Internet of Things (IoT) in der Praxis
Industrie 4.0 ist das Internet der Ingenieure
Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Deutschland ist das Land der mittelständischen Fertigungsunternehmen. Die stürmischen Zeiten des Internet-Booms haben vergleichsweise wenige deutsche Startups hervorgebracht, am großen Rad mit dem Web-Geschäft drehen vor allem US-amerikanische Firmen.
- Internet der Dinge und M2M
Industrie 4.0, M2M und das Internet der Dinge sind unterschiedliche Themen mit gleichem Hintergrund: Bessere Vernetzung, zunehmende Miniaturisierung und fallende Hardwarekosten bereiten den Boden für sich selbst verwaltende Systeme. - Internet der Dinge und M2M in Gartners Hype Cycle:
Während die Umsetzung des „Internet der Dinge“ nach Gartner-Einschätzung noch weit entfernt erscheint, könnte die M2M-Kommunikation in fünf bis zehn Jahren zum praktischen Einsatz kommen. Erste Projekte gibt es heute bereits, wie in Blick auf Beispielen aus verschiedenen Branchen zeigt. - Call a Bike:
Wer ein Fahrrad der Deutschen Bahn am Wegesrand sieht und es ausleihen möchte, wählt die darauf angegebene Nummer und bekommt eine Öffnungsnummer mitgeteilt. Schon kann man losradeln, einmalige Anmeldung vorausgesetzt. - John Deere:
In seine Mähdrescher packt der Landmaschinenhersteller die Rechen-Power von acht PCs. Via GPS lassen sich Geräte spurgenau steuern. Eine Vielzahl von Sensoren sollen drohende Probleme frühzeitig melden, damit die Maschinen nicht während der Erntezeit ausfallen. - GAP:
Die Modekette GAP begrüßt in einigen Warenhäusern auf Bildschirmen im Ein- und Ausgangsbereichen Kunden mit persönlichen Nachrichten. Erkennungsmerkmal ist das mitgeführte Smartphone. - Telemedizin:
Vitalparameter werden mittels Körperscanner gemessen und dem behandelnden Arzt übermittelt. So können beispielsweise Krankenhauszeiten verkürzt werden. - DriveNow:
BMW hat das Geschäftsmodell Autoverkauf und die Autovermietung erweitert. In einigen deutschen Städten gibt es BMW-Fahrzeugflotten die registrierte Nutzer über Smartphone-App orten, reservieren und mieten können. - Smart Energy:
Das intelligente Energie-Management beschränkt sich nicht auf die Energiemessung, sondern steuert den Energieverbrauch je nach Angebot.
Reale und virtuelle Welten verschmelzen
Doch nun steht mit dem "Internet der Dinge" (Internet of Things, IoT) die nächste Revolution bevor und die großen deutschen, ingenieurswissenschaftlich geprägten Konzerne sehen sich gut für die kommenden Herausforderungen gewappnet, weil sich die Vernetzung bis in die Produktion erstreckt. "Mit dem Internet der Dinge bauen wir ein System, das die Welt bislang noch nie gesehen hat", schwärmt Stefan Ferber von der BoschBosch Software Innovations GmbH. Es werde die physikalische Welt mit der virtuellen Welt des Internet zusammenführen. Die Auswirkungen und Möglichkeiten, die diese Entwicklung mit sich bringe, seien heute noch nicht absehbar, vermutet der Bosch-Manager. Top-500-Firmenprofil für Bosch
Die bekannteste Umsetzung des Internet der Dinge ist zurzeit Googles "Project Glass". Die Datenbrille projiziert Informationen aus dem Internet ins Sichtfeld des Nutzers. So kann er unterwegs E-Mails-Abrufen, chatten, einkaufen und Informationen zur realen Welt um ihn herum - etwa zu Sehenswürdigkeiten - abrufen. GoogleGoogle Glass ist ein Paradebeispiel dafür, wie IT- und Kommunikationstechnik immer tiefer in den Alltag und in die Gesellschaft vordringen. Es ist daher kaum überraschend, dass die Wunderbrille bereits zahlreiche Nachahmer etwa von MicrosoftMicrosoft, Sony und OlympusOlympus gefunden hat. Top-500-Firmenprofil für Olympus Alles zu Google auf CIO.de Alles zu Microsoft auf CIO.de
Dumme Dinge werden im Web intelligent
Doch um das Internet of Things zu erschließen, ist keineswegs immer teures und spezielles Equipment nötig: Friedemann Mattern, Professor an der Eidgenössische Technische Hochschule (ETH) in Zürich, präsentierte auf der vom Münchner Kreis veranstalteten Fachkonferenz "M2M und das Internet der Dinge" ein einfaches, fiktives Projekt anhand einer Schweizer Schokolade. Das eigentlich dumme Produkt (Schokolade) wird mit Hilfe eine Barcodes (auf der Verpackung) und eines SmartphonesSmartphones mit Barcode-Scanner auf dem Bildschirm des mobilen Geräts zum Leben erweckt. Mit der Verknüpfung zum Internet tun sich für den Schokoladenhersteller unendlich viele Optionen auf, das Produkt dazustellen und zu bewerben. Zudem gibt der Käufer Informationen über sich preis, etwa wo er die Schokolade wann gekauft hat und wo er sich gerade befindet. Alles zu Smartphones auf CIO.de
Im Video nennt Peter Friess von der EU-Kommission Beispiele für das Internet der Dinge.
"Werden wir entmündigt? Wem gehören Daten und Wissen?", fragte der Wissenschaftler Mattern angesichts dieser weitreichenden Transparenz. "Die Antwort lautet: Wir wissen noch nicht, wie sich das alles entwickelt." Bislang sei es Politik und Gesellschaft noch nicht einmal gelungen, DatenschutzDatenschutz in der virtuellen Welt zu gewährleisten. "Demnächst verbindet sich die virtuelle Welt mit der realen Welt, dann potenzieren sich die Probleme", warnt Mattern. Alles zu Datenschutz auf CIO.de