Zwischen großem und kleinem Ansatz

EAM taugt auch für Mittelständler

08.07.2009
Von Dirk  Bätjer

Alternatives Vorgehen

Dieses Vorgehen bildet eine wichtige Alternative zu standardisierten Marktlösungen (makroskopische Ansätze), bei denen zunächst die Rahmenparameter abgesteckt werden. Um ein effektives IT-Architekturmanagement aufzubauen werden hier erst einmal die Grundlagen geschaffen. Auf Basis gewünschter Fähigkeiten und Funktionen wird schließlich ein EAM-Softwarepaket ausgewählt, das die unternehmensspezifischen Anforderungen visualisieren kann. Erst danach erfolgt die Erfassung von Basisdaten, wie etwa Businessdomänen, Kernanwendungen oder Geschäftsprozessen.

Der Vergleich mit der Renovierung eines Hauses verdeutlicht den Unterschied zwischen beiden Methoden: Während im klassischen EAM-Ansatz ein Architekt alles plant und die gesamte Organisation des Bauprojektes vorweg genommen wird, werden beim mikroskopischen Ansatz erst einmal innerhalb des Hauses – von Raum zu Raum – alle Details und technischen Daten nachgesehen, bevor es an das umfassende Planungskonzept geht. Mittel- bis langfristig münden dabei sowohl der makro- also auch der mikroskopische Ansatz in einem identischen Ziel: Das Unternehmen erhält einen Überblick über die bestehende IT-Landschaft sowie den Verknüpfungen von Daten, Prozessen und Anwendungen. Zudem kann auf dieser Basis beurteilt und geplant werden, wie sich Veränderungen im System auswirken. Nur der Weg dahin unterscheidet sich.

Fallstricke umschiffen

Der größte Nachteil des klassischen Vorgehens ist, dass es sehr kosten- und zeitintensiv ist. So vergeht bis sich die Vorteile des EAM zeigen viel Zeit. Denn bis zur vollständigen Integration und Verknüpfung der Detaildaten sind beim makroskopischen Vorgehen kaum verlässliche Aussagen möglich. Zudem verursacht dieser Ansatz häufig hohe Lizenz- und Beratungskosten. Zwei Gründe, aus denen viele Führungskräfte an einer kurzfristigen Rendite zweifeln und daher EAM-Projekte kritisch sehen. Denn insbesondere in Krisenzeiten wird jede Investition mehrfach überdacht und muss daher gut begründet sein.

Anders beim mikroskopischen Ansatz: Hier stehen relativ schnell auswertbare Daten zur Verfügung. Dadurch entstehen entscheidende Vorteile. In seinem abgegrenzten Unternehmensbereich kann das eingeführte Architecture Management seine Leistungsfähigkeit beweisen und die Frage nach dem Nutzwert unmittelbar beantworten.

Zwar ist auch im mikroskopischen Vorgehen ab einem gewissen Zeitpunkt ebenfalls der Einsatz einer EAM-Software unumgänglich. Denn mit der wachsenden Datenmenge entstehen Probleme, die Zusammenhänge innerhalb des IT-Systems und in Abhängigkeit zu den Geschäftsprozessen übergreifend und ohne wesentlichen Aufwand zu visualisieren. Allerdings wird die Software-Lösung mit den damit verbundenen Lizenzgebühren erst dann zur Pflicht, wenn sich die Einführung des EAM bereits in einzelnen Fachbereichen als wirtschaftlich und positiv durchgesetzt.

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