SAP in der Pflicht
Global denken, lokal puzzlen
Diese Erfahrung hat der IT-Manager auch im eigenen Unternehmen gemacht. Kraft Foods, das in mehr als 60 Ländern aktiv ist, baut derzeit eine der weltweit größten Single-Instance/Single-Client-Architekturen auf. 18 Landesgesellschaften mit rund 8000 Usern arbeiten bereits mit diesem System. „Wenn ich über die weitere Globalisierung unserer Systemlandschaft nachdenke, ist es nicht das SAP-Produkt, das mir Kopfschmerzen bereitet“, erklärt Herzog. Neben Fragen des Projektund Change-Managements beschäftigt ihn das Thema Geschäftsprozessmodellierung. Hier wünscht er sich die weitere Verbesserung des „Solution Managers“. Dieses Toolset soll die Anwender bei der Implementierung, dem Betrieb und der Wartung von SAP-Lösungen unterstützen. „Erstrebenswert wäre eine Durchgängigkeit von den Solution Maps über die Prozessmodellierung bis zu den Konfigurationseinstellungen“, so Herzog. Das gebe es in dieser Form bislang noch nicht. SAP arbeite allerdings bereits daran. Die Integration des Prozessmodellierungswerkzeugs „Aris“ zeige, dass die Walldorfer die richtigen Themen angingen.
Bei der Einführung von R/3-Templates kämpfen die Anwender aber auch mit anderen Problemen. Die StandardisierungStandardisierung stößt immer wieder an ihre Grenzen. Kundenbezogene Prozesse und nationale Besonderheiten wie Steuer- und Zollvorschriften zwingen die Konzerne zur Lokalisierung. Zudem gilt es, kleine Landesgesellschaften einzubinden, für die R/3-Systeme zu mächtig wären. Veka, ein Hersteller von Fenstersystemen mit Niederlassungen in mehr als 30 Ländern, gelingt dies mittels SAPs kleinstem Softwarepaket „Business One“. CIO Thomas Sauerland beklagt jedoch, dass noch Länderversionen fehlen. Etwa eine Lokalisierung für Argentinien. „Man kann dann überlegen, ob man dort mit der spanischen Version klarkommt“, so Sauerland lakonisch: „Und wenn das nicht klappt, hat man eben Pech gehabt.“ Alles zu Standardisierung auf CIO.de
Auch Analyst Helmuth Gümbel sieht hier Nachholbedarf. In puncto Business One müsse SAP die weißen Flecken auf der Weltkarte noch tilgen. Damit die Kunden sicherer planen können, solle der Softwarehersteller auch besser kommunizieren, wann fehlende Länderversionen zur Verfügung stehen. Auch beim Support sieht Gümbel noch Mankos. Da die Software und der Support nur über SAP-Partner bezogen werden können, falle die Qualität der Services je nach Land sehr unterschiedlich aus. Hier sei SAP in der Pflicht, die Partner auf ein einheitliches Mindestniveau zu bringen.