StrategieIT-Strategie ist für Keese die Cloud. "Die Cloud ist technologisch alternativlos. Die Skalierung, Innovationskraft und standardisierte Tools sind unmöglich im klassischen Rechenzentrum nachzubilden," so der Vorstand. Cloud ComputingCloud Computing habe gleiche Voraussetzungen für alle geschaffen, da Unternehmen jeder Größe von den Infrastrukturen, Tools und Features der Hyperscaler profitieren könne. Daher lautet die Frage für Keese nicht mehr "Wer kann was in der Cloud machen?", sondern "Worauf wollen wir uns konzentrieren?", um sich von der Konkurrenz abzuheben. Alles zu Cloud Computing auf CIO.de Alles zu Strategien auf CIO.de

Die DKB verfolgt einen Multi-Cloud-Ansatz. Office 365Office 365, Azure-Dienste und Arbeitsplatz-Services bezieht die Bank von MicrosoftMicrosoft. Amazon Web Services (AWS) nutzt sie hauptsächlich für Tools, um etwa neue Lösungen zu entwickeln oder Künstliche-Intelligenz-Modelle zu trainieren. Hinzu kommen weitere Anbieter von Software-as-a-Service (SaaSSaaS). Alles zu Microsoft auf CIO.de Alles zu Office 365 auf CIO.de Alles zu SaaS auf CIO.de

Bei all dem hat Keese immer eine Exit-Strategie im Blick. "Wir verteilen die Lasten auf verschiedene Anbieter und nutzen portable Architekturen," sagt er. Die Bank soll jederzeit in der Lage sein, ihre Systeme ohne größere Probleme von einer Umgebung in eine andere zu verschieben. Dieser 'Plan B' wird auch von den Aufsichtsbehörden verlangt.

Laut Keese schützen die SaaS-Dienste die IT zudem davor, sich zu verzetteln. "Anstatt nach dem SAP-Modell eine einzige Plattform mit tausend kleinen Anpassungen zu bauen, konzentrieren wir uns darauf, eine Anforderung durch einen Standard-Service abzubilden. Erst danach machen wir uns Gedanken, ob weitere Features nötig sind." Das halte die Lösungen schlank und die IT fokussiert.

Ausgelagerte Innovation

Auf dieser technischen Basis baut die DKB neue Produkte für das Frontend. Auch organisatorisch setzt Keese auf eine Trennung: "Entwicklungen, die nicht originär in der Bank stattfinden müssen, mit Kundendaten oder dem Kernbanksystem zusammenhängen, finden in unserer 'Code-Factory' statt." Dabei handelt es sich um eine hundertprozentige Tochter der DKB, die organisatorisch nicht direkt an die Kernbank angeschlossen ist, aber inhouse ausschließlich für die Muttergesellschaft arbeitet.

Impulse für neue Produkte kommen laut Keese auch aus der Factory und werden dort entwickelt, insbesondere Frontends. Die Entwickler in der Bank kümmern sich um Backends und die API-Schicht. Die DeveloperDeveloper sind in agilen Einheiten nach Chaptern sowie Domänen aufgestellt und arbeiten sowohl an Frontend-Produkten und der API-Schicht.. Steht ein Produkt, wird es über die API-Schicht mit den Kernbanksystemen verzahnt. Anschließend passen die Entwickler die Lösungen nach dem DevOps-Prinzip auf Basis von Kundenfeedbacks laufend an. Alles zu Developer auf CIO.de

"Das ist der ideale Dienstleister. Wir haben die Agilität und Triebkraft eines Tech-Startups, gepaart mit viel Werkstolz für die DKB," sagt Keese. 124 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 29 Nationen sind in der Code-Factory tätig. Gesprochen wird Englisch. Dieses Flair, gepaart mit Fintech-Kooperationen und dem Standort Berlin sei attraktiv für den Nachwuchs und helfe der DKB-IT, neue Talente zu finden, so der IT-Chef.

Einfacherer und offener

Neben neuen Produkten will er auch die Prozesse verbessern. In der Entwicklung setzt das Team daher auf Automatisierung. Über automatisierte Tests, Infrastructure as Code und GitOpssoll mehr Arbeit in weniger Zeit geschafft werden. "Mehr Features und Produkte bedeuten jedoch mehr Komplexität im Inneren. Die interessiert unsere Kunden aber nicht," so Keese. Also soll zugleich das Kundenerlebnis schlanker werden.

Als Beispiel nennt der Vorstand die neue Banking-App der DKB. Diese könne viele verschiedene Funktionen bereitstellen. "Es würde aber unübersichtlich, wenn wir alle auf einmal anzeigen. Die meisten Kunden brauchen im Wesentlichen die Konto- und Transaktionsübersicht, also finden sie diese Features dort als erstes," sagt Keese. Seltener genutzte Features werden dann auf der Webseite angeboten.

Auch bei Partnerschaften pocht Keese auf Einfachheit: "Die API-Schicht hilft uns, Kooperationspartner für Services, die wir nicht selbst erbringen, anzubinden." Für Versicherungsvergleiche oder Kontowechsel etwa könne die Bank schnell den besten Partner an der richtigen Stelle integrieren und so den Kunden bessere Services bieten.

Der IT-Vorstand kann sich vorstellen, dass die DKB eines Tages selbst zum Dienstleister wird. "Nicht jeder kann alles machen. Über Kooperationsnetzwerke könnten wir Services anbieten, die sich ähnlich einfach bei Branchenbegleitern integrieren lassen, wie wir es gerade über unsere API-Schicht bei uns tun."

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