CIO Auf- und Aussteiger


Standort D

Exodus in der Chefetage

15.10.2007
Von Karsten Langer

Sondern worauf?

Das Leben besteht nicht nur aus Geld. Es muss auch das Umfeld passen und die Balance zwischen Arbeit und Beruf stimmen. Wenn zum Beispiel ein junger Manager ein begeisterter Jäger ist, könnte ihm das Unternehmen im ländlichen Raum das Jagen ermöglichen. Oder wenn er jung verheiratet ist, vielleicht ein Haus mit Garten oder wenigstens ein Grundstück. Außerdem kann man talentierte Führungskräfte am Unternehmen beteiligen. Das motiviert, und wenn das Geschäft gut läuft, können sie in einigen Jahren vielleicht Millionäre sein.

Welche Anreize kann man zusätzlich schaffen?

Wenn man kein höheres Gehalt zahlen kann, muss man gute Leute mit einer umfangreichen Altersversorgung interessieren. Oder mit dem Dienstwagen, mit dem man von Brandenburg nach Berlin fährt. Oder mit einem besonders gut ausgestatteten Labor. Da ist Kreativität gefragt. Dann wird eine Anstellung in der Provinz auf einmal zu einer attraktiven Alternative.

Stoßen Sie mit Ihren Ideen bei Familienunternehmen eher auf Zustimmung oder auf Ablehnung?

Manchmal bin ich richtig erschrocken. Viele Familienunternehmen handeln erst unter Druck, und dann ist es zu spät. Erst neulich saß mir ein Personalchef gegenüber, den sie bei einem Mittelständler nach drei Jahren vor die Tür gesetzt hatten. Der hatte hunderte gute Ideen zur Personalentwicklung, und immer hieß es: Brauchen wir nicht. Dieses Beharrungsvermögen rächt sich, vielleicht noch nicht heute, aber spätestens in drei oder vier Jahren.

Manager-Kapazitäten nutzen

Wird der Standort Deutschland wegen des Manager-Mangels Schaden nehmen?

Wir gehen noch nicht unter. Aber wir müssen dringend etwas tun, um die Wachstumschancen nutzen zu können. Und das geht nur, indem wir alle Manager-Kapazitäten nutzen, die wir haben.

Ist Gefahr im Verzug?

Wenn deutsche Unternehmen aufgrund des Fachkräftemangels Aufträge nicht annehmen können, gehen die Jobs nach Amerika, Asien oder China. Die Konkurrenz macht dann das Rennen. Das ist die Gefahr. Das kann sich der Standort Deutschland auf die Dauer nicht leisten. Wir werden echte Wettbewerbsnachteile haben und nicht mehr so wachsen; es sei denn, wir motivieren und schaffen die zusätzlich benötigte Manpower durch die angesprochenen Wege.

Ist es nicht so, dass Unternehmen einen Mangel kultivieren, um billige Arbeitskräfte etwa aus Russland oder Rumänien zu rekrutieren oder um ihre Entwicklungsabteilungen kostengünstig in diese Länder auszulagern?

Das halte ich für gigantischen Quatsch. Ich habe noch keinen Unternehmer erlebt, der so etwas machen würde. Das Risiko ist viel zu groß. Wenn man nicht genügend Personal vorhält oder schlecht ausgebildetes, ruiniert man sein Unternehmen.

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