CIO des Jahres 2015 - Kategorie Mittelstand
Freie Fahrt im Hamburger Hafen
IT-Abteilungen stellen um
In drei Gewinnerprojekten haben sich IT-Abteilungen organisatorisch und/oder technisch umgestellt, um effizienter arbeiten zu können. Beim Flugzeugsitzehersteller Recaro betrieb Director IT Andreas Hitzig die "Einführung von Kanban in der IT". Die Recaro-IT gliedert sich in eine PLM- und eine SAP-Abteilung, beide entwickeln und ändern Software zum internen Gebrauch. Weil das oft zu lange dauerte, bekam zunächst die PLM-Abteilung eine Kanban-Schulung.
Danach wurde das erste Kanban-Board mit Zetteln bestückt, auf denen unerledigte Arbeitsschritte notiert waren. Wo sich die Zettel häuften, waren die Flaschenhälse: bei den "Anforderungsanalysen" - die IT verstand nicht gleich, was die Fachbereiche wollten - und bei der "Validierung" - die Fachbereiche hielten den Betrieb auf, indem sie neue Software nicht testeten. Einmal dingfest gemacht, ließen sich die Probleme schnell beheben: Ein Entwicklungsauftrag braucht nun durchschnittlich 50 statt 200 Tage.
"Aufbau und Implementierung eines internationalen IT-Wissensmanagementsystems" heißt das Gewinnerprojekt von Christian Kunzelmann, Head of IT bei Bionorica. Das IT-Team des Arzneimittelherstellers ist auf vier Kontinente verteilt. Scheidet ein Mitarbeiter mitsamt seinem Spezialwissen aus, kann das zu Komplikationen führen. Kunzelmann ließ seine IT-Experten einzeln und in Gruppen fragen, wie sie arbeiten. Es ergaben sich 1146 IT-Tätigkeiten, deren jede in einem Schema dokumentiert wurde. Über eine interne Suchmaschine erfahren die Mitarbeiter nun nicht nur detailliert, was sie tun und lassen sollen (Best Practices, Lessons Learned, Typical Errors), sondern auch den oder die Zuständigen. Das erleichtert die Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Der Helpdesk und andere Stellen sind messbar effektiver geworden.
Als Francine Zimmermann vor zweieinhalb Jahren bei Häfen und Güterverkehr Köln anfing, war die IT zu 95 Prozent damit beschäftigt, den laufenden Betrieb aufrechtzuerhalten, und es gab kein Ausweichrechenzentrum. Die neue Leiterin Informationsmanagement musste erst Bewusstsein dafür schaffen, was es für ein Logistikunternehmen bedeuten würde, wenn ihm seine Daten abhandenkämen. Mittlerweile haben die IT-Leiterin und ihre Mannschaft die virtuellen Server gespiegelt, so dass im Katastrophenfall Daten und lauffähige Hardware sofort wieder zur Verfügung stünden ("Stufenweise Umsetzung der Implementierung und des Aufbaus eines Spiegelrechenzentrums im Stufenkonzept"). Zimmermann will Strategie, Struktur und Kultur ihres IT-Teams so verändern, dass ihm wünschenswerte Modernisierungen zugetraut und anvertraut werden.
Standards für Versicherungen
Zwei CIOs aus der Versicherungsbranche waren mit umfangreichen Standardisierungen beschäftigt. Der "Anwenderorientierte Universalarbeitsplatz ('Clientmigration')" ist das Werk von Jürgen Renfer, Abteilungsleiter Informationstechnologie der Kommunalen Unfallversicherung Bayern und Bayerischen Landesunfallkasse (KUVB). Alle ungefähr 400 internen Anwender verwenden nun ein und dieselbe Benutzeroberfläche.
Mit PCs, Laptops und Tablets können sie überall arbeiten, wo es einen gängigen Netzzugang gibt, also auch im Home Office, und sie haben die Wahl zwischen einem klassischen ("Windows 7-like") und einem kacheligen Startmenü ("Windows 8-like"). Mit dem knappen Geld der öffentlichen Hand hat sich die KUVB eine attraktive, moderne IT geschaffen. Das findet Renfer innovativ, und er hofft, dass der im Haus ausgebildete Nachwuchs es auch so sieht.
"Implementierung von 21c?ng als 'nächste Generation' des Kernsystems für gesetzliche Krankenversicherungen" - so heißt das Gewinnerprojekt von Andreas Strausfeld, dem Vorsitzenden der Geschäftsführung der Bitmarck Holding. Strausfeld hat viel IT im beruflichen Lebenslauf. Vielleicht hat er es deshalb gewagt, 21c?ng entwickeln zu lassen, obwohl viele der 105 Krankenkassen, denen Bitmarck die Branchen-Standardsoftware liefert, erst vor Kurzem die Vorgängerversion iskv_21c eingeführt haben. Ein paar haben das sogar erst noch vor. Strausfeld argumentiert mit dem Unaufhaltsamen: 21c?ng muss sein, weil es die gesetzlichen Krankenkassen digitalisierungsfähig macht. "Das Ausmaß der Digitalisierung und die positiven Folgen für den Gesundheitsbereich sind noch gar nicht umfassend abzusehen."
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