Homeoffice erlaubt Umzug ins Grüne

Menschen aus Paris zieht es in die Provinz

02.05.2023
Immer mehr Pariser haben genug von der stressigen und teuren Metropole, sie zieht es in die Provinz. Kleinstädte dort werben um die erschöpften Hauptstädter. An Paris geht der Trend indes nicht spurlos vorüber.
Innenstadt von Paris: Von der stressigen und teuren Großstadt haben viele Menschen genug. Sie zieht es aufs Land.
Innenstadt von Paris: Von der stressigen und teuren Großstadt haben viele Menschen genug. Sie zieht es aufs Land.
Foto: Carsten Medom Madsen - shutterstock.com

Der Ansturm der Touristen auf Paris ist nach dem Corona-Einbruch wieder voll in Schwung gekommen, eine wachsende Zahl von Parisern hat jedoch die Stadt offenbar satt. Die Einwohnerzahl der französischen Metropole sinkt schon eine Weile. Nun gehen auch die astronomischen Immobilienpreise leicht zurück und der Stadtrat berät über das Schließen von Schulklassen. Während der strikten Corona-Auflagen flohen manche Einwohner aus beengten Stadtwohnungen aufs Land, wo es Platz und Natur gibt. Mit den neuen Möglichkeiten des HomeofficeHomeoffice entscheidet so mancher sich nun für einen dauerhaften Umzug - und einige Provinzstädte werben schon um die Hauptstädter. Alles zu Home Office auf CIO.de

Im Herbst sank der durchschnittliche Quadratmeterpreis in Paris unter die symbolische Grenze von 10.000 Euro, wie die Immobilienagentur Century 21 ermittelte. Mit 9.758 Euro im September 2022 lag der Preis damit gut 1.000 Euro unter dem Wert zum Vorjahreszeitpunkt. Die Folgen der Corona-Pandemie mit Wegzügen ins Umland und die Provinz hätten Angebot und Nachfrage verschoben, was zu sinkenden Preisen führe, erklärte die Agentur. Bis eine Wohnung verkauft ist, dauert es inzwischen spürbar länger als früher. Seit 2012 schon verliert Paris kontinuierlich Einwohner, wie aus Daten der Statistikbehörde Insee hervorgeht. 2021 schrumpfte die Einwohnerzahl um 7.800 auf 2.139.900.

50 Grundschulklassen gestrichen

Die sinkenden Einwohnerzahlen wirken sich inzwischen auch auf den Schulbetrieb aus. Klassen müssen geschlossen werden, ein Phänomen was sonst eher zu schrumpfenden Landgemeinden passt. Zum Schuljahr 2022 wurden 50 Grundschulklassen gestrichen, weil die Zahl der Schüler um 6.000 sank. Noch kämpft die Stadtverwaltung dagegen, nach den Sommerferien weitere 157 Grundschulklassen schließen zu müssen. 4.000 Kinder weniger als noch im Vorjahr stehen zur Einschulung an.

Eine Insee-Studie beziffert die Dynamik der Paris-Flucht: 2022 standen 35 in die Hauptstadt ziehenden Haushalten 100 gegenüber, die Paris verließen. Zu dem Trend tragen laut der Studie Familien mit kleinen Kindern bei. Die Zahl der Kinder im Einschulungsalter sank 2021 in Paris um 2,1 Prozent. Vom Zuzug der Hauptstadtbewohner profitieren kleinere Städte, etwa Vannes in der Bretagne oder das elsässische Colmar. Angetrieben werde die Hauptstadtflucht von der Möglichkeit zum "Télétravail", dem Homeoffice.

Viel günstigere Mieten

Bei Adrien und Marion, einem jungen Paar mit zwei Kindern, reifte der Entschluss zum Wegzug aus Paris während der Corona-Pandemie. Sie hätten beruflich neu starten und die Familie ins Zentrum rücken wollen, sagte Adrien der Zeitung "Le Figaro". "Und wir hatten genug von Paris, genug von der ständigen Unsicherheit, den Diebstählen von Motorrollern und den Leuten, die nicht im Hausflur grüßen." Sie zogen in einen kleinen Ort in der Dordogne und eröffneten eine Pension und ein Restaurant. Für Johanne, die von Paris nach Amiens im Norden zog, waren auch die Mietpreise ein Grund. "In Paris zahlten wir 1400 Euro für 36 Quadratmeter." Jetzt wohnten sie für 800 Euro auf 75 Quadratmetern in einer Stadtvilla nahe des Zentrums.

Kleinere Städte buhlen um Bewohner aus Paris und anderen Metropolen gezielt mit den Vorzügen des Landlebens. Auf der Werbung von Dunkerque sieht man eine junge Familie am Strand der Kanalküste, angepriesen werden die Natur, gute Bildungseinrichtungen und der kostenlose Nahverkehr. Das Departement Aveyron im Süden lockt mit Natur, gesundem Essen sowie Schwimmen im Natursee - und dem Hinweis darauf, dass man dank gutem Internet trotzdem nicht von der Welt abgeschnitten sei.

Laon im Norden lud ausgewählte Umzugsinteressierte selbst zu einem kostenlosen Kennenlern-Wochenende ein - Jobangebote und Wohnungsbesichtigungen inklusive, wie der "Figaro" berichtete. Eine Stewardess entschied sich zum Umzug von Paris nach Laon, die Fahrzeit vom Flughafen war nämlich gleich. Und auch ein Arzt ließ sich kurzentschlossen in Laon nieder. (dpa/rs)

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