Healthcare IT


Interview mit Arto Ryymin

"Healthcare-IT ist genauso wichtig wie Wasser oder Strom"

05.05.2009
Von Hartmut  Wiehr
Die nordischen Länder gelten beim Thema eHealth als Wegbereiter in Europa. Arto Ryymin, Executive Vice President Healthcare & Welfare bei Tieto, zeigt im Gespräch, was Europa von den nordischen Staaten lernen kann und wie Unternehmen die Bemühungen um Vereinheitlichung von eHealth-Lösungen aktiv unterstützen können.

Die Europäische Kommission möchte die Healthcare-IT in Europa kompatibler gestalten. Welchen Beitrag kann ein internationaler Anbieter dabei leisten?

Arto Ryymin, Executive Vice President Healthcare & Welfare bei Tieto, zeigt im Gespräch, was Europa von den nordischen Staaten lernen kann.
Arto Ryymin, Executive Vice President Healthcare & Welfare bei Tieto, zeigt im Gespräch, was Europa von den nordischen Staaten lernen kann.

Arto Ryymin: Wir unterstützen den Vereinheitlichungsprozess, indem wir uns aktiv an einer Vielzahl von internationalen Komitees beteiligen, entweder direkt oder über unsere Kunden. StandardisierungStandardisierung ist keineswegs ein neues Thema. Nehmen wir zum Beispiel die digitale Bildgebung. Durch DICOM haben wir hier ein hohes Maß an Standardisierung erreicht. Für die Dokumentation von Labor-Ergebnissen wird weitgehend HL7 genutzt. Dies kann sozusagen im internationalen Rahmen als Vorbild gelten. Alles zu Standardisierung auf CIO.de

Heute geht es uns vor allem um die Standardisierung im Bereich der klinischen Dokumentation. Der HL7/CDA-Maßstab erscheint uns hier als sehr vielversprechend. Allerdings gibt es in dieser Hinsicht noch eine Menge zu tun. Internationale ProjekteProjekte, wie die der Europäischen Kommission, helfen dabei weiterzukommen. Alles zu Projekte auf CIO.de

Warum ist ein europäischer Standard in der klinischen Dokumentation so schwierig zu etablieren?

Arto Ryymin: Es ist nicht schwierig, es braucht nur Zeit. Es hat allein zwanzig Jahre gedauert, bis der DICOM-Standard wirklich Marktreife erlangt hat. Das heißt nicht, dass es bei HL7/CDA genauso lang dauern muss. Aber wir müssen realisieren, dass die klinische Dokumentation ein komplexer Bereich ist, mit einer Menge nationaler Eigenheiten.

In der Vergangenheit wurde IT vorwiegend für Verwaltungszwecke verwendet. Können Sie benennen, wohin sich die Health-IT entwickeln wird?

Arto Ryymin: Manche sagen, dass Health-IT für das Gesundheitswesen in der Zukunft genauso wichtig sein wird wie Wasser oder Hygiene, Impfstoffe oder elektrischer Strom. Dem stimme ich absolut zu. Speziell in Europa, wo sich ein enormer demographischer Wandel vollzieht. Krankenhäuser werden in schätzungsweise zehn Jahren 20 bis 40 Prozent mehr wirtschaftlichen Erfolg aufweisen müssen und das mit weniger Mitarbeitern. Ohne IT ist das nicht zu schaffen.

Ich denke, momentan geschehen zwei Dinge. Lösungen für das Patientenmanagement werden effizienter, was eine beträchtliche Prozessoptimierung innerhalb der Einrichtungen nach sich zieht. Außerdem gibt es einen Trend hin zu einer Verbesserung der medizinischen Dokumentation und Kommunikation. Genau da liegt die Stärke der nordischen Staaten. Die nächste große Sache sind digitale Lösungen, die der Patient zuhause oder unterwegs selbst bedienen kann, sowie deren Integration in bestehende Health-IT-Netzwerke.

Zur Startseite