Einzelhandel
IT macht Druck
Metro spart 150 Millionen Euro
Logistikzentrale auf eigene Beine gestellt
Das mit dem Deutschen Logistikpreis ausgezeichnete Supply-Chain-Konzept von Metro markiert einen Paradigmenwechsel im Lieferkettenmanagement. Wie viele Mitbewerber verfügte auch der Handelsriese lange über kein System für die Steuerung der Warenströme. Die gut 8000 Metro-Lieferanten arbeiteten mit mehr als 1000 verschiedenen Logistikern zusammen. 50 Millionen Aufträge und Lieferungen fielen jährlich an. Das Chaos an den Rampen der Logistikzentren und der rund 1700 Einkaufsmärkte war vorprogrammiert.
Statt die Hoheit über Lieferwege und -termine weiter externen Dienstleistern zu überlassen, holt Metro heute sämtliche Waren selbst ab. Als Zentrale fungiert dabei die ausgegründete Metro MGL Logistik GmbH. Sie fasst die Warenströme informationstechnisch zusammen und verteilt alle anfallenden Touren auf eine Hand voll ausgewählter Spediteure. Dazu ist neben neu entwickelten Managementprozessen ein starkes IT-System erforderlich.
Make or Buy? - diese Frage stellten sich vor zwei Jahren auch die Metro-Verantwortlichen. Gegen eine Standardsoftware sprach, dass keine verfügbare Lösung das zentralisierte Lieferantenmodell abbilden konnte. Heute arbeiten die Metro-Mitarbeiter mit einem Front-end, das aus eigenentwickelten Dialog-systemen der MGL besteht. Die Anwendung Logis beispielsweise fasst die Wareneingangsdaten zusammen. Sie erlaubt es, die Abrechnungen mit den Lieferanten abzuwickeln, aber auch Liefertreue und Pünktlichkeit zu prüfen.
Über die Dialogsysteme tätigen die einzelnen Filialmanager Bestellungen. Dabei greifen sie auf die Daten der Metro-Warenwirtschaft zu. Stammdaten und Informationen aus den Sendungs-, Rechnungs- und EDI-Systemen werden zentral vorgehalten. Die MGL ist eine Art Drehscheibe für die Informationsverarbeitung in der gesamten Lieferkette, inklusive der beteiligten Zulieferer. SAP-Werkzeuge durchleuchten beim Controlling die Datensätze.
Mit dem neuen Logistikkonzept steigerte der Handelsriese nach eigenen Angaben die durchschnittliche Anliefermenge von nur einer Palette auf derzeit etwa 30 Paletten je Lkw-Stopp. Bei Textilien sind pro Fracht aus 40 Einzelteilen 400 Hängeteile geworden. Fahrerlöhne und Energiekosten sinken, weil die Lkw besser gepackt sind und schneller entladen werden. Eine Termintreue von 98 Prozent ermöglicht es Metro heute, zu jeder Zeit genau das anzubieten, was bei den Kunden gefragt ist. Das hat dem Konzern geholfen, den Umsatz 2002 um vier Prozent auf 51,5 Milliarden Euro zu steigern. Dieses Jahr will Metro um fünf weitere Prozent wachsen.