Wie Wirtschaftsstrafverteidiger arbeiten

Führungskräfte vor dem Knast bewahren

05.10.2009
Von Eva Buchhorn

Hoffmann wünscht sich rechtspolitische Reformen, etwa die Umwandlung der Untreue nach Paragraf 266 Strafgesetzbuch in ein Antragsdelikt. Dann könnte Untreue nur auf Antrag des Geschädigten, meist des Unternehmens, verfolgt werden, und der Strafjustiz blieben viele "kleinkarierte" Ermittlungsverfahren erspart.

"Heraus aus der Schusslinie"

Solange diese Reformen ausbleiben, nimmt die Zahl der Ermittlungsverfahren gegen Manager weiter zu. In vielen dieser Wirtschaftsstrafsachen kommt der Anwalt erst ins Spiel, wenn die Staatsanwaltschaft sich durch umfangreiche Ermittlungen einen Vorsprung erarbeitet hat. Dann muss der Verteidiger zunächst ohne jegliches Hintergrundwissen über die konkreten Vorwürfe das Verfahren in eine für seinen Mandanten günstige Bahn lenken.

Oft genug sind Führungskräfte der Meinung, durch eine geharnischte Stellungnahme bei der Staatsanwaltschaft ließen sich die Ermittlungen doch wohl schnell aus der Welt schaffen. Zumwinkel-Anwalt Feigen erstickt solche Erwartungen im Keim. Stellungnahmen ohne Akteneinsicht seien ein "kapitaler Kunstfehler", brummt er. So kann schon mal - wie im Telekom-Fall - ein knappes Jahr vergehen, bis die Staatsanwaltschaft die Akten herausgibt und der Manager überhaupt ahnt, wogegen er sich zur Wehr setzen muss.

Mit dem Erhalt der Akten beginnt die eigentliche Verteidigerarbeit. Kaum hatte er wie die übrigen Beschuldigtenanwälte die CD-Rom mit den 7500 Seiten Ermittlungsakten in der Hand, wandte sich Feigen an die Staatsanwaltschaft Bonn und widersprach der Weitergabe der Papiere an die Verteidiger der potenziellen Bespitzelungsopfer. Begründung: Die Akten enthielten persönliche Details über Zumwinkel, die zu befürchtende Weitergabe der Informationen an eine größere Öffentlichkeit verletze seine Persönlichkeitsrechte. Kontrolle ist alles.

Mittels akribischer Analyse der Ermittlungsergebnisse in enger Abstimmung mit dem Mandanten bemühen sich die Verteidiger, eine Gegenposition zu den Vorwürfen aufzubauen.

Zur Startseite