Top 10 Großunternehmen - Horst Westerfeld, Land Hessen
Ein Drei-Viertel-Budget zum Jahreswechsel
Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Fündig wurden die Experten in Abläufen etwa zur Software-Entwicklung und Release-Pflege. Aber auch in der Produktion und in den eigenen Wertschöpfungs- und Lieferprozessen haben sie Verbesserungsmöglichkeiten gesucht und gefunden. Beispielsweise haben sie die Einkaufsprozesse optimiert, Ressourcen virtualisiert und Software-Releases harmonisiert. Begleitend hat Westerfeld die Lieferanten in die Pflicht genommen.
"Die Neuverhandlung der Verträge ist die einfachste Methode, um Kosten zu reduzieren", betont der IT-Manager. "Wir haben uns mit den Lieferanten auf Nachlässe zwischen zehn und 15 Prozent geeinigt." Bislang sahen die Verträge keine turnusmäßigen Preis-Benchmarks und -anpassungen vor. Weil das Land Hessen ein großer und renommierter Kunde vieler IT-Anbieter ist, zeigten sich die Partner dennoch in der Regel gesprächsbereit.
Auch die IT-Belegschaft musste selbst einen erheblichen Beitrag leisten: "Die Produktivstunden der Mitarbeiter wurden signifikant angehoben", schildert Westerfeld eine weitere Maßnahme. Dadurch könne man viele Leistungen, die zuvor extern eingekauft wurden, nun intern betreiben. Zudem würden Projekte heute schneller abgeschlossen.
Solche erheblichen Einschnitte in die Arbeitsweise bleiben nicht ohne Widerstand, das räumt der Hessen-CIO ein. Doch angesichts der bevorstehenden Schuldenbremse muss Hessen alle lieb gewonnenen Installationen, Abläufe und Gewohnheiten auf den Kopf stellen. "Wir sind uns im Kabinett darüber einig, Bürokratie abzubauen. Ein wichtiges Element ist, mit Hilfe der IT die Prozesse zu beschleunigen ", betont Westerfeld.
Das Ergebnis kann sich sehen lassen
Die zum Großteil abgeschlossenen Arbeiten zeigen deutliche Verbesserungen beim eigenständig bilanzierenden, internen Service-Provider. Von den 30 Millionen Euro, die die Ressorts seit Jahresbeginn weniger zahlen, hat die IT den Löwenanteil wieder eingespielt.
Auch Service und Betreuung haben sich verbessert, weil die IT nun Mehrgeschäfte mit ihren internen Kunden anstrebt. Die Umworbenen goutieren die Bemühungen, so fragte etwa das Justizministerium kürzlich an, ob die zentrale IT die in der Behörde verteilten und mit Spezialanwendungen bestückten Server unter ihre Fittiche nehmen könne. Die externen Kunden, also die hessischen Bürger und Unternehmen, profitieren ebenfalls, weil Online-Angebote schneller zur Verfügung stehen und Verwaltungsprozesse effizienter gestaltet wurden. Last but not least hat das Projekt die Energieeffizienz des Rechenzentrums um 30 Prozent verbessert.
Für Westerfeld ist das Vorhaben nur Initialzündung für eine dauerhafte Optimierung. Regelmäßige Benchmarks sollen dafür sorgen, dass sich das Preis-Leistungs-Verhältnis in der IT stetig um fünf Prozent pro Jahr verbessert. Sein Ziel: "Die IT in Hessen ist bezogen auf das Leistungsspektrum und der Wettbewerbsfähigkeit die Nummer eins in Europa."