ITxpo 2019

Gartner stellt CIOs auf unsichere Zeiten ein

Christoph Witte arbeitet als Publizist, Sprecher und Berater. 2009 gründete er mit Wittcomm eine Agentur für IT /Publishing/Kommunikation. Dort bündelt er seine Aktivitäten als Autor, Blogger, Sprecher, PR- und Kommunikationsberater. Witte hat zwei Bücher zu strategischen IT-Themen veröffentlicht und schreibt regelmäßig Beiträge für die IT- und Wirtschaftspresse. Davor arbeitete er als Chefredakteur und Herausgeber für die Computerwoche. Außerdem ist Witte Mitbegründer des CIO Magazins, als dessen Herausgeber er bis 2006 ebenfalls fungierte.
Auf der jährlichen Gartner-Konferenz in Barcelona nahmen neben technischen vor allem Führungs- und Organisationsthemen breiten Raum ein. Und erstaunlich: Gartner empfiehlt "Hacks".

Mit etwa 7.500 Teilnehmern platzte die Gartner ITXpo Anfang November fast aus den Nähten. Die Analysten und Berater erweckten den Eindruck, CIOs und IT-Verantwortliche weiterhin für unsichere Zeiten fit machen zu wollen. Dabei versucht Gartner, ihnen die Einstellungen und Werkzeuge nahezubringen, mit denen sie der Unsicherheit begegnen können, die im Business- und im technischen Bereich herrscht. Das Marktforschungs- und Beratungshaus empfiehlt, mit vielen kleinen, schnell korrigierbaren Schritten auf ein bewegliches Ziel zuzugehen.

Etwa 7.500 Teilnehmer versammelte Gartner zur seiner jährlichen Fachkonferenz ITxpo in Barcelona.
Etwa 7.500 Teilnehmer versammelte Gartner zur seiner jährlichen Fachkonferenz ITxpo in Barcelona.
Foto: Gartner

Dabei verspricht Gartner selbst ebenfalls keine Gewissheiten mehr. Die berühmten "Wahrscheinlichkeiten", mit denen bestimmte Ziele und Zustände erreicht werden sollen, spielten zumindest auf der Konferenz praktisch keine Rolle. Die Analysten betonten stattdessen Themen wie Einstellung, Kultur, New Work, New Leadership oder Tools, kurz alles, was hilft, sich auf Veränderungen auch kurzfristig einzustellen. Deshalb wurde auch so viel von Leadership gesprochen und die damit angesprochenen Fähigkeiten Inspiration, Orientierung und Coaching herausgestellt. Die Botschaft: Das Hippo - die "Highest Paid Person in the Organisation" spielt nicht mehr die wichtigste Rolle. Jetzt brauche es Leader, die es schafften, Teams auch in unsicheren Zeiten auf bewegliche Ziele einzuschwören und sie mit ihnen zu erreichen.

Change bewältigen selbstbewusste CIOs natürlich besser als verunsicherte IT-Verantwortliche. Deshalb tat Gartner auf der ITxpo alles, um ihnen Zuversicht zu geben. Die Analysten machten an vielen Stellen deutlich, dass das Top-Management im Prinzip keine Ahnung davon habe was digitale Transformation bedeutet. Hier sei der CIO als Leader gefragt.

Wenn sich nur ein verschwommenes Bild der Zukunft malen lässt, benötigen Unternehmen die Kreativität und Fähigkeiten ihrer Mitarbeitenden und sie müssen in der Lage sein, gleichzeitig verschiedene Wege auszuprobieren und wieder zu verlassen, sobald sich das Ziel verändert. Siegfried LautenbacherSiegfried Lautenbacher, Gründer und Geschäftsführer des Münchener Digital-Service-Providers Beck et al brachte die Konferenz auf den Punkt: "Gartner bleibt der Welterklärer für die Mainstream-IT und als solcher bringt er die Mainstream-IT auch in Richtung DigitalisierungDigitalisierung voran." Profil von Siegfried Lautenbacher im CIO-Netzwerk Alles zu Digitalisierung auf CIO.de

Leadership wird wichtiger

Klassisches Management, also das geordnete Abarbeiten klar umrissener Aufgaben im Befehl- und Kontrollmodus (command and control) sei in Zeiten großer Umbrüche, wie sie die digitale Transformation darstelle, nicht mehr ausreichend, erklärte Cassio Dreyfuss, Vice President und Gartner Research-Leiter in Brasilien. Ein CIO müsse Manager und Leader sein, wobei die Betonung heute etwas stärker auf der Leader-Rolle liege. Als solcher lege der CIO das Ziel fest und vertraue seinen Mitarbeitenden, den richtigen Weg dorthin zu finden. Dabei sei es seine Hauptaufgabe, sie zu inspirieren, zu coachen und ihnen Orientierung zu geben.

Was einfach erzählt ist, gestaltet sich in der Umsetzung schwierig. Das wurde auch deutlich, weil Gartner keine klaren Wege aufzeigte, wie sich ein CIO zum Leader entwickeln kann, sondern Beispiele gab und anonymisiert CIOs zitierte, die versuchen, dieser Rolle gerecht zu werden. Ansonsten ließ man viel Spielraum zur Interpretation. Ein erfolgreicher CIO, der während anderer Vorträge auf der ITxpo häufig auch als "strategischer CIO" und strategischer Leader apostrophiert wurde, konzentriert sich laut Dreyfuss auf die strategischen Elemente seiner Aufgabe, die da sind: Werte (Value), Werkzeuge, Management und Leadership. Wie sich diese Elemente genau zusammensetzen, müsse natürlich jeder CIO für sich entscheiden. Im Bereich Werte schlug Dreyfuss zum Beispiel das Streben nach operationaler Exzellenz, die Anhebung von Agilität und Umsatz sowie die Entwicklung nachhaltiger Innovationen vor.

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