Kurzen Wartezeiten und niedrigen Zugangsbarrieren stehen Defizite bei der Patienteninformation gegenüber
Hohes Qualitätsurteil über das deutsche Gesundheitswesen
An der vom Commonwealth Fund (CWF) bereits seit 1999 durchgeführten Erhebung zur Qualität der Versorgung hat sich 2005 erstmals auch die Bundesrepublik beteiligt, wo das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), Köln, die Studie leitete. Befragt wurde jeweils eine repräsentative Zufallsstichprobe von Erwachsenen, die einen schlechten Gesundheitszustand haben, an einer chronischen Erkrankung leiden oder sich in den vergangenen beiden Jahren einer schweren Operation hatten unterziehen müssen. In der Bundesrepublik beantworteten 1.474 Männer und Frauen am Telefon durchschnittlich 55 Fragen. Ungewöhnlich dabei war, dass alle, die angesprochen wurden, bereitwillig Auskunft gaben.
“Das Design der Studie erlaubt einen echten Benchmark-Vergleich zwischen den teilnehmenden Ländern“, erläutert IQWiG-Chef Peter Sawicki. „So war es möglich, konkrete und behebbare Versorgungsdefizite aufzudecken – und das national wie international. Deutschland schneidet in der Gesamtbilanz sehr gut ab, an einigen Stellen gibt es aber auch hierzulande Raum für Verbesserungen.“
Dass deutsche Patienten ihrem Gesundheitswesen in den meisten Einzelaspekten eine hohe Qualität bescheinigen, andererseits grundlegende Reformen für nötig halten, sei paradox. Deutsche Patienten scheinen mit ihrem Gesundheitssystem wesentlich kritischer umzugehen als Patienten in anderen Länder und vor allem die Nachteile wahrzunehmen.
Niedrige Zugangsbarrieren und kurze Wartezeiten
Ein dickes Plus verzeichnet die Bundesrepublik beim Zugang zu medizinischen Leistungen: Ambulante und stationäre Behandlungen sind gleichermaßen schnell und einfach zu bekommen - und das unabhängig von Einkommen, Versichertenstatus oder Wohnort. Nur ein Viertel der deutschen Befragten berichtete, dass es schwierig war, zu ungewöhnlichen Zeiten, wie in der Nacht oder in der Ferienzeit einen Arzt zu erreichen. In Neuseeland waren es 28%, in Großbritannien 38%, in Kanada 53%, in Australien 59% und in USA sogar 61%.
Deutschland hat mit Abstand die kürzesten Wartezeiten, lediglich im ambulanten Sektor hat Neuseeland noch bessere Werte. 22% der deutschen Patienten mussten weniger als eine Woche auf eine geplante OP warten – natürlich vor dem Streik der Klinik-Ärzte und -Mitarbeiter – , in den anderen Ländern waren es dagegen nur zwischen 2% (Neuseeland) und 13% (Australien).