Die IT-gestützten Überlebensstrategien der Krankenhäuser
Gesundungsprozess im Klinikmarkt
Fakten zum deutschen Krankenhausmarkt
Deutschland verfügt über ein flächendeckendes Netz aus Kliniken und Krankenhäusern, insgesamt gibt es zirka 2.240 Einrichtungen. Der größte Anteil – insgesamt etwa 1.600 – sind Krankenhäuser, die auf die Grundversorgung der Patienten ausgerichtet sind, weitere 450 Einrichtungen sind Kliniken der Maximalversorgung, die hochspezialisierte Fachabteilungen für die Behandlung komplexer Krankheitsbilder besitzen. Hinzu kommen die Universitätskliniken, die meist alle Bereiche der medizinischen Versorgung, aber auch der medizinischen Forschung und Lehre abdecken. Die insgesamt rund 500.000 Krankenhausbetten (Stand Mitte 2005, 1995: 610.000) verteilen sich geografisch schwerpunktmäßig auf die bevölkerungsdichten Bundesländer, dies sind insbesondere Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen.
Die privat geführten Kliniken haben laut MBmedien Healthcare IT-Studie einen Marktanteil von 15 Prozent (Stand Herbst 2005). Verglichen mit Zahlen aus 2002 ergibt dies eine Steigerung von 8 Prozent. Während der Anteil der freigemeinnützigen Häuser fast unverändert geblieben ist (43 Prozent), haben die öffentlichen Krankenhäuser einen erheblichen Rückgang zu verzeichnen (2005: 41 Prozent, 2002: 49 Prozent) und sind die Klientel mit der ungünstigsten Überlebensprognose. Gemäß MBmedien Recherchen wird ihr Schwund weiter voran schreiten, für 2020 ist ein Marktanteil von 16 Prozent zu erwarten. Hinsichtlich Jahresumsatz der Krankenhäuser und Kliniken ermittelte die MBmedien Healthcare IT-Studie für das Jahr 2005 folgende Werte:
Jahresumsatz von weniger als 10 Mio. € : 17,5%
Jahresumsatz von 10 – 50 Mio. € : 34,5%
Jahresumsatz von 50 – 100 Mio. € : 20,5%
Jahresumsatz über 100 Mio. € : 27,5%
Der Trend heißt Konzentration und Konsolidierung
Generell ist der Krankenhausmarkt derzeit geprägt durch Konzentrations- und Konsolidierungsbewegungen, die sich verallgemeinert als 3-stufiger Evolutionsprozess im Rahmen eines dramatischen Überlebenskampfes darstellen. Kooperationen von Kliniken im Bereich des gemeinsamen Einkaufs zur Steigerung der eigenen Nachfragemacht und zur Kostensenkung sind typisch für Stufe eins. Die Ausgründung einer Trägergesellschaft zur Abfederung wirtschaftlicher Risiken oder die Zusammenlegung von medizinischen Fachbereichen auf dem Wege der Spezialisierung einzelner Häuser kennzeichnen Stufe zwei. Die Fusion vormals eigenständiger Häuser zu einer Klinikgruppe, entwickelt aus einem bereits geschaffenen Verbund, bildet den Schlusspunkt dieses Prozesses.
Der skizzierte Trend beinhaltet eindeutig und vermehrt die Bildung zentraler Abteilungen oder Servicegesellschaften, zum Beispiel im IT- oder Catering-Bereich. Letztendlich münden solch evolutionäre Prozesse in einer zentralen Verwaltung und Steuerung aller beteiligten Kliniken und in der Akquisition weiterer Häuser. Vom allenthalben zu spürenden Modernisierungsdruck in den Krankenhäusern als Folge vom zunehmenden Wettbewerb und Zwang zur Ressourcen- (heißt: Kosten)-Ersparnis sind im übrigen der Medizintechnik- und der IT-Bereich gleichermaßen betroffen (siehe Grafik 2). Das resultiert aus dem jahrelangen Investitionsstau in beiden Segmenten und aus der Konvergenzwelle, die auch das Gesundheitswesen erfasst hat. Nach Schätzungen der Branchenverbände Spectaris und ZVEI beläuft sich dieser Investitionsstau in Deutschland im Bereich der klinischen Medizintechnik auf insgesamt über 10 Milliarden Euro.