CIO des Jahres


CIO des Jahres 2015 - Kategorie Mittelstand

Freie Fahrt im Hamburger Hafen

Michael Schweizer ist freier Autor in München.
Sebastian Saxe, CIO der Hamburg Port Authority (HPA), ist zum CIO des Jahres 2015 in der Kategorie Mittelstand gekürt worden. Mit innovativer IT sorgt er dafür, dass der Hamburger Hafen auf fast unveränderter Fläche viel mehr leisten kann.

In zehn Jahren wird der Hamburger HafenHamburger Hafen etwa 50 Prozent mehr Container durchschleusen müssen als jetzt, ohne sich in der Fläche wesentlich vergrößern zu können. Damit das möglich wird, setzte Hafenbehörden-CIO Sebastian Saxe unter dem Sammelnamen "smartPORT logistics" 21 Projekte in Gang, die sich in zwei Gruppen gliedern lassen. Die Infrastrukturprojekte binden Anlagen, zum Beispiel Eisenbahnweichen, in das Internet of Things (IoT) ein, so dass sie, bevor es zu Störungen kommt, selbst ihre "Predictive Maintenance" bestellen können. Die Traffic-Management-Projekte führen die Daten der Verkehrswege Straße, Wasser und Schiene (einschließlich Hub- und Klappbrücken) so zusammen, dass sie sofort ausgewertet und weitergeleitet werden. So lassen sich Engpässe vermeiden. Top-500-Firmenprofil für Hamburger Hafen und Logistik AG

Sebastian Saxe, Hamburg Port Authority, war der diesjährige Gewinner beim "CIO des Jahres 2015" mit seinen 21 "smartPORT logistics" Projekten.
Sebastian Saxe, Hamburg Port Authority, war der diesjährige Gewinner beim "CIO des Jahres 2015" mit seinen 21 "smartPORT logistics" Projekten.
Foto: HPA

Als größte Herausforderung nennt Saxe das Change-Management: Alle Fachbereiche müssen von den "sehr innovativen Technologien" überzeugt werden. Technisch seien die sichere Einbindung der neuen Embedded Systems und die Entwicklung der Leitstandsoftware "Port Monitor" am schwierigsten. Die HPA forscht mit Partnern an neuen Produkten und Anwendungen und kooperiert eng mit den Hamburger Universitäten. An der Technischen Hochschule wird zum Thema smartPORT eine Professur eingerichtet.

Digitalisierung fürs Geschäft

Die Jury zog dieses Jahr elf Mittelstands-CIOs in die engste Wahl (wegen Punktgleichheit). Außer dem Gesamtsieger sind sie nicht gerankt, die folgende Reihenfolge bedeutet also keine Wertung. Einige Themen, Branchen und Konzepte kommen in den Gewinnerprojekten gehäuft vor - sicher nicht zufällig.

Zum Beispiel Digitalisierung. CIO Reinhard Breyer sah die Mercedes-AMG, die die leistungsstärksten Serienmodelle von Mercedes-Benz fertigt, vor einem Kapazitätsproblem: Wenn das Unternehmen etwa gleich groß bleibt, Fahrzeugprojekte, Modellvielfalt und Stückzahl aber kräftig steigen sollen, müssen sich Organisation und Prozesse grundlegend ändern. Sein Beitrag ist das Projekt "Route 601": Der Digitalisierungsgrad der gesamten Produktion soll zunehmen, Silosysteme sollen aufgebrochen und "gesamthaft für das Unternehmen nutzbar" werden. Als erste Autofirma weltweit betreibt die AMG ihr ERP-System auf SAP HANA. Auf HANA und Hadoop beruht auch die Auswertung von Motor-Messdaten aus Prüfständen und Erprobungsfahrten - "so sind wir in das Thema Big Data Analysis eingestiegen".

Neue Geschäftschancen erwartet auch CIO Hans Fabian von seinem Projekt "Digitale Transformation der Schufa-IT". Die IT der Auskunftei ist bisher durch wenige monolithische Systeme geprägt, so dass auch für kleinere Änderungen Eingriffe in das Hauptproduktionssystem nötig sind. Fabian arbeitet nun an einer modularen, flexiblen, Service-orientierten Plattform, die "neben dem bisherigen Kerngeschäft den Anforderungen aus Social, Mobile und Big Data gerecht wird". Da die Legacy-Systeme nicht schwächeln dürfen, setzt der CIO auf eine Two-Speed-IT. Er holte auch IT-Komponenten, die ein großer Dienstleister betrieben hatte, ins Haus zurück (Insourcing) und strukturierte den IT/Org.-Bereich von neun auf vier Abteilungen um, damit agiler gearbeitet werden kann. Ohne stringentes Change-Management wäre das nicht möglich gewesen.

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