Healthcare IT


Interview mit Arto Ryymin

"Healthcare-IT ist genauso wichtig wie Wasser oder Strom"

05.05.2009
Von Hartmut  Wiehr

Können Sie uns ein paar Zahlen geben für die Nutzung von Health-IT in Skandinavien?

Arto Ryymin: Wir haben in Finnland eine 99-prozentige Abdeckung mit elektronischen Patientenakten (EPA). Wir sind sehr weit fortgeschritten in der Online-Kommunikation und Zusammenarbeit. Alle Labore und radiologischen Einrichtungen sind digitalisiert. Die Ärzte bearbeiten 75 % aller Überweisungen und Aufnahmen elektronisch. Natürlich gibt es auch andere europäische Länder, die sehr gut sind. Ich denke, Europa kann in dieser Hinsicht stolz auf sich sein. In den USA beispielsweise arbeiten weniger als 20 % aller Krankenhäuser mit elektronischen Patientenakten.

Wie profitieren Krankenhäuser von IT-Lösungen?

Arto Ryymin: Im Bereich der Prozessoptimierung ist es einfach, die Ergebisse zu messen. Wir haben zum Beispiel einen Kunden in Deutschland, der durch die Einführung elektronischer Behandlungspfade einen 5- bis 10-prozentigen Rückgang der durchschnittlichen Patientenverweildauer verzeichnet. Für sein Krankenhaus bedeutet das mehr als 500.000 Euro Einsparungen pro Jahr.

Qualität der Behandlung schwierig zu messen

Ein schwedischer Kunde aus dem Bereich Hauskrankenpflege sah einen 20-prozentigen Effizienzanstieg. Was die Qualität der Behandlung betrifft, sind die Leistungen dagegen schwieriger zu messen. Aber ich habe gar keine Zweifel, dass eine EPA viel dazu beiträgt, die Versorgung der Patienten zu verbessern. Die 99-prozentige Verbreitung in Finnland erscheint mir als ein klarer Beweis dafür.

Das Health-IT-Geschäft von Tieto zielt europaweit auf Kunden. Abgesehen von Skandinavien sind Deutschland und die Niederlande die Kernmärkte. Wie einfach oder schwierig ist es, Health-IT zu "internationalisieren"?

Arto Ryymin: Internationalisierung geschieht Schritt für Schritt. Dabei geht es nicht zuletzt um die Entwicklung von Maßstäben. Vor 20 Jahren nutzten wir unsere eigenen Compiler und teilweise unser eigenes Betriebssystem für unsere Lösungen. Heutzutage sind technische Plattformen international komplett standardisiert. Der DICOM-Standard wird eine ähnliche treibende Kraft entfalten. EPAs werden folgen, allerdings wird das seine Zeit dauern. Internationalisierung ist einfacher mit Zusatz-Services. Zum Beispiel haben wir derzeit unsere erweiterten mobilen Gesundheits-Services internationalisiert. Diese Instrumente wurden in den nordischen Staaten entwickelt. Im Herbst 2008 haben wir diese in Deutschland vorgestellt und werden dies auch in anderen Ländern tun.

Im Übrigen sind mobile Gesundheitsdienste ein weiterer Bereich, in dem Kunden direkt Leistungen messen können. Ein mobiler Erinnerungs-Service hat einem unserer Kunden geholfen, 10.000 Patienten im Jahr mehr zu betreuen. Und ein Internet-basierter Service namens ER@home hilft einem anderen Kunden, die durchschnittliche Wartezeit für Patienten beim Notdienst von 1,5 Stunden auf weniger als eine halbe Stunde zu reduzieren.

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