Die 40 größten Karrieremythen
MBA, Networks und andere Nutzlosigkeiten
Lieber persönliche Stärken betrachten
CIO: Ist mein Gehalt ein Gradmesser für die Karriere?
Schmidt: Kurzfristig sicher nicht. Ihr Gehalt lässt sich nur als Lebensverdienst bewerten. Also als kumuliertes, im Laufe eines Berufslebens erzieltes Berufseinkommen. Man denkt und rechnet gehaltlich im Hier und Heute, nicht mit Perspektive.
Allerdings kann Ihre aktuelle Position fundamentale Auswirkungen auf Ihren Erfolg und Ihre Rolle während der nächsten zwanzig Jahre haben. Je nach Entwicklungsmöglichkeit und Erfolg können die nächsten Stufen schnell oder langsam bis gar nicht genommen werden. Aktuell in Kauf genommene Gehaltsdifferenzen können bei karriereträchtigen Inhalten dagegen dann ein vergleichsweise vernachlässigbares Investment sein.
CIO: Was raten Sie beim Umgang mit Mythen? Woran soll ich mich für meine Karriere halten?
Schmidt: Die einschlägige Literatur zur Karriereentwicklung liest sich wie eine Ansammlung von Karrierekochbüchern. Man nehme ein paar Zutaten wie Prädikatsexamen, Dissertation, Auslandstudium sowie einige Berufsjahre in einer Top-Beratung. Man absolviere zur Sicherheit zusätzlich noch einen MBA, am besten in den USA. Dann läuft die Karriere wie von selbst.
Anstatt lemminghaft den Empfehlungen von selbsternannten Karriereexperten zu folgen, sollten Sie stattdessen lieber auf eine persönliche Stärken- und Neigungsbetrachtung setzen. Vereinfacht gesagt, auf die Fragen "Was kann ich besonders gut?" und: "Was macht mir besonders viel Spaß?" In diese Kombination sollten Sie dann Ihre ganze Energie setzen. Auf Dauer scheint mir Jobzufriedenheit das wichtigste Kriterium für die Auswahl des nächsten Karriereschritts zu sein.
"Die 40 größten Karrieremythen. Ein ‚Headhunter zeigt, worauf es wirklich ankommt" von Marcus Schmidt, Eichborn Verlag 2010, 195 Seiten, 19,95 Euro.