Analysten-Kolumne
IT-Beratungsmarkt - auch 2006 keine positive Entwicklung
Bei der Ausschreibung von Projekten werden zunehmend auch Offshoring-Anbieter um Angebote gebeten, nur um die Preise zu drücken. Diese können hiesige Unternehmen aber nur bieten, wenn sie ebenfalls Teilbereiche der Projekte auslagern. Zum anderen erhöhen indische Anbieter ihre lokale Präsenz in den Industrieländern. Sie richten vermehrt lokale Service- und Support-Center mit dem Ziel ein, Near- sowie Offshoring zu fördern. Mit diesem Schritt reagieren sie auf die nach wie vor vorhandene Skepsis gegenüber ausländischen Dienstleistern.
Über die Lokationen in den Zielregionen versuchen sie ihr Angebot den landesspezifischen Marktsituationen und kulturellen Besonderheiten anzupassen. Bei Projektumsetzung bilden die regionalen Büros dann den Brückenkopf zwischen den Offshore-Lokationen und den Klienten.
Auf lange Sicht keine Rückkehr zu altem Preisniveau
Auch wenn die IT-Dienstleister versuchen, höhere Beratungssätze am Markt durchzusetzen, so werden sie mit diesen Anstrengungen scheitern. Der wirtschaftliche Druck hält europaweit an, und es ist in diesem Zusammenhang nicht von einer nachhaltigen Nachfragebelebung im IT-Beratungsgeschäft auszugehen.
Vielmehr wird sich der enorme Druck auf die Beratungshonorare der IT-Serviceanbieter in den traditionell konservativeren Ländern wie Deutschland wegen der immer größeren Verfügbarkeit, Akzeptanz und Nutzung von Offshore- sowie Nearshore-Ressourcen deutlich verstärken. Zudem haben viele Anwenderunternehmen ihre Sourcing-Strategien und Prozesse vor dem Hintergrund der für sie sehr günstigen Marktbedingungen nunmehr besser positioniert und organisiert. Daher werden sie auch künftig, niedrige Beratungshonorare mit den Serviceanbietern aushandeln können. An eine Rückkehr zu früherem Niveau ist auf lange Sicht - geschweige denn in 2006 – nicht zu denken.
Pascal Matzke ist Principal Analyst bei Forrester Research.