Corona-Krise
Lufthansa-Konzern streicht Flugplan um 150 Jets zusammen
Die Auswirkungen der Corona-Krise auf den LuftverkehrLuftverkehr werden immer heftiger. Der Lufthansa-Konzern hat am Mittwoch seinen Flugplan kurzfristig um die Kapazität von rund 150 Flugzeugen gestutzt. Damit wurden Ankündigungen aus der vergangenen Woche umgesetzt und die Personalvertretungen über die konkreten Maßnahmen informiert, wie ein Unternehmenssprecher am Mittwoch in Frankfurt bestätigte. Top-Firmen der Branche Transport
Es handele sich um einen rechnerischen Wert über den gesamten Konzern, der mit seinen Gesellschaften wie Austrian, Swiss, Brussels und Eurowings über gut 750 Passagierflugzeuge verfüge, erläuterte der Sprecher. Noch stünden erst wenige Jets am Boden, etwa bei vorgezogenen Wartungsintervallen. In den kommenden Wochen würden aber immer mehr Flugzeuge aus dem Dienst genommen.
Das derzeit überzählige Personal wurde bereits in der vergangenen Woche angehalten, unbezahlten Urlaub einzureichen oder auch in Teilzeit die angebotene Arbeitsleistung zu reduzieren. LufthansaLufthansa prüft zudem die Möglichkeit, bei der Arbeitsagentur Kurzarbeit anzumelden. Mit den Arbeitnehmervertretungen laufen dazu Gespräche. Zusätzlich wurde ein umfangreiches Sparprogramm aufgelegt. Top-500-Firmenprofil für Lufthansa
Auswirkungen auf den internationalen Luftverkehr
Der internationale Luftverkehr ist von der weltweiten Corona-Krise schon jetzt schwer getroffen. Nach dem Fast-Zusammenbruch des China-Verkehrs sind die Folgen inzwischen rund um den Globus zu spüren, denn aus Furcht vor einer weiteren Verbreitung des Covid-19-Erregers werden Messen und Geschäftsreisen abgesagt. Die chinesische Luftverkehrsbehörde CAAC versucht inzwischen mit Extra-Prämien, die internationalen Fluggesellschaften zur Wiederaufnahme ihrer Verbindungen auf das chinesische Festland zu bewegen.
Sorgen bereitet den Airlines auch die Frage, ob die Krise als "außergewöhnlicher Umstand" zu bewerten ist. Falls nicht, müssten sie neben den nicht aufholbaren Umsatzverlusten auch noch Passagiere entschädigen, die bereits frühzeitig ein Ticket gebucht hatten. Ziemlich sicher werden Fluggast-Portale diese Frage auch vor den Gerichten ausfechten, wie beispielsweise Lars Watermann von EUflight.de klargemacht hat. Er sieht die Flugplanstreichungen eindeutig als betriebswirtschaftliche Entscheidung der Airlines, die folglich zahlen müssten.
"Außergewöhnliche Umstände"
Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) wandte sich gegen Entschädigungen nach der Fluggastrechteverordnung. Die Fluggesellschaften hätten schnell auf die Ausbreitung des Virus reagiert und ihr Angebot angepasst. "Leere Flugzeuge zu fliegen, wäre wirtschaftlich unverantwortbar und ökologisch völlig schädlich", erklärte der Verband in Berlin. Die Einschnitte in die Flugpläne seien auf "außergewöhnliche Umstände" zurückzuführen. Statt einer Entschädigung sollten die Kunden Rückerstattungen oder kostenlose Umbuchungen erhalten.
Der Konkurrent Air France/KLM rechnet wegen des Virus mit bis zu 200 Millionen Euro Gewinneinbuße im laufenden Geschäftsjahr, Lufthansa will zu einem späteren Zeitpunkt berichten. Den kompletten Überblick zu den wirtschaftlichen Folgen hat die Branche noch nicht. Es ist aber längst klar, dass Corona härtere Konsequenzen haben wird als die Sars-Epidemie im Jahr 2003 oder der aschereiche Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull sieben Jahre später.
Der internationale Airline-Verband IATA konnte am Mittwoch erste Auswirkungen des Covid-19-Ausbruchs mit den weltweiten Passagierzahlen für den Januar belegen. Danach wuchs die globale Nachfrage nach Passagierflügen zwar noch um 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die ersten massiven Eingriffe in den Flugverkehr nach China ab dem 23. Januar genügten aber, das nahezu schwächste Wachstum seit fast zehn Jahren zu zeigen.
Die bange Frage lautet längst, wie lange die Krise anhält und wie schnell sich anschließend die Nachfrage erholen wird. Der Chef des Billigfliegers Ryanair, Michael O'Leary, gehört wohl noch zu den Optimisten, die im Sommer bei den Konsumenten eine gewisse Gewöhnung erwarten. Im Juni und Juli werde das "Paniklevel" sinken, vermutet der irische Lautsprecher der Branche. (dpa/rs)