Superrechner analysiert Medizindaten
IBM: Watson wird Arzthelfer
Ziel ist es, die Behandlung der Patienten durch standardisierte Diagnose- und Therapieformen auf der Basis bisheriger Erfahrungen zu verbessern. IBM und WellPoint sprechen in diesem Zusammenhang von "Evidenz-basierter Medizin" ("evidence-based medicine"). Indem der Rechner die Ergebnisse einer riesigen Sammlung von medizinischen Daten etwa aus Studien auswertet, kann er automatische Therapieempfehlungen geben.
Schneller als mit Watson geht es kaum
Die Server-Cluster von Watson arbeiten mit einer Virtualisierungsschicht, die durch eine Kernel-basierte virtuelle Maschine (KVM) von Red Hat bereitgestellt wird. Damit ergibt sich eine gemeinsame Prozessorkapazität von 80 Teraflops. Ein Teraflop entspricht einer Billion Rechenoperationen pro Sekunde. Watson, benannt nach dem IBM-Gründer Thomas Watson, kann so 200 Millionen Seiten an Daten in Sekundenschnelle durchsuchen und vorab gestellte Fragen beantworten.
Für die Erkennung und Auswertung von Sprach- und Bildinformationen arbeitet IBM mit dem Software-Anbieter Nuance Communications zusammen. Nuance hat Programme entwickelt, die speziell auf die medizinische Sprache und Fachausdrücke ausgerichtet sind. Ärzte können so auf Sprache und Bilder in Patientendokumentationen in einem Volumen von mehreren Gigabytes oder Terabytes zugreifen, um individuell angepasste Diagnosen und Therapien zu erarbeiten.
Sam Nussbaum, Chief Medical Officer bei WellPoint, erklärt: "Es gibt bahnbrechende Fortschritte in der medizinischen Forschung und in der Praxis der Kliniken. Doch diese stehen nicht immer für die Behandlung weiterer Patienten zur Verfügung." Ärzte in Kliniken und Privatpraxen, denen man den Zugang zu diesem Schatz medizinischen Wissens ermögliche, könnten laut Nussbaum in einer völlig andersartigen Form als bisher die Behandlung der Patienten auf den neuesten Stand bringen. Sie könnten alle bisherigen Fälle, die Erfahrungen anderer Kliniken und Ärzte und den Stand der aktuellen medizinischen Literatur "auf Knopfdruck" an ihrem Computer abrufen und berücksichtigen.
Ein erster konkreter Anwendungsfall bei WellPoint soll ab Anfang 2012 die Behandlung krebskranker Patienten (Onkologie) sein.