Ölkonzern OMV
IT für die Ost-Expansion
Endlich ist im JW Marriott Grand Hotel in Bukarest wieder Ruhe eingekehrt. Mitte letzten Jahres ging es hier zu wie im Taubenschlag. Mitarbeiter der OMV Solutions hatten sich übergangsweise eingemietet. Der Rumänische Ölkonzern Petrom, den das Erdöl- und Erdgasunternehmen OMV gerade gekauft hatte, bot schlicht zu wenig Platz für die IT-Sanierer aus Wien. Dort saßen sie auf dem Boden mit Laptop auf den Knien, hackten E-Mails in ihre Computer. Andere standen in Gruppen, diskutierten wild gestikulierend über den maroden Zustand der IT des ehemaligen Staatsbetriebs. „Es hatte was von der Aufbruchstimmung der New Economy Ende der 90er-Jahre in Deutschland“, sagt Jörg Brinkmann, Leiter des CIO Office bei der OMV. Für 1,5 Milliarden Euro hatte das Zehn- Milliarden Euro Umsatz schwere Unternehmen gerade die Mehrheit an der 60000-Mann-Gesellschaft übernommen und schickte nun seine Mitarbeiter in das Land, in dem mittellose Kinder genauso wie Luxuskarossen das Straßenbild prägen.
Auch in IT-Belangen war der Maßstab der Rumänen ein anderer. „Sie war nicht nach westlichem Standard gemanagt“, formuliert OMV-CIO Ulf Busch vorsichtig. Im Mai 2005 dann war das neue Petrom-Headquarter in Bukarest fertig, die IT-Manager aus Österreich räumten ihr Lager im Marriott und bezogen ihre Räume. Petrom-Chef Gheorghe Constantinescu bezeichnete den Umzug später als „visible consequence of the modernization process the company is going through“.
Die Modernisierung war bitter nötig – auch IT-mäßig. Die Petrom ist ein Staatsunternehmen, das 1997 aus etwa 100 kleinen Firmen entstand, die mit Gas und Öl handelten. „Es gab fünf verschiedene ERP-Systeme, oft gar nichts oder Excel für die Buchhaltung, die Petrom hatte gerade einmal 4000 PCs für 60000 Mitarbeiter - eine Due Dilligence der IT war gar nicht möglich“, konstatiert OMV-CIO Busch. Von den angegebenen 650 IT-Mitarbeitern entpuppten sich nur 250 IT-Mitarbeiter als Spezialisten, denn Petrom zählte auch Datentypisten und andere IT-Zuarbeiter zum IT-Bereich. Die IT war nicht EU-reif. Das ist die Mission der OMV, die bis 2007 Transparenz in Systeme und FinanzenFinanzen bekommen muss. Zudem stand der Kurs der OMV seit dem Vorstandswechsel im Konzern 2002 auf Wachstum und Expansion. Top-Firmen der Branche Finanzen
Die neue Governance für Petrom kommt aus Wien – von der OMV. Unter dem Motto One-IT und mit Hilfe des IT-Programm-Management-Tools „Radar“ setzte der 41-jährige Busch nach seinem Einstieg im Mai 2003 schon bei OMV neue Entscheidungswege, Verantwortlichkeiten und Methoden fest. Diese Konzepte will er jetzt nach und nach auch auf Petrom übertragen. Nach zweimonatigen Diskussionen mit dem St. Gallener IT-Beratungshaus IMG, der IT-Tochter OMV Solutions und den Fachbereichen einigten sich Busch und der für IT verantwortliche Finanzvorstand David C. Davies Ende Juli 2004 auf die drei Kernbereiche Wachstum, Kunden- und Serviceorientierung sowie Kosten und Effizienz für die neue IT-Strategie der OMV. Konkret fordert Busch etwa für den Bereich Raffinerie und Marketing eine „proaktivere Rolle der IT“ und sieht sich als CIO im Bereich Exploration & Produktion als Koordinator für sämtliche Geschäftsanforderungen in Abstimmung mit IT-Managern in den Fachbereichen. Der Bereich Chemicals ist gar dazu angehalten, IT-Leistungen extern erbringen zu lassen, sofern OMV Solutions es nicht so günstig machen kann.
150 Projekte sollen 2006 parallel laufen
Eine wichtige Unterstützung für das Management von Projekten ist Radar – „das zentrale Werkzeug zur Steuerung von Projekten“, so Busch. Im kommenden Jahr will der gelernte Maschinenbau-Ingenieur den Status von über 150 parallel laufenden Projekten im Intranet aufrufen können. Oberstes Ziel war, innerhalb einer Stunde sämtliche wesentlichen Details über ein laufendes Projekt eingegeben zu haben – egal ob es sich dabei um ein 24-Millionen-Euro-schweres SAP-Projekt oder nur um 30 PC-Installationen handelte. Seit zwei Jahren ist Radar auf dem OMV-Portal der Österreicher integriert. „Wir haben es in Sankt Petersburg programmieren lassen“, sagt Busch, der die Kosten für die Projektmanagement- Selbstentwicklung auf 480000 Euro beziffert. Das Besondere: „Durch seine ausgerägte Reporting- Fähigkeit nimmt es eine Schlüsselposition im Governance-Prozess ein“, so Busch, „Sie bekommen den Status der ProjekteProjekte auf Knopfdruck.“ Alles zu Projekte auf CIO.de