Luxus-Notebook
Im Test: Microsoft Surface Book
Microsoft arbeitet sich schon länger an Apple ab: Das Surface Pro sollte besser als das Macbook Air werden. Jetzt folgt mit dem Surface Book der Angriff auf das Macbook Pro. In dieses Duell geht das Surface Book mit drei Vorteilen: Es hat einen Touchscreen, lässt sich als Notebook oder als Tablet benutzen und bringt eine extra Grafikkarte mit.
Leistung statt Leichtigkeit
Wie das Surface Pro 4 ist das Surface Book also ein Hybrid-Gerät. Allerdings mit einem anderen Schwerpunkt: Das Book ist ein Notebook, das durch den abnehmbaren Bildschirm zum Tablet wird, während das Surface ein Tablet ist, das sich durch die Ansteck-Tastatur in ein Notebook verwandelt. Der Fokus liegt also höherer Leistung und der bequemen Bedienbarkeit eines Laptops.
Wie das Macbook Pro ist das Design und die Gehäusequalität des Surface Book makellos. Der erste Eindruck: Elegant, schlicht, eckig. Das matt-graue Gehäuse aus Magnesiumverbundstoff zeigt sich absolut unempfindlich gegen Fingerabdrücke, die leicht aufgeraute Oberfläche fühlt sich angenehm und weniger kalt-metallisch an als beim Apple-Notebook. Die großflächige Handballenablage und das vorne sehr flache Gehäuse erlaubt angenehmes Schreiben, weil Sie die Hände bequem ablegen können. Die Front vor dem Touchpad ist eingekerbt: Das erleichtert das Öffnen des Deckels, was aber nicht mit einer funktioniert, weil Sie mit der anderen das Gehäuse festhalten müssen, das sich sonst mit anhebt.
Das auffällige Surface Book: Vorne flach, hinten rund
Das optische Alleinstellungsmerkmal des Surface Book ist sein auffälliges Gelenkscharnier, das Bildschirm und Tastatur verbindet. Es schließt das Surface Book hinten mit einem Halbkreis ab und verleiht dem Notebook eine ausgeprägte Keilform.
Die Vorteile des auffälligen Scharniers: Es hält Tablet und Tastatur sehr sicher zusammen und das Display fest im eingestellten Winkel. Allerdings können Sie den Bildschirm kaum weiter als 90 Grad öffnen. Bei geöffnetem Deckel entrollt sich das Scharnier und vergrößert die Standfläche des Notebooks nach hinten: Deshalb bleibt das Gehäuse stabil stehen, wenn Sie den Touchscreen berühren.
Wenn Sie das Surface Book schließen, liegt aufgrund des Scharniers der Deckel nicht plan auf der Tastatur: In den kleinen Zwischenraum könnten sich dann Stifte, Büroklammern oder andere Kleinteile verirren, wenn Sie das Surface Book ohne zusätzliche Hülle einfach in Tasche oder Rucksack transportieren.
Der Dockingmechanismus funktioniert elektromechanisch, nicht magnetisch: Erst nachdem Sie eine Taste gedrückt halten, entriegelt das Surface Book die Halterung und Sie können das Tablet von der Tastatur lösen. Dafür braucht es aber Strom: Deshalb lässt sich der Bildschirm nicht entnehmen, wenn die Akkuladung des Tablet-Akkus unter 10 Prozent sinkt.
Sie können den Bildschirm auch umgekehrt einsetzen, also mit dem Display nach außen: Microsoft nennt das „Canvas“-Modus. Dann dient das Surface Book als digitale Leinwand zum Zeichen mit Stift oder Finger und die Tastatur als Standfuß. In diesem Modus lassen sich auch Filme und Fotos optimal betrachten.
Trotz des größeren Bildschirms wiegt das Surface Book 1580 Gramm – wie das Macbook Pro 13. Das Tablet alleine bringt sogar nur 730 Gramm auf die Waage, weniger als das kleinere Surface Pro 4. Beim Hochheben kommt einem das Surface Book allerdings nicht sehr leicht vor: Das liegt daran, dass sein Schwerpunkt sehr weit hinten liegt aufgrund des Bildschirms und der Nvidia-GPU in der Tastatur. Bei anderen Notebooks ist das Gesamtgewicht gleichmäßiger verteilt.
3D-Leistung: Vorteil Surface Book
Vom Macbook Pro will sich das Surface Book auch durch seine Grafikleistung absetzen. Während es bei Apple das 13-Zoll-Modell nur mit der im Prozessor integrierten GPU Iris 6100 gibt, bietet Microsoft vom Surface Book auch Varianten mit einer dedizierten Nvidia-Grafikkarte an. Die GPU sitzt im Tastatur-Gehäuse, mit eigenem 1 GB großen GDDR5-Speicher und einem Lüfter.
Wenn eine Software aktiv ist, die die Nvidia-GPU nutzt, lässt sich der Bildschirm nicht aus der Tastatur entfernen: Sie müssen erst das Programm schließen. Im abgekoppelten Zustand übernimmt dann die im Prozessor integrierte GPU Intel HD Graphics 520 die Grafikausgabe.
Microsoft verschweigt den genauen Modellnamen der GPU. Die technischen Daten der Surface-Grafik liegen aber sehr nahe an der Geforce 940M: Sie besitzt den GM108-Chip aus Nvidias Maxwell-Generation, arbeitet mit 384 Shadereinheiten und acht ROPs. Der 1 GB große GDDR5-Speicher von Samsung ist über eine 64-Bit-Leitung angeschlossen.
In den 3D-Benchmarks ist das Surface Book je nach Test 37 bis 90 Prozent schneller als die Iris 6100 im Macbook Pro. Das bringt Vorteile bei Multimedia-Programmen, die die GPU nutzen – etwa bei der Bild- oder Videobearbeitung. Das Surface Book ist mit der stärkeren Grafik auch etwas spieletauglicher als das Macbook Pro – ein Gaming-Notebook ist es aber nicht. Grafisch anspruchsvolle, aber nicht mehr ganz aktuelle Spiele laufen in Full-HD-Auflösung in mittlerer Detailstufe noch flüssig – bei Battlefield 4 erzielt das Surface Book beispielsweise 41 Bilder pro Sekunde. Für hohe Details müssen Sie aber die Auflösung reduzieren. Doch auch in Spielen hat das Surface Book einen klaren Vorsprung vor dem Macbook Pro 13.
Im Notebook-Modus mit aktivierter Nvidia-GPU ist das Surface Book 55 bis 92 Prozent besser als im Tablet-Modus mit der Intel-GPU. Als Tablet liegt die 3D-Leistung des Surface rund 25 Prozent unter der Iris 6100 im Macbook Pro.